Hamburg. Als Kinderbetreuung noch Müttersache war, hat die Landeskirche 1969 den Bau der Kindertagesstätte genehmigt. Jetzt wird gefeiert.

Schon die Lage ist besonders – hoch oben auf dem Gojenberg inmitten der Parks, in denen Grabsteine noch stille Zeugen des einstigen Bergedorfer Friedhofs sind. Fast wie auf einer Insel liegt hier die evangelische Kita St. Michael, umgeben von alten Linden, Buchen, Eichen und riesigen Rhododendron-Büschen. „Ein besonders schönes, idyllisches Eiland“, sagt Galina Isgarschew, die hier auch nach 20 Dienstjahren als Erzieherin jeden Tag wieder gern zur Arbeit in „ihre“ Kindertagesstätte kommt.

Generationen von Bergedorfer Kindern sind in dieser Kita bereits groß und gut auf den nächsten Lebensabschnitt Schule vorbereitet worden – am kommenden Freitag, 13. September, feiert die Kita nun ihr 50-jähriges Jubiläum. Ein großes Fest mit Chormusik, Kinderspielen, Trampolin und Kaffee und Kuchen steigt dann von 15 bis 18 Uhr am Gojenbergsweg 26.

Kita St. Michael Bergedorf feiert 50. Bestehen

Viele der aktuell 60 Kitakinder und ihre Familien werden bei dem Fest dabei sein und ebenfalls für die zahlreichen erwarteten Gäste singen. Die Kinder zwischen zwei und sechs Jahren werden in drei Gruppen von neun Erzieherinnen betreut. Jeder kennt jeden mit Namen. „Gemütlich und familiär“, sagt Galina Isgarschew, sei die Atmosphäre. Sie selbst hatte daher nie den Wunsch, sich eine andere Einrichtung zu suchen und hofft, hier irgendwann in Rente gehen zu können.

Keineswegs ein Einzelfall – langjährige Dienstjubiläen werden in der Kita St. Michael öfter gefeiert. „Und ernst genommen“, ergänzt Leiterin Annika Rink, die auf eine freundliche und wertschätzende Arbeitsatmosphäre großen Wert legt. Sie freut sich, dass alle Stellen besetzt sind und die Fluktuation unter den Mitarbeitern gering ist.

Stolz auf den guten Ruf der Einrichtung

„Das ist in der heutigen Zeit, in der in anderen Einrichtungen aufgrund von Personalmangel ständig Notbetrieb herrscht, keineswegs eine Selbstverständlichkeit“, weiß Katrin Rabe.

Die 64-jährige Bergedorferin ist als langjährige Kirchgemeinderatsvorsitzende die Dienstherrin der Kita-Mitarbeiter und besonders stolz auf den guten Ruf der Einrichtung und die Beständigkeit, auf die sich Kinder und Eltern verlassen können. Und das sage sie nicht nur als Chefin, sondern auch als Mutter von drei längst erwachsenen Kindern, die natürlich alle in der Kita St. Michael groß geworden sind.

Landeskirche zögerte nur kurz, dann gab es grünes Licht für den 500.000 Mark teuren Neubau

Als Lehrerin und langjährige Leiterin der Reinbeker Grundschule Klosterbergen war sie immer auf Kinderbetreuung angewiesen und froh, dass sie ihre Kinder Anfang der 90er-Jahre für vier Stunden am Vormittag in der Kita St. Michael gut betreut wusste. Dass ihre Kinder in einer evangelischen Einrichtung und mit Gott groß werden, war ihr und Ehemann Ties Rabe, langjähriger Hamburger Bildungssenator, wichtig.

Es waren Mitglieder der Kirchgemeinde selbst, die sich 1969 für den Bau einer gemeindeeigenen Kita eingesetzt haben, 14 Jahre nachdem die Kirche St. Michael mit ihrem weißen kubischen Körper und dem grauen Zeltdach samt Pastorat geweiht worden war. Sie gründeten einen Förderverein, der bis heute existiert. „Dass die Bergedorfer es mit der Kita ernst meinten, müssen die in der Landeskirche schnell gemerkt haben“, sagt Katrin Rabe. Das grüne Licht für den 500.000 Deutsche Mark teuren Bau kam nur wenig später. Ende August 1974, vor 50 Jahren, wurde die Kita samt neuem Gemeindesaal eingeweiht.

In den ersten Jahren mussten die Mütter der Kita-Kinder noch selbst das Essen kochen

Der Großteil der Mütter war damals noch nicht berufstätig, hat Katrin Rabe in Gesprächen mit Gründungsmitgliedern des Vereins erfahren. Und dass die Mütter das Mittagessen für die Kinder in den damals noch vier Gruppen übernommen haben und es in großen Kübeln in die Kita lieferten. Das übernimmt heute ein Caterer und auch die Betreuungszeiten wurden längst ausgeweitet.

Geblieben aber ist, dass in der Kita St. Michael Rituale wie Morgenkreis und das Feiern von religiösen Festen großgeschrieben werden und stets auf Neue nach den Sommerferien ein neues Kitajahr beginnt. Mit religiösen Festen sind keineswegs nur christliche gemeint – „wir feiern auch Feste anderer Religionen“, sagt die Leiterin Annika Rink. Die Kirche hat sich geöffnet und dem Wandel angepasst. War es früher für Mitarbeiter Pflicht, Mitglied der Kirche zu sein, ist das heute längst nicht mehr der Fall, dürfen auch andere Religionen offen praktiziert werden.

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Das Kitajubiläum ist schon einmal ein Vorgeschmack für ein weiteres, das schon im nächsten Jahr ansteht: Dann wird die Kirche St. Michael 75 Jahre alt. 1950 war sie mit ihrem markanten Turm hoch oben auf dem Gojenberg zur Entlastung von St. Petri und Pauli gebaut worden. Die Bergedorfer Hauptkirche war damals durch die riesigen Flüchtlingswellen am Ende des Zweiten Weltkriegs völlig überlaufen.