Kirchwerder. Grüne diskutieren mit Landwirten über Bio-Anbau. Anteil soll in den nächsten Jahren wachsen. Bauernpräsident fordert Absicherung.

Politiker der Partei Die Grünen aus Hamburg und Bergedorf haben einen Ausflug zum Hof Eggers in der Ohe gemacht. Nachdem Altbauer Georg Eggers die zwölf Besucher über den Hof geführt hatte, diskutierten sie über Chancen und Risiken bei der Umstellung landwirtschaftlicher Betriebe auf ökologische Landwirtschaft, gesunde Ernährung und Produkte aus der Region.

„Die Vier- und Marschlande könnten sich zu einer Region mit Vorbildfunktion entwickeln – eine kleine Insel, aber hoch motiviert“, sagt die Bergedorfer Grünen-Politikerin Doris Wolf. Die politischen Möglichkeiten in Hamburg würden gerade gut aussehen, betonte Bauernpräsident Martin Lüdeke, der ebenfalls zu Gast war. Er ist selbst Landwirt, baut fast das gesamtes Futter für seine Rinder in den Vier- und Marschlanden an.

Öko-Landbau in Hamburg soll ausgebaut werden

„Die Grünen sind in Hamburg in der Regierung, viele Verbraucher in unserer Stadt finden Bio und Lebensmittel aus der Region gut. Außerdem gehört der Stadt ein Großteil der Anbauflächen“, sagt Lüdeke. Zudem seien die rund 200 Landwirte in der Hansestadt „eine überschaubare Mannschaft“. Hier könne, anders als etwa in Bayern, ein Bio-Pilotprojekt relativ einfach gestartet werden.

„Der Verbraucher muss dann aber auch bereit sein, für Bio-Lebensmittel mehr zu bezahlen, denn sonst können wir Bauern sie nicht liefern“, sagt Lüdeke. Viele seiner Berufskollegen würden einer Umstellung auf Bio-Landwirtschaft gegenüber aufgeschlossen sein: „Sie sind Unternehmer und damit kann man ja Geld verdienen.“ Doch die Gesellschaft können nicht hohe Ansprüche stellen und die regionalen Bauern, die mit internationaler Konkurrenz mithalten müssen, dann im Regen stehen lassen.

Es müsste über finanzielle Absicherungen der Bio-Bauern nachgedacht werden, fordert der Bauernpräsident: Denkbar sei beispielsweise eine höhere Versteuerung von Lebensmitteln. „Mit dem Plus könnten die Bauern unterstützt werden.“

Auch Gärtner sollen zu einem Umstieg motiviert werden

„Der Besuch auf dem Hof Eggers war so etwas wie ein Startschuss mit Vernetzungscharakter“, sagt Doris Wolf. Denn es soll weitere „Impulstreffen“ von Akteuren aus der Landwirtschaft geben. Noch in diesem Jahr wollen sich Henning Beeken, Betreiber des Hofes Eggers, Lüdeke und Karl Wolfgang Wilhelm von hamburg.bio, einem Zusammenschluss von Bio-Unternehmen, zusammensetzen, berichtet die Grüne. Dann soll es um mobile Schlachtungen von Rindern gehen, also Schlachtungen ohne lange, quälende Transportwege für die Tiere.

„Wir wollen die Bauern unterstützen, Öko-Landwirt zu werden“, sagt Doris Wolf. In einem nächsten Schritt will sie sich an die Gärtner richten. Auch von ihnen sollen möglichst viele zu einem Umstieg motiviert werden.

Betriebe brauchen eine klare wirtschaftliche Perspektive

Ziel des Koalitionsvertrags ist, den Anteil ökologisch bewirtschafteter Fläche in Hamburg bis 2025 mehr als zu verdoppeln. „Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen die Betriebe neben Flächensicherheit – insbesondere bei von der Stadt gepachteten Flächen – eine klare wirtschaftliche Perspektive.“ Diese könne die Stadt durch Anpassung des Einkaufs öffentlicher Einrichtungen ohne weiteres leisten – indem mehr regionale Bio-Produkte erworben werden. Wichtig seien auch Maßnahmen zur Aufklärung der Verbraucher, betont die Politikerin.

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Doris Wolf ist Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft Natur und Umwelt der Hamburger Grünen. Die Landesarbeitsgemeinschaften arbeiten an der Weiterentwicklung politischer Positionen. Sie stellen Kontakte und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu den außerparlamentarischen Bewegungen und zu wissenschaftlichen Institutionen her. „Sie stehen der Partei, den Fraktionen und Grünen-Regierungsmitgliedern beratend zur Seite“, sagt Doris Wolf.

  • Öko-Landbau soll bis 2025 wachsen: In den Vier- und Marschlanden werden nach Auskunft der Grünen rund 5000 Hektar Fläche landwirtschaftlich (ohne Gartenbau) genutzt, davon etwa 40 Prozent extensiv (Grünland). „Es gibt bisher nur drei Betriebe, die ökologischen Landbau betreiben“, sagt Grünen-Politikerin Doris Wolf. Ziel des Koalitionsvertrags ist, in Hamburg bis 2025 einen Anteil von 20 bis 25 Prozent ökologisch bewirtschafteter Fläche zu haben. Derzeit seien es laut Umweltbehörde 9,5 Prozent (1385 Hektar), davon etwa ein Drittel in den Vier- und Marschlanden.
  • „Das ist weniger als im Bundesdurchschnitt“, sagt die Politikerin. Die grüne Branche ist in Hamburg mit etwa 620 Betrieben vertreten, die rund 14.600 Hektar bewirtschaften, zum Großteil Gartenbau- und Obstbaubetriebe, dahinter heterogene Landwirtschaft, die vor allem Grünland bewirtschaftet. Von den rund 200 Hamburger Landwirten sind laut Bauernpräsident Martin Lüdeke etwa 50 in den Vier- und Marschlanden angesiedelt.