Bergedorf. Experten aus ganz Deutschland diskutieren in Bergedorf die Zukunft des Agrarsystems. Brauchen wir eine “Ernährungswende“?
Die Weltbevölkerung wächst. Derzeit leben mehr als 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde, im Jahr 2050 werden es nach Berechnungen der Vereinten Nationen 9,7 Milliarden sein. Für alle diese Menschen muss es genug Nahrung geben, doch die konventionelle Landwirschacht belastet die Umwelt. Nachhaltigkeit ist das Zauberwort.
Um Herausforderungen, denen sich die Agrarsysteme der Zukunft stellen müssen, geht es bei einer Tagung des Vereins Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) am 19. und 20. März. Im H4-Hotel an der Holzhude 2 in Bergedorf referieren zahlreiche hochkarätige Wissenschaftler aus ganz Deutschland, der Schweiz und Belgien. Titel der Tagung ist „Muss denn alles Öko sein?“.
Inhaltlich geht es etwa um „Innovative Anbausysteme für Klima- Ressourcenschutz“, nachhaltiges Nährstoffmanagement, „Lösungen für die ökologische Schweinehaltung“, Geflügelhaltung, „Alternative Pflanzenschutzkonzepte“ oder „Die Anbausysteme der Zukunft“.
Lebensmittelversorgung vor dem Zusammenbruch
„Agrarwende geht nicht ohne Ernährungswende“, meint Dr. Felix Prinz zu Löwenstein vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Er plädiert für eine globale Ausweitung ökologisch bewirtschafteter Flächen – und für eine Veränderung der „Lebens- und Ernährungsstile“. Es dürften nicht weiterhin 40 Prozent der globalen Getreideernte für den Futtertrog erzeugt werden. Wenn zudem weiterhin landwirtschaftliche Produkte im großen Stil für die Energiegewinnung angebaut würden, breche die globale Lebensmittelversorgung eines Tages zusammen.
„30 Jahre Ökolandbau. Der Markt wird’s schon richten?“, betitelt Prof. Dr. Jan Niessen von der Technischen Hochschule Nürnberg seinen Vortrag. Niessen bezweifelt, dass der Ökolandbau von derzeit rund zehn Prozent Anteil in zehn Jahren auf 20 bis 30 Prozent ausgebaut werden könne. Dazu seien „deutlich größere Anstrengungen erforderlich“. Beteiligungsangebote wie Solidarische Landwirtschaft könnten „Diskrepanzen im Konsumverhalten“ des Verbrauchers verringern.
Zum ersten Mal in Hamburg
Die jährliche KTBL-Fachtagung zu landwirtschaftlichen Themen gibt es seit Jahrzehnten, nun erstmals in Hamburg. Wer bei dem seltenen Stelldichein renommierter Wissenschaftler in Bergedorf dabei sein möchte, zahlt 160 Euro für einen Tag oder 270 Euro für beide Tage (Verpflegung inklusive). Anmeldung unter www.ktbl.de („Termine und Veranstaltungen“).