Hamburg. Weichen und Schienen der Trasse Hamburg-Berlin werden erneuert. Schienen-Ersatzverkehr für die nächsten Wochen. Die S-Bahn fährt noch.
Baucontainer und provisorische Bushaltestellen auf der Lohbrügger Seite des Bergedorfer Bahnhofs deuten es schon seit Tagen an: Das große Erneuerungsprogramm Schiene der Deutschen Bahn auf der Strecke Hamburg-Berlin trifft auch die Bergedorfer Fahrgäste erheblich. Ab sofort müssen sie sich für vier Monate auf etliche Änderungen ihrer gewohnten Bahnverbindungen einstellen – und die Anwohner im weiten Umfeld der Trasse auf einigen Lärm. Denn gearbeitet wird an Schienen, Weichen und Schotterbett rund um die Uhr.
„Grundsätzlich gilt bis zum 14. Dezember jetzt: Bitte den Fernverkehr meiden, auch der in Bergedorf beliebte Regionalexpress RE1 von Hamburg nach Schwerin und Rostock fährt entweder gar nicht oder nur sehr eingeschränkt“, sagt eine Bahnsprecherin. „Wer von hier in die Hamburger Innenstadt und zurück gelangen will, nutzt die S-Bahn. Die Trasse der S2 ist bis hier vom Fernverkehr getrennt und bleibt von den anstehenden Arbeiten verschont.“ Frühestens ab 30. September verkehre der Regionalexpress wieder und dann vorerst auch nur „weitgehend ohne Einschränkungen“.
Hamburg-Berlin: Bauarbeiten am Bergedorfer Bahnhof starten
Los geht es mit dem sogenannten Erneuerungsprogramm der Bahn auch gleich am Bahnhof Bergedorf. Vom 16. August bis 1. September werden hier Weichen im Bereich der Station ausgetauscht. Eine Maßnahme, die laut Bahn nicht auf die schon absehbare Generalsanierung der Strecke zwischen August 2025 und Mai 2026 verschoben werden kann. Die Verbindung Hamburg-Berlin werde so stark befahren, dass Verschleißerscheinungen im Schienenbett kein weiteres Abwarten möglich machen, wenn man nicht Langsamfahr-Strecken anordnen wolle.
Wegen der Arbeiten an den Fernbahngleisen wird Bergedorf zudem zum Umsteigebahnhof auf den Schienen-Ersatzverkehr. Während die S-Bahn weitgehend ohne Behinderungen bis Aumühle durchfährt und sämtliche ICE über Uelzen und Stendal umgeleitet werden, sollen die Fahrgäste Richtung Schwarzenbek, Müssen, Büchen und weiter nach Mecklenburg-Vorpommern hier auf Busse umsteigen. Auch sie, die bisher stets den Regionalexpress nutzten, erreichen Bergedorf nun bis zum 30. September ausschließlich mit der S-Bahn.
Viel Lärm für die Anwohner der Bahntrassen befürchtet: Gearbeitet wird auch nachts
Derweil haben die Bautrupps mit ihren Spezialmaschinen auch auf dem Streckenabschnitt vom Hauptbahnhof bis Bergedorf alle Hände voll zu tun, was für die Anwohner im weiteren Bereich der Trasse auch nachts einigen Lärm bedeutet. So werden nach dem Auftakt im Bahnhofsbereich Bergedorf den ganzen September über Gleise und Weichen zwischen Bergedorf und Billwerder erneuert. Weiter geht es dann bis in den Dezember hinein mit Arbeiten zwischen Billwerder-Moorfleet und Rothenburgsort.
Unruhig wird es zudem in Aumühle, wo die Bahn schon ab sofort und bis zum 1. September Weichen erneuert. Ebenso wie im Bereich des Bahnhofs Büchen, wo auch Gleise ausgetauscht werden müssen. Dort dauern die Arbeiten bis in den November und betreffen auch die hier kreuzende Strecke von Lübeck nach Lüneburg. Zudem laufen jetzt Ausbauarbeiten an den Bahnhöfen Schwarzenbek und Ludwigslust.
Bahn erteilt zusätzlichem Lärmschutz eine Absage
Wer angesichts der absehbaren Lautstärke gehofft hatte, dass auch Lärmschutzwände gleich mit aufgestellt werden, wird enttäuscht: „Da es sich bei den Baumaßnahmen in diesem Jahr nicht um eine Ausbaumaßnahme handelt, also weder ein zusätzliches Gleis gebaut, noch die mögliche Geschwindigkeit auf der Strecke erhöht wird, gibt es an der Trasse Hamburg-Berlin jetzt keinen zusätzlichen Lärmschutz“, heißt es dazu von der Bahn.
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Abwarten heißt es in Sachen Streckenausbau auch beim Nadelöhr vor dem Hamburger Hauptbahnhof, wo der Fernbahn bis heute teils nur ein Gleis zur Verfügung steht. Immerhin: „Der Ausbau auf Hamburger Stadtgebiet befindet sich derzeit in der Vorplanung“, teilt die Bahn mit. Mit der Realisierung sei angesichts des noch ausstehenden Planfeststellungsverfahrens aber erst im nächsten Jahrzehnt zu rechnen.
Im jetzt gestarteten viermonatigen Erneuerungsprogramm der gesamten Trasse fassen die Arbeiter insgesamt 74 Kilometer Gleise und Schotterbett sowie rund 100 Weichen an. Kleiner Nebeneffekt für lärmgeplagte Anwohner: Während der gesamten Zeit vom 16. August bis zum 14. Dezember verkehren hier nicht nur deutlich weniger Personenzüge. Der Güterverkehr wird auf der Strecke während der Bauphase sogar komplett eingestellt.