Hamburg. Die Räume an der Kurt-A.-Körber-Chaussee in Bergedorf wurden neu gestaltet. An welchem Konzept die Macher weiter festhalten wollen.

Am Ende wurde es knapp im White Cube. Die Sommerpause hatten Joern Moeller und seine Mitstreiter genutzt, um den Jazzclub an der Kurt-A.-Körber-Chaussee 73 umzugestalten. Wie üblich mit viel Leidenschaft und ehrenamtlichem Engagement. Zwischen Anfang Juli und Anfang August riss allein Moeller 267 Arbeitsstunden herunter, werkelte die letzten Tage bis 2 Uhr nachts im Bergedorfer Club. Mit Erfolg. Gerade rechtzeitig zum Konzert von Just Beyond am 10. August waren die Baumaßnahmen weitgehend abgeschlossen.

Im Eingangsbereich trennten die Jazzfans links eine Raucherlounge ab. Dadurch ist auch die Kranluke des Clubs nun nicht mehr direkt vom neu gestalteten Foyer zu erreichen. „Wir haben eine Tanzschule nebenan, wegen der auch Kleinkinder in diesem Bereich herumlaufen“, betont Moeller. Die Luke, durch die das Equipment der Musiker in den Club transportiert wird, ist jetzt zusätzlich durch ein herausnehmbares Brett auf Brusthöhe gesichert.

Jazzclub White Cube in Bergedorf mit neuem Eingangsbereich

Die neu geschaffene Raucherlounge lässt sich durch die Krankluke gut belüften und ist zum Neustart bereits ein zweiter Backstage-Raum geworden. „Vor allem bei hohen Temperaturen“, wie Moeller erklärt. Ein Durchbruch verbindet den Raum mit der so vergrößerten Küche und dann mit dem Konzertsaal. Im Brandfall könnten Crew und Besucher durch diesen Durchgang die Kranluke erreichen, wo die Feuerwehr mit der Leiter zur Rettung schreiten kann.

Dazu kommen kleine Verbesserungen wie zwei von Joern Moeller hergestellte mächtige schwarze „Monolithen“, Schränke, in denen die Getränkevorräte des White Cubes Platz finden. Durch eine abgehängte Decke über der Raucherlounge schuf das White-Cube-Team zusätzlichen Stauraum. „Außerdem haben wir das Mischpult um 90 Grad gedreht“, fügt Moeller hinzu. Technikexperte Claus Hofrichter muss jetzt also nicht mehr den Kopf verdrehen, um zur Bühne zu blicken.

Die Lounge erstrahlt in neuem Glanz, der Bereich um die Kranluke links ist abgetrennt worden.
Die Lounge erstrahlt in neuem Glanz, der Bereich um die Kranluke links ist abgetrennt worden. © Bergedorfer Zeitung | Joern Moeller

Der Umbau ist auch ein Bekenntnis zur Zukunft des White Cubes – trotz weiterhin nicht immer zufriedenstellender Zuschauerzahlen. Zum Jahreswechsel hatte Joern Moeller das musikalische Konzept des gerade einmal 30 Gäste fassenden Clubs noch infrage gestellt. Zu schräg, zu avantgardistisch sei das, was auf der Bühne des White Cubes passiert – möglicherweise. „Das vierte Quartal 2023 war in Sachen Zuschauerzahlen katastrophal“, begründet Moeller die damalige Katerstimmung.

Radikale Kehrtwende zum Mainstream kommt nicht infrage

Statt auf modernen, elektronisch geprägten Jazz wollte das Team auf gefälligere Jazzstandards setzen. Cole Palmer, der auch Sinatra-Klassiker in seinem Programm hat, sorgte auch gleich für ein volles Haus. Der Start ins neue Jahr verlief gut. „Seitdem sind die Gästezahlen wieder etwas abgeebbt“, sagt Moeller. Doch die radikale Kehrtwende zum Mainstream-Geschmack kommt trotzdem nicht infrage.

An der Kranlunke befindet sich die neue Raucherlounge.
An der Kranlunke befindet sich die neue Raucherlounge. © Bergedorfer Zeitung | Joern Moeller

„Wir hatten so viele Anfragen von modernen Jazzbands und sind jetzt schon bis Dezember 2025 ausgebucht“, freut sich der gebürtige Bergedorfer. Talentierten und außergewöhnlichen Musikern eine Bühne geben ist für die Crew wichtiger, als jeden Sitzplatz zu füllen. „Wir hatten schon sechs Hamburger Jazzpreisträger hier, bevor sie ausgezeichnet wurden. Das zeigt ja auch, dass wir das richtige Auge haben“, betont Moeller.

An der Kurt-A.-Körber-Chaussee wird es also zunächst weitergehen. Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden ist der Betrieb des Vereins gesichert – auch weil das Kernteam bereit ist, viel unbezahlte Arbeitszeit in das Projekt zu stecken. „Wir werden uns auch wieder um Fördergelder der Initiative Musik Live 500 bewerben“, sagt Claus Hofrichter. Mit dem Zuschuss stockte der White Cube zuletzt die Gagen der Musiker auf.

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Enger Kontakt zu den Bands ist einmalig

Um mehr Menschen in den kleinen Club zu locken, wünschen sich Moeller und Hofrichter auch mehr Unterstützung vom Bezirk. Digitale Werbetafeln vor der Kirche St. Petri und Pauli sowie in der Bahnunterführung zwischen Bergedorf und Lohbrügge wären für die beiden Veranstalter ein wichtiger Schritt. Die Bergedorfer Politik ringt seit Jahren sowohl mit der Neugestaltung der Unterführung als auch mit einem einheitlichen Werbekonzept für die Kultureinrichtungen im Bezirk.

„Wir machen einfach weiter“, sagt Claus Hofrichter unverdrossen. Doch der Blick in die Zukunft bereitet dem Team manchmal Kopfzerbrechen. „Wir könnten Nachwuchs gebrauchen“, räumt Hofrichter ein. Junge Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren, wären dem White Cube willkommen. „Gerade bei Sound und Licht brauchen wir ambitionierte Leute“, betont der Technikexperte des Vereins.

In dem kleinen Jazzclub könnten Neuzugänge mehr lernen als bei so manchem Praktikum, fügt Moeller hinzu: „Außerdem ist der enge Kontakt zu den Bands einmalig.“