Hamburg. Schwanenvater Nieß fängt Wildtier am Ruschorter Hauptdeich in Tatenberg. Bis es so weit war, brauchten die Retter allerdings Geduld.

Normalerweise sind Schwäne seine Schützlinge, am Mittwoch kam Hamburgs Schwanenvater aber auch einem Heuler zu Hilfe: Am Ruschorter Hauptdeich, wo die Dove-Elbe in die Norderelbe übergeht, hatten die Hunde einer Spaziergängerin am Mittwochvormittag gegen 10.40 Uhr einen jungen Seehund entdeckt. Der Heuler, der vermutlich von der Mutter getrennt wurde, lag auf einer Slipanlage entkräftet in der Sonne.

Die Spaziergängerin vermutete, dass das Tier möglicherweise verletzt sei. Es ließ Menschen und auch Hunde ungewöhnlich dicht an sich herankommen. Die Frau alarmierte die Feuerwehr. Als die Kameraden allerdings mit ihrem Einsatzfahrzeug eintrafen und die Retter geradewegs auf den Seehund zuliefen, nahm dieser zunächst Reißaus und flüchtete ins Wasser.

Schwanenvater rettet entkräfteten Heuler aus der Elbe

Der ebenfalls gerufene Schwanenvater Olaf Nieß ging mit seinem vierköpfigen Team die Rettung hingegen etwas ruhiger an: Die Männer versteckten sich im Gebüsch und beobachteten den Seehund per Fernglas. Eine halbe Stunde mussten sie ausharren, bis der junge Seehund wieder sein gewohntes Plätzchen auf der Slipanlage am Ufer eingenommen hatte.

Der Heuler lag am Ruschorter Hauptdeich an der Elbe, wirkte entkräftet.
Der Heuler lag am Ruschorter Hauptdeich an der Elbe, wirkte entkräftet. © NEWS & ART | Carsten Neff

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Dann liefen Olaf Nieß und ein Helfer los. Der Seehund flüchtete abermals ins Wasser, aber der erfahrene Schwanenvater konnte das Tier im knietiefen Nass an der Deichkante gerade noch packen. Eine riskante Aktion, denn auch kleine Seehunde haben schon spitze Zähne und können kräftig zubeißen.

„Der Seehund ist sichtlich entkräftet, zum eigenständigen Aufwachsen hier in der Elbe ist er noch zu klein“, erklärt Olaf Nieß. „Wir werden ihn jetzt an die Experten der Seehund-Aufzuchtstation übergeben, denn er wäre noch nicht in der Lage, hier zu überleben.“ Weil er auf einer Slipanlage gerettet wurde und sich einem Helfer bei der rasanten Rettung am rutschigen Deich die Hose lockerte, taufte das Team den Heuler augenzwinkernd auf den Namen „Slippy“.