Hamburg. Die Stadtreinigung Hamburg hat ihre Abfallzahlen für das Corona-Jahr 2020 vorgelegt. Nur der Papiermüll sank. Das hat Gründe.

8000 Tonnen mehr Restmüll als im Vorjahr, 5000 Tonnen mehr Bioabfall und 3000 Tonnen mehr Leichtverpackungen in Wertstofftonnen und gelben Säcken – das erste Corona-Jahr 2020 war auch für die Hamburger Stadtreinigung (SRH) eine Zusatzherausforderung.

„Die Menschen sind mehr zu Hause, weniger in der Gastronomie, konsumieren in den eigenen vier Wänden“, sagt SRH-Sprecher Kay Goetze. „Das bekommen wir zu spüren.“

Haufenweise Kartons versperren Altpapier-Container

Zusätzlich hatte Hamburg das wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung „und entsprechend mehr Grünschnitt in den Gärten“, so Goetze. Das habe gemeinsam mit langen Homeoffice-Phasen und eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten zu mehr Gartenarbeit geführt. So fielen im Herbst rund 600 Tonnen mehr Laub als im Vorjahr an.

Einzig bei Altpapier, Pappe und Karton gab es laut Goetze im vergangenen Jahr einen merklichen Rückgang um etwa 2500 Tonnen.

„Volumen-Problem“: Hamburger zu bequem zum Zerkleinern

„Das ist erstaunlich, gerade im Hinblick auf die vielen illegalen Beistellungen an den vollen Papiercontainern, über die die Bürger sich oft beschwert haben“, so der Sprecher. Auch im Online-Handel ist mehr bestellt und in Kartons geliefert worden. Zeitweilig sah es so aus, als könne die Stadtreinigung die plötzliche Altpapierflut nicht bewältigen.

In Wirklichkeit handelt es sich nach Goetzes Worten aber um ein „Volumen-Problem“: Die Hamburger zeigten beim Anliefern von Kartons weniger Gründlichkeit als früher, entsorgten diese häufig ohne sie zu falten, zu zerkleinern oder zu zerreißen. „Somit sind die großen Depotcontainer schnell gefüllt“, schildert Goetze. „Dabei hatten wir allein an den Papiercontainern im vergangenen Jahr über 500 Tonnen weniger Sammelmenge.“

Wegen Beistellungen: 20 Extra-Kolonnen seit November unterwegs

Mit ein wenig Mithilfe passe viel mehr hinein. „Wir sind seit dem zweiten Lockdown Anfang November fast täglich mit rund 20 Extra-Kolonnen unterwegs, um die Beistellungen zu beseitigen und die Standplätze zu säubern.“

Verschmutzte Kartons sollten dabei nicht mit dem Altpapier, sondern im Restmüll entsorgt werden, erklärt Andrée Möller von der Stadtreinigung: „Der Klassiker sind Pizza-Kartons, die mit ihren Essensresten die Wiederverwertung erschweren.“ Unproblematisch seien dagegen Fensterbriefumschläge, die im Stück ins Altpapier geworfen werden können, ohne zuvor die transparenten Fenster herauszureißen.

Auch die oftmals hochglanzbedruckten Pappböden von Blister-Verpackungen dürfen ins Altpapier, nachdem das Produkt und seine Plastikummantelung entfernt sind.