Bergedorf. Vom Imker bis zum Milchhof: 30 Höfe und Institutionen boten ein Wochenende lang Rundgänge, Infos, Leckereien und vieles mehr an.
Der Name Vier- und Marschlande Querbeet war für viele Besucher Programm: Sie reisten mit dem Fahrrad oder dem Auto quer durch das Landgebiet, um sich über Höfe und durch Kuhställe führen zu lassen, Yoga-Übungen unter fachkundiger Anleitung auf einem Stand-up-Paddling-Board auf der Dove-Elbe zu machen, sich die Arbeit mit Bienen und Honig in Ochsenwerder von Imker Stephan Iblher erklären zu lassen, die Werft Allermöhe zu besichtigen oder um einfach Kaffee und leckeren Kuchen im Grünen zu genießen. 30 landwirtschaftliche und gastronomische Betriebe, Museen und weitere Institutionen zwischen Spadenland und Altengamme öffneten an zwei Tagen ihre Türen, präsentierten ein Wochenende lang spezielle Angebote.
Agnetha Höfels und ihr Mann Max Schormair besuchten mit ihren Kindern Lorenz (1) und Vincent (2) aus Bergedorf die Imkerei elbgelb in Ochsenwerder. „Mit den Kindern war ich am Vortag bereits auf dem Milchhof Reitbrook. Dort konnten die Jungs auf Spielzeugtraktoren durch den Kuhstall fahren. Das fanden sie natürlich super“, sagt Agnetha Höfels und fügt hinzu: „Auch der Abstecher in die Bio-Gärtnerei Sannmann gefiel uns gut. Dort wurden wir mit Traktor und Anhänger zu einem Feld gefahren, auf dem wir selbst Mais ernten konnten.“ Ihre Familie beziehe regelmäßig Gemüse aus dem Abo-Angebot der Gärtnerei. „Es war interessant, einmal zu sehen, woher unser Gemüse eigentlich kommt.“ Die Querbeet-Aktionen seien „toll und unkompliziert, auch für Kinder gut geeignet“, lobte die Bergedorferin, die mit ihrer Familie erstmals bei Querbeet dabei war.
Viel Interesse an Querbeet: Tausende Besucher erobern das Landgebiet
Imker Stephan Iblher machte Rundgänge mit den Besuchern. Er hatte zahlreiche Informationen parat: An 14 bis 16 Standorten in Hamburg hat er Bienenvölker stehen. Sie sproduzieren seit 2009 sogenannten Lagenhonig, der je nach Standort, anders schmecke. „Ein Bienenvolk sammelt 450 bis 600 Kilogramm Nektar im Jahr“, sagte Iblher. Daraus könne er bis zu 25 Kilogramm Honig ernten. Die Lebensleistung einer Sommerbiene, die durchschnittlich fünf Wochen lebt, liege bei einem Gramm Honig. In diesem Jahr sei die Ernte schlecht ausgefallen: „Drei Viertel unserer Bienen sind wegen Milben eingegangen.“
Astrid Thal, zertifizierte Chocolatiére aus Tatenberg, erklärte interessierten Gästen der Imkerei an ihrem kleinen Stand, wie sie preisgekrönte Schokoladen und Pralinen herstellt – von der Röstung der Bohnen, die zu sogenannten Nibs gebrochen werden, über das Mahlen in der Steinwalze mit Kakaobutter und Zucker als einzige weitere Zutaten. Die Masse wird leicht erhitzt, dann runtergekühlt, gerührt und in Tafeln gegossen. „Wichtig sind Kakaobutterkristalle, die ich in die Masse zugebe. Das ist das sogenannte Impfen. Dadurch glänzt und knackt die fertige Schokolade“, sagt die Expertin, die für ihre Honigpralinen elbgelb-Honig verwendet.
Unternehmensberaterin beschäftigt sich in ihrer Freizeit mit seltenen Wildblumen auf dem Hippie-Hof
Deutlich weniger los als bei der Frühjahrsausgabe von Querbeet, als rund 100 Besucher kamen, war auf dem Vierländer Hippie-Hof am Kirchwerder Hausdeich. „Ich habe diesmal komplett auf Werbung verzichtet“, sagt Wiebke Apitzsch (41), die in dem 1880 erbauten, großen Reetdachhaus zusammen mit ihrem Sohn Paul (6), Schäferhund „Jaro“ (4) sowie sechs weiteren Erwachsenen und zwei weiteren Kindern in einer Wohngemeinschaft lebt. Wiebke Apitzsch verdient ihr Geld als Unternehmensberaterin und erklärt den Verantwortlichen großer Firmen, wie sie Künstliche Intelligenz für ihr Unternehmen einsetzen können.
In ihrer Freizeit beschäftigt sie die 41-Jährige lieber mit zwei Naturgärten, die sie am Hippie-Hof angelegt hat. Dort führte sie Besucher hin, zeigte ihnen heimische Wildblumen, „die sonst in Naturschutzgebieten wachsen und in Hamburg vom Aussterben bedroht sind“. Das Besondere: Wiebke Apitzsch lässt die Pflanzen im vorderen Garten hinter einem klassischen, „in ordentlicher Form“ angelegten Rosenrondell wachsen. „Die äußere Form ist wie bei einem Bauerngarten“, sagt sie. Die Hobbygärtnerin verschenke gern Samen von den seltenen Wildblumen. Kontakt über Instagram: „vierlaenderhippiehof“.
Koordinator Jan-Hendrik Langeloh ist zufrieden: Querbeet wird es auch 2025 geben.
Viel los war bei Gladiators Elbgarten am Süderquerweg. Die Betreiber Carsten und Kathi Gladiator hatten sich erstmals an der Promo-Aktion beteiligt. „Vor allem am Sonnabend kamen viele Besucher, etwa 130“, sagt Carsten Gladiator. Sie konnten an einem Achteck Kaltgetränke zum Freundschaftspreis erwerben, einige Meter weiter gab es Blumen und Gemüse aus der Region. Die Freiwillige Feuerwehr Kirchwerder-Süd stellte ein Löschfahrzeug aus, bat Kinder zu Zielübungen mit einer Kübelspritze und verkaufte Waffeln. Der Erlös geht an die Jugendfeuerwehr. Das Unternehmen St. Pauli Coffee infomierte über seine edlen Bohnen. Carsten Gladiator führte an beiden Tagen Besucher durch die Gewächshäuser, in denen derzeit vor allem Tomaten und Gurken reifen.
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Querbeet-Koordinator Jan-Hendrik Langeloh, Mitbetreiber des Milchhofes Reitbrook, ist mit dem Verlauf der Herbstausgabe zufrieden: „Bei uns auf dem Hof waren an zwei Tagen zwischen 400 und 500 Besucher. Insgesamt waren es mehrere Tausend.“ Die Gäste seien nicht nur aus Bergedorf angereist, sondern auch aus der Hamburger Innenstadt. „Sie waren sehr interessiert an den Arbeitsabläufen auf unserem Hof. Und dann war auch noch das Wetter klasse.“ Kommendes Jahr soll es wieder zwei Querbeet-Spektakel geben, im Frühjahr und im Herbst. Die genauen Termine werden noch bekanntgegeben.