Hamburg. Änderungsschneiderin Laila Halim (53) hat eine sensationelle Idee, die jetzt sogar geschützt ist. Das Patent könnte sich auszahlen.
Meist mit geliebten Jacken oder Jeans: Locker 20 Kunden im Monat kommen in ihren kleinen Nähladen und bitten um die Reparatur eines Knopfes. „Im Winter sind es noch mehr. Und die Qualität der Stoffe ist immer unterschiedlich“, sagt Änderungsschneiderin Laila Halim. Und sie ärgert sich, wenn es die passenden Knöpfe nicht mehr gibt: „Wenn ein Logo drauf ist, zum Beispiel von der Firma Wellensteyn, muss man extra bei dem Unternehmen anfragen und lässt sich Ersatzknöpfe schicken“, sagt die 53-Jährige. Das ist ihr zu umständlich – und sie hat getüftelt: Jetzt ist sie stolze Eigentümerin eines Patentes für Knöpfe mit Schraubverschluss.
Erst zeichnete sie die Knopfteilprofile mit Außen- und Innengewinde, bedachte dazu eine kleine winzige Erhebung zum Einrasten. Wichtig ist, dass das System reversibel ist: Mit einem Drehwerkzeug samt Handgriff lässt sich der Knopf wieder aufdrehen. „Jetzt können die Leute das auch zu Hause bei ihren Klamotten machen“, sagt die Lohbrüggerin, die locker 3000 Euro für ihre Erfindung bezahlte, denn: „Erst hatte das Patentamt in München abgelehnt, weil man etwas Ähnliches gefunden hatte. Aber die haben sich nicht genug Mühe gegeben. Ich hatte ja auch bis nach Amerika recherchiert und gesehen, dass andere Druckknöpfe nur mit Beschädigung zu öffnen sind, also alles einreißen.“
Patent gilt 20 Jahre lang
Patentanwalt Dr. Achim Limbeck legte also Widerspruch ein und startete einen zweiten Versuch. Nach zwei Jahren kann er nun endlich sagen: „Das Patent ist jetzt erteilt und hält 20 Jahre, wenn man die jährliche Gebühr bezahlt.“
Das will Laila Halim natürlich unbedingt machen und sucht noch Sponsoren. „Aber gern auch eine Firma, die für mich einen Prototyp herstellt. Und dann muss es noch einen Vertrieb geben“, überlegt die Geschäftsfrau von der Alten Holstenstraße 22. Ob aber andere Modefirmen nicht eher ein Interesse daran haben, dass sich die Leute neue Jacken kaufen, statt sie reparieren zu lassen? „Nein, es geht doch um die guten Marken, die ihr Symbol auf den Knöpfen haben. Die können sehr gern mit mir zusammenarbeiten“, sagt sie lachend und hofft auf ein schönes Geschäft, denn „mein Laden hat während der Coronazeit arg gelitten“.
Über großen Erfolg würden sich auch ihr Mann und die vier Kinder freuen. Sie wissen, dass Laila schon daheim in Kabul eine gute Schneiderin war. Als die Familie 1990 nach Deutschland kam, holte sie zunächst ihren Realschulabschluss nach und machte in Bergedorf eine Ausbildung zur Chemielaborantin. „Aber wegen des Kopftuches wollte mich keiner haben. Und das Jobcenter bot mir bloß Stellen als Putz- oder Küchenhilfe an.“
So entschied sie 2013, die Änderungsschneiderei in der kleinen Lohbrügger Passage zu übernehmen, wo an drei Nähmaschinen Kleider gekürzt und Ärmel passend gemacht werden. Manchmal kann auch die total verschlissene Lieblingsjeans gerettet werden.
Zwischen Maßbändern, bunten Reißverschlüssen, Bügeleisen und Fingerhüten zeigt Laila Halim stolz ihre Druckknopf-Zeichnungen. „Du kannst jetzt eine halbe Stunde Pause machen“, sagt sie zu dem Mädchen von der Bergedorfer Stadtteilschule, das gerade ein dreiwöchiges Praktikum bei ihr macht – und ihr für das Zeitungsfoto schnell einen Lipgloss ausleiht.
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Hübsch und schlau passen durchaus zusammen. Aber manchmal ärgert sich die afghanische Schneiderin noch, dass ihr Schulabschluss damals nicht in Deutschland anerkannt worden war: „Ich hätte gern Medizin studiert. Aber das macht jetzt mein ältester Sohn.“