Hamburg. Seit 2019 dient ein Priel als Ausgleichsfläche für die Elbvertiefung. Ein interaktives Schild informiert nun über seltene Pflanze.

Die Idee zum Bau eines Priels in Höhe Wrauster Bogen, damit sich dort der seltene Schierlings-Wasserfenchel ansiedeln kann, kam Dr. Elisabeth Klocke und ihrem Team von der Stiftung Lebensraum Elbe bereits im September 2013. Es folgte die exakte Planung, behörd­liche Genehmigungen und schließlich das Anlegen des Priel im Jahr 2019.

Auf einer Länge von 130 Metern und einer Breite zwischen 13 und 20 Metern pflanzten die Mitarbeiter der Stiftung 91 Schierlings-Wasserfenchelpflanzen. 75 dieser Pflanzen hatten sich bis zum folgenden Sommer weiterentwickelt – ein Kreislauf begann.

Seltener Schierlings-Wasserfenchel wird angesiedelt, neues Schild informiert

„Die Pflanzen sind zweijährig. Im ersten Jahr treiben große Rosetten aus, die im Winter wieder verschwinden, im kommenden Sommer blühen die Blüten­dolden, aus diesen bilden sich die grünen Früchte, die während der Reifung rot werden, von der Pflanze abfallen und sich an passender ­Stelle wieder aussäen“, sagt Elisabeth Klocke. Viele dieser Samen ­befinden sich im Boden der Marsch, etwa bei Bauarbeiten treten sie zutage. „Man spricht auch vom roten Gold der Elbe“, sagt Elisabeth Klocke.

Um Spaziergänger und Radfahrer auf die seltene Wasserpflanze – sie wächst weltweit ausschließlich im Tidegewässer der Elbe – aufmerksam zu machen, stellten Klocke und ihr Projektleiter Gerwin Obst eine Hinweistafel mit QR-Code am Rande des Priels auf.

Wichtig: Der Wanderweg darf zum Schutz der Pflanzen nicht verlassen werden

Denn: Pflanzen und Bäume sollten hier möglichst vom Wanderweg aus betrachtet werden, damit keine Pflanzen zertreten und das sensible Gleichgewicht der Natur nicht gestört wird. Über den QR-Code bekommen Interessierte weitere Infos zu dem Umweltprojekt.

„Bei Verlust werden wir an dieser Stelle immer wieder den Schierlings-Wasserfenchel nachpflanzen.“ Die Pflanze sei schließlich sehr speziell und schützenswert, wie auch die Elbe, die zahlreichen Pflanzen und Tieren Lebensraum bietet.

Millionenschwere Stiftung profitiert von Liegegebühren der Containerschiffe

Wegen der soliden Finanzlage – die Stiftung wurde von der Hansestadt Hamburg gegründet und verfügt über ein Stammkapital von etwa 20 Millionen Euro – ist einiges möglich. „Wir erhalten jährlich fünf Prozent der Liegegebühren, die die Containerschiffe im Hamburger Hafen zahlen, das sind zwischen 2,5 und drei Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatten wir etwa 3,5 Millionen Euro zur Verfügung“, sagt Elisabeth Klocke.

Die Stiftung Lebensraum Elbe hat es sich zur Aufgabe gemacht, den ökologischen Zustand der Tideelbe und deren Nebengewässer zu verbessern. Die Stiftung treibt mehrere Projekte voran. Details zu ihnen finden Interessierte im Internet unter www.stiftung-lebensraumelbe.de.

Nächste Maßnahme ist die naturnahe Gestaltung eines Priels in Altengamme

Elisabeth Klocke und Gerwin Obst blicken bereits in die Zukunft und planen die naturnahe Gestaltung der Schlinz, einen langen Priel in Altengamme. Sie hoffen auf die Genehmigung der Maßnahmen noch in diesem Jahr. „Wir werden alles zurückbauen, ein Stück vom Deich weg und das Ufer abflachen, Steine und Rohre entfernen“, sagt Klocke. „Wir hoffen, bereits 2022 mit diesen Maßnahmen beginnen zu können.“