Hamburg. Vor 50 Jahren eröffnete Eugen Block das „Meisterstück“ seiner Kette am Sachsentor. Doch der Start war alles andere als entspannt.

Zur Eröffnung am 15. August 1974 hatte Eugen Block eigentlich niemand zugetraut, Bergedorfs legendären Gasthof „Stadt Hamburg“ wirklich dauerhaft neu zu beleben. Sieben Gastronomen vor ihm waren hier allein seit 1959 gescheitert, als die fast 500 Jahre alte Immobilie am Sachsentor im Auftrag des Bezirksamts versetzt und quasi komplett neu gebaut worden war. Doch der damals 33-jährige Jungunternehmer wollte von Zweifeln nichts wissen: „Hier haben wir unser Meisterstück geliefert“, sagte er mit tiefer Überzeugung im Interview mit der Bergedorfer Zeitung.

Zum 50-jährigen Jubiläum klingt das heute noch genauso: „Das Bergedorfer Block House ist ein ganz besonderes Restaurant mit eigenem Charme“, sagt der Firmen-Patriarch auf Nachfrage unserer Zeitung mit Blick auf die über fünf Jahrzehnte anhaltende Erfolgsgeschichte. „Ich bin stolz, dass wir die gastronomische Nummer 1 im Bezirk Bergedorf sind, auch weil wir unser Haus hier schon im Sommer 1976 um das ‚Jim Block‘-Restaurant im Untergeschoss erweitert haben – übrigens dem zweiten nach dem mittlerweile längst geschlossenen an der Spitalerstraße in der Hamburger City.“

Gastronomie Hamburg: Block House in Bergedorf existiert seit 50 Jahren

An jenen Donnerstag vor 50 Jahren, als Bergedorfs Bezirksamtsleiter Wilhelm Lindemann einen riesigen Schlüssel an den neuen Bergedorfer Gastronom übergab und die „Block-House-Eröffnung fast ein Volksfest“ wurde, wie unsere Zeitung schrieb, erinnert sich Eugen Block bis heute sehr gut: „Es waren Improvisationskünste und starke Nerven gefragt. Der prächtige Bierwagen der Holsten-Brauerei war sechsspännig vorgefahren, der Spielmannszug der TSG Bergedorf hatte musiziert. Doch am Abend drang plötzlich Rauch hinter den mitten im Gastraum installierten Grills hervor.“

Artikel der Bergedorfer Zeitung zur Eröffnung des Block House am Sachsentor in Bergedorf vom 15. August 1974.
Artikel der Bergedorfer Zeitung zur Eröffnung des Block House am Sachsentor in Bergedorf vom 15. August 1974. © bgz | Bergedorfer Zeitung

Blocks Schwester Marlies Head schlug Alarm und rief sofort die Feuerwehr, denn direkt hinter dem Grill waren die historischen Balken des denkmalgeschützten Hauses verbaut worden. „Es war schwer, die Gäste davon zu überzeugen, ihre Tische zu räumen“, erinnert sich Eugen Block, der ebenso wie der Bezirk sehr viel Geld in den Umbau zum Block House investiert hatte. Zum Glück gelang es der Feuerwehr, den Schwelbrand schnell zu löschen.

Statt drinnen wird am ersten Wochenende kurzerhand draußen gegrillt

„Es stellte sich heraus, dass die Handwerker geschlampt hatten. Die Fliesen waren direkt auf die Balken gesetzt worden“, weiß der Unternehmer noch genau. „Nach dem ersten Schock haben wir aufgeräumt und den Neustart vorbereitet. Am nächsten Tag war dann Traumwetter, zudem begann das Wochenende. Wir haben draußen in der Sonne gegrillt und die Leute fanden das großartig.“ Für das Lokal wurden in Windeseile neue Grills besorgt und Rigipsplatten für effektiven Brandschutz verschraubt, bevor darauf die neuen Fliesen kamen. „Erstaunlich, wie fix wir waren.“

Das ehemalige Stadt Hamburg in Bergedorfs Zentrum ist seit 50 Jahren ein Block-House-Restaurant.
Das ehemalige Stadt Hamburg in Bergedorfs Zentrum ist seit 50 Jahren ein Block-House-Restaurant. © picture alliance | Christian Ohde

Heute zählen zur Block-Gruppe mehr als 50 Restaurants, gut zehn Burger-Filialen Jim Block, Fleisch- und Menü-Fabriken, das Elysée-Hotel an der Rothenbaumchaussee und nicht zuletzt gut 2500 Mitarbeiter. Dass ausgerechnet Bergedorfs Block House beim heute 83-Jährigen dennoch so bleibende Erinnerungen hinterlassen hat, liegt neben der Eröffnung selbst auch an ihrer Vorgeschichte: Eugen und Ehefrau Christa Block hatten sich schon länger in die schöne, zentral gelegene Immobilie verliebt und gemeinsam mit ihrem Architekten Walter Huster, der alle Block-House-Filialen gestaltete, schließlich einen Termin mit Bezirks- und Denkmalschutzamt vereinbart. Doch der sollte nichts für schwache Nerven werden.

Streit mit Denkmalschutzamt: Block-House-Architekt setzt sich durch

„Mitten im Eingang, dort wo heute unser Tresen steht, gab es damals eine riesige Treppe“, erinnert sich Block. Und die war für das Denkmalschutzamt von entscheidender Bedeutung, obwohl sie wegen der Versetzung des Gebäudes Anfang der 60er kaum mehr als zehn Jahre alt war. Für Walter Huster aber war klar: Wenn hier ein Block House einziehen soll, muss die Treppe weg. Doch der Leiter des Denkmalschutzamtes lehnte ab.

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„Da stand Walter mitten im Gespräch auf und sagte: ‚Eugen, wir gehen!‘ Das wollten meine Frau und ich eigentlich gar nicht, aber ihm konnte man nicht widersprechen“, gibt der Mann zu, dem man als Firmenpatriarch heute eine solche Folgsamkeit kaum glauben mag. Aber Walter Husters Taktik sollte aufgehen, schließlich wollte das Bezirksamt endlich einen erfolgreichen Gastronomen für das kränkelnde Gasthaus Stadt Hamburg gewinnen: „Kaum hatten wir das Verhandlungszimmer verlassen, lief uns der Leiter des Denkmalschutzamtes nach und willigte ein. Damit war die Treppe Geschichte und unser Bergedorfer Haus wurde das erfolgreichste der ganzen Gruppe.“

Dass das zwar bis heute gilt, es aber trotzdem nicht das umsatzstärkste Restaurant ist, liegt an der vergleichsweise bescheidenen Größe: Nur knapp 100 Plätze gibt es im Erdgeschoss, weitere 50 in der Etage darüber – und bei gutem Wetter noch einmal 60 im Außenbereich im Sachsentor. Entsprechend denkt Eugen Block schon seit Jahren über Erweiterungsmöglichkeiten nach: „Wir würden gern unserem Bergedorfer ‚Jim Block‘ eine neue Heimat geben. Sofern wir einen geeigneten Standort in der Nähe finden.“