Hamburg. Noch immer sind nach Orkan und Starkregen Ackerfläche in den Vier- und Marschlanden überschwemmt - nicht immer eine Katastrophe.

Sturm und Regen haben dem Hamburger Landgebiet zugesetzt. Noch immer stehen Felder, Wiesen und Äcker unter Wasser. Martin Lüdeke, in Curslack lebender Präsident des Hamburger Bauernverbandes, geht allerdings davon aus, dass sich die Schäden für die Landwirtschaft in Grenzen halten.

„Die Landwirte haben ihre Erfahrungen mit Starkregen und Überschwemmungen gemacht“, sagt Lüdeke. Deshalb seien die Schäden wohl recht gering. Allerdings sei das exakte Ausmaß noch nicht abzusehen, weil in den am tiefsten gelegenen Gebieten, vor allem in den Marschlanden, noch immer Wasser auf landwirtschaftlich genutzten Flächen steht. Im Wirkungskreis des Ent- und Bewässerungsverbandes der Marsch- und Vierlande sei mit Pumpen künstlich entwässert worden. „Deshalb gab es dort kaum Probleme – auch wenn das Wasser letztlich nur im Kreis gepumpt wurde.“

Hochwasser Hamburg: Weite Flächen in Reitbrook sind überschwemmt

Viele dieser Flächen würden für den Anbau von Sommergetreide genutzt. Weil dort noch nichts wachse, habe das Hochwasser auf diesen Flächen keinen Schaden anrichten können, weiß Lüdeke. Ein Beispiel seien die weiten, überschwemmten Flächen an der Sietwende in Reitbrook: „Dort wird erst im April Mais ausgesät. Derzeit ist es nur brach liegende Ackerfläche, der das Wasser nichts ausmacht.“

Lüdeke, selbst Landwirt, habe es vor zwei Jahren erstmals gewagt, in einem tief liegenden Gebiet an der Autobahn 25, neben den großen Windrädern, auf fünf Hektar Wintergerste anzubauen. „Sie ist leider abgesoffen und nicht mehr zu retten.“ Mais und Sommergetreide, wie er es dort früher angebaut hat, wäre nicht betroffen gewesen. „Aber wenn Wintergetreide fünf Tage lang im Wasser steht, ist es hinüber.“ Er sei froh, dass er noch weitere 15 Hektar Wintergerste besitze, die nicht betroffen seien.

Wiesen und Weiden kämen mit Hochwasser klar

Wiesen und Weiden würden hingegen bis zu drei Wochen lang mit Hochwasser klarkommen, weiß Lüdeke. „Bei so sonnigem Wetter, wie wir es nun haben, erholen sie sich schnell wieder.“ Auch über die Schäden sollten sich Landwirte nicht zu sehr ärgern: „Das muss man im Zehn-Jahres-Rhythmus sehen.“ In einem Jahr sei die Ernte gut, im nächsten schlecht. Wichtig sei, wie viele gute Ernten unterm Strich in zehn Jahren rauskämen.

Er kenne keinen Landwirt im Landgebiet, der gegen Hochwasserschäden auf seinen Flächen versichert sei: „Das würden die Versicherungen aufgrund des hohen Risikos hier auch kaum mitmachen.“

Nach Hochwasser Hamburg: Ertüchtigung der Krapphofschleuse sei wichtig

Das jüngste Hochwasser habe erneut gezeigt, dass es nicht reiche, „nur eine Deichlinie in Schuss zu halten“, betont Lüdeke. „Wir wollen Oberbillwerder errichten und wir wollen auf den Mars fliegen, aber zum Ertüchtigen der fast 100 Jahre alte Krapphofschleuse sind wir nicht in der Lage.“ Dies sei aber wichtig, um die Gefahr einer Überflutung von der Bergedorfer City zu nehmen.

Es sei ärgerlich für alle, die in tieferliegenden Gebieten leben, dass die Planung von drei Schöpfwerken für das Landgebiet fast zehn Jahre lang kaum vorangekommen sei. Lüdeke: „Wenn man es wirklich will, dann kann man auch die dringend zum Bau der Schöpfwerke noch benötigten Grundstücke kaufen.“ Zumal Eigentümer und Stadt in den Preisvorstellungen gar nicht so weit auseinander lägen, weiß der Bauernpräsident: „Das sind Peanuts.“