Kirchwerder. Stiftung Lebensraum Elbe plant neben dem Wrauster Bogen einen weiteren Priel am Hower Hauptdeich.
Mitte Juni sollen die Arbeiten für einen neuen Priel im Deichvorland in Höhe des Hower Hauptdeichs beginnen. In seiner Nähe soll auch ein flacher Tümpel angelegt werden. Davon sollen Amphibien, Libellen und weitere Insekten, Fische sowie seltene Pflanzen profitieren. Die Kosten betragen etwa eine Million Euro.
An strömungsberuhigten Ufern von„Elbe-Fingern“, die von Auwäldern und Röhrichten umgeben sind, siedelt sich gern auch der vom Aussterben bedrohte Schierlings-Wasserfenchel an. Er wächst und gedeiht bereits prächtig wenige Kilometer flussabwärts: Im Deichvorland am Warwischer Hauptdeich in Höhe Wrauster Bogen wurden vor knapp einem Jahr die Arbeiten an einem weiteren, 135 Meter langen und bis zu 30 Meter breiten Priel beendet. Der neue Priel befindet sich in direkter Nachbarschaft eines 400 Meter langen Priels, der vor 29 Jahren durch die Deichrückverlegung entstanden ist.
Noch mindestens 50 Exemplare
Dr. Elisabeth Klocke, Geschäftsführerin und Vorstand der Hamburger Stiftung Lebensraum Elbe, und ihr Team pflanzten dort 76 Schierlings-Wasserfenchel-Pflanzen. Bereits im September waren weitere 46 aus Samen aufgewachsen. Heute wachsen dort noch mindestens 50 Exemplare der seltenen Pflanze. Sie sind den Gezeiten ausgesetzt und zweimal täglich für jeweils mehrere Stunden unter Wasser. „Wir sind sehr glücklich, dass mehr als 50 Pflanzen den Winter überstanden haben. Denn gerade im Winterhalbjahr mit diesmal besonders vielen Sturmfluten sammelt sich im Deichvorland viel Treibsel an und setzt den zarten Pflanzen zu“, sagt Elisabeth Klocke.
Im Bezirk Bergedorf gibt es acht Priele zwischen Altengamme und Ochsenwerder: Zwei in Altengamme, einer in Zollenspieker, zwei am Wrauster Bogen in Kirchwerder und drei in Ochsenwerder. Hinzu kommt ein Prielsystem aus vier miteinander verbundenen Prielen, das die Behörde für Umwelt und Energie an der Spadenländer Spitze bauen ließ.
Neun Projekte bisher realisiert
Die Stiftung Lebensraum Elbe organisiert(e) den Bau der beiden Priele am Wrauster Bogen und am Hower Hauptdeich. Doch die in Lohbrügge lebende Chemikerin Elisabeth Klocke und ihre Mitarbeiter haben seit der Gründung der Stiftung 2010 auch diverse andere Projekte vorangetrieben. Von 22 Machbarkeitsstudien, die die Stiftung vorlegte, belegten 21, dass Projektidee realisierbar ist. Neun Projekte wurden bereits in die Tat umgesetzt.
So entstand beispielsweise am Falkensteiner Ufer in Wittenbergen eine Feuchtwiese, die auch der seltenen Schachbrettblume eine Heimat bietet. Bei Obergeorgswerder ließ die Stiftung Priele und ein Kleingewässer anlegen. In Winsen wird der Lauf der Luhe verlängert und auf der Elbinsel Neßsand ließen die Naturfreunde Tümpel und feuchte Senken anlegen.
Ziel ist die ökologische Aufwertung der Tideelbe
Ziel der Stiftung ist, zur ökologischen Aufwertung der Tideelbe beizutragen, die natürliche Vielfalt zu bewahren und die einzigartigen Lebensräume der Flusslandschaft zu stärken. Klocke und ihr Team werden von einem Stiftungsrat kontrolliert, in dem neben einer neutralen Vorsitzenden zehn Institutionen vertreten sind – fünf Umweltverbände wie Nabu und BUND sowie fünf Vertreter der Wirtschaft, darunter HPA, Handelskammer und Unternehmensverband Hafen Hamburg.
„Wir sind nicht für Ausgleichsmaßnahmen zuständig“, betont Elisabeth Klocke. „Was wir machen, kommt on top.“ Diese „Zugaben“ werden in der Regel von der Hamburg Port Authority (HPA, ehemals Strom- und Hafenbau) finanziert.
Das Grundstockvermögen der Stiftung beträgt derzeit rund 13,6 Millionen Euro. Für die Realisierung von Maßnahmen und Projekten stehen der Stiftung jährlich etwa drei Millionen Euro zur Verfügung.
Exkursion zum Priel
Wer mehr über den Priel in Höhe Wrauster Bogen erfahren will und den blühenden Schierlings-Wasserfenchel bestaunen möchte, der kann am Donnerstag, 25. Juni, an einer Führung teilnehmen. Sie startet um 16.30 Uhr und endet gegen 17.30 Uhr. Die Teilnahme an der Exkursion ist kostenlos. Treffpunkt ist auf dem Deich in Höhe des östlichen Endes des Wrauster Bogens.
Die Zahl der Teilnehmer ist begrenzt. „Bei entsprechender Nachfrage können wir eine weitere Führung anbieten“, sagt Elisabeth Klocke. Eine Anmeldung ist erforderlich – per E-Mail an info@stiftung lebensraumelbe.de.
Weitere Infos zur Stiftung gibt’s im Internet unter www.stiftungle bensraumelbe.de.