Hamburg. Immer häufiger werden hübsch bemalte Flächen mit den Vereinsfarben Hamburger Clubs übertüncht. Warum dagegen nichts unternommen wird.

Häuschen bei Bushaltestellen und Stromkästen sind großflächig blau und schwarz beschmiert, Straßenschilder besprüht, Pfähle von Laternen bemalt – die Schmierereien nehmen in Bergedorf ein immer größeres Ausmaß an. Wie Zahlen des Bezirksamtes jetzt belegen, sind bis Ende Juli 2024 schon mehr Fälle registriert worden, als im gesamten vergangenen Jahr. In den Vier- und Marschlanden waren die Sprayer besonders aktiv: Allein bei der Fahrt von der A25 ins Landgebiet hinein, gibt es am Straßenrand gleich drei bemalte Kästen zu entdecken. Und das sorgt für Verdruss. Denn nicht selten zeigten die Objekte zuvor schöne Malereien, die von vielen Vierländern sehr geschätzt werden.

Vor allem in den Ortskernen von Curslack und Neuengamme häufen sich die Fälle. Dabei dominieren drei Farben: schwarz, weiß und blau. Anwohner berichten, dass nach fast jedem HSV-Spiel ein neuer Stromkasten zur Leinwand der Sprayer wird und in den Vereinsfarben angemalt wird. „Das ist ein großes Ärgernis“, stellt Stephanie Pelch (CDU) fest, die mit ihrer Fraktion zu dem Thema ein Auskunftsersuchen gestellt hatte.

Immer mehr Schmierereien: HSV-Farben werden nicht entfernt

Denn besonders ärgerlich ist, dass auch vor den regionalen Kunstwerken der Vierlanden-Stiftung keine Rücksicht genommen wird. Das Bushaltestellen-Häuschen an der Ecke Neuengammer Hausdeich/Odemanns Heck war als Gewächshaus mit vielen blühenden Blumen gestaltet, ist nun großflächig mit blauer und schwarzer Farbe und seit Kurzem auch mit dem Vereinskürzel für den FC St. Pauli (FCSP) bemalt.

Beschmierte Kästen
Prominentestes Opfer der Schmierereien: Einst zierte ein Gewächshaus die Bushaltestelle an der Ecke Neuengammer Hausdeich/Odemanns Heck, nun sind darauf Farben und Kürzel der Hamburger Fußballclubs zu finden. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Bereits Anfang des Jahres berichtete Herbert Buhk von der Vierlanden-Stiftung im Gespräch mit unserer Redaktion über mehrere mit Farbe zerstörten Kunstwerke, seitdem nimmt das Ganze Überhand. Auf CDU-Anfrage beziehen das Bezirksamt und andere Behörden nun Stellung zu diesem Thema – mit einer überraschenden Aussage: In den meisten Fällen wird keine Reinigungen der beschmierten Objekte angeordnet. „Das ist sehr unbefriedigend“, meint Stephanie Pelch, die das nicht einfach so hinnehmen möchte.

Fußball-Fanclubs sollten Anhänger ihrer Vereine sensibilisieren

Die Behörde für Inneres und Sport gibt genauere Auskunft zu der Anzahl der 2023 und 2024 aufgelaufenen Anzeigen wegen Sachbeschädigung durch Schmiererei. Und diese Zahlen sprechen Bände: In den elf Stadtteilen der Vier- und Marschlande und Neuallermöhe wurden von der Polizei im vergangenen Jahr insgesamt 25 Fälle bearbeitet, bis Ende Juli 2024 waren bereits 31 Anzeigen aktenkundig. Die Ermittlungserfolge fallen dabei jedoch ernüchternd aus. Die Aufklärungsquote liegt jeweils bei unter zehn Prozent. Verwunderlich ist es also nicht, dass die Schmierfinken immer weiter machen.

Beschmierte Kästen
Schild und Laternenpfahl in HSV-Farben am Curslacker Heerweg. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Zu der Frage der CDU-Fraktion, was in Bergedorf gegen zukünftige Schmierereien unternommen werde, hat das Bezirksamt eine klare Antwort: „Schmierereien können nicht dauerhaft unterbunden werden.“ Da es sich vornehmlich um die Farben eines Fußballvereins handelt, könne es eine Möglichkeit sein, auf den Verein und seine Fanclubs zuzugehen, damit sie ihre Anhänger entsprechend sensibilisieren, solche Schmierereien zu unterlassen, schlug Wolfgang Charles, Regionalauftragter im Bezirksamt, vor.

Eigentümer müssen sich selbstständig um die Reinungung kümmern

Beseitigt werden Schmierereien übrigens nur in den seltensten Fällen: Lediglich bei „politisch-grenzwertigen Parolen, menschenfeindlichen und menschenverachtenden Hintergründen sowie nationalsozialistischen Parolen“ werde das Bezirksamt aktiv, schreibt die Verwaltung in der Antwort auf das Auskunftsersuchen der CDU. „Graffiti stellen dem Grunde nach keine Verkehrsgefährdung dar“, begründet das Bezirksamt.

Auch interessant

Weiterhin seien die jeweiligen Eigentümer „in eigener Zuständigkeit für ihre Einrichtungsgegenstände verantwortlich“ und die Aufgabe liege nicht in Händen Bezirksamtes oder der Wegewarte von Bergedorf. So heißt es, dass beispielsweise die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) selbst die Reinigung der Bushaltestellen veranlassen oder das Stromnetz Hamburg oder die Telekom sich eigenständig um die Säuberung ihrer Verteilerkästen kümmern müssen.