Hamburg. Bethesda-Mitarbeiterin bekommt schreckliche Diagnose. Kollegen suchen unter dem Motto „Zusammen für Andrea“ nach Stammzellenspendern.

Als Andrea ihre eigenen Blutwerte sah, wusste sie: Das ist nicht nur eine Erkältung. Die Fachkrankenschwester für Anästhesie und Intensivmedizin fühlte sich ungewohnt kraftlos. Aber zwischen ihrer Arbeit im Krankenhaus Agaplesion Bethesda Bergedorf und den Mai-Feiertagen bekam sie keinen Termin beim Hausarzt. Da die 59-Jährige mit ihrem Mann auch eine Heilpraktiker-Praxis in Hamburg betreibt, schickte sie ihr Blut kurzerhand selbst ins Labor.

Die Ergebnisse lieferten keine Entwarnung. Stattdessen sahen ihre Werte so schlecht aus, dass ihr Mann sie gleich ins UKE brachte, zum Glück wohnortnah. Nach weiteren Blutuntersuchungen und einer Knochenmarkentnahme im Universitätsklinikum Eppendorf stand die schlimme Diagnose fest: akute myeloische Leukämie. Die Krankenschwester, die vielen Bergedorfern half, gesund zu werden, muss sich jetzt selbst als Patientin in heilende Hände begeben.

Leukämie: Stammzellensuche für Bethesda-Krankenschwester Andrea

Der Weg zur Heilung von Blutkrebs ist lang: Andrea, die ihren Nachnamen nicht genannt wissen möchte, erhält eine Chemo-Therapie in fünf Blöcken. Es folgt eine Bestrahlung, und dann erst kann über eine Stammzellentransplantation entschieden werden. So erklärt es ihre langjährige Kollegin und Freundin Petra Böhm, die seit zehn Jahren Seite an Seite mit Andrea im Operationssaal und auf der Bergedorfer Station arbeitet: „Zum Glück hat Andrea ein stabiles Umfeld, das hilft enorm, die Behandlung durchzustehen.“ Sie weiß, dass Andrea gebürtig aus Thale im Harz stammt, wo auch ihre beiden Kinder und drei Enkel leben. Doch nicht nur ihre Familie stärkt ihr den Rücken, auch ihre Bergedorfer Kollegen sind für sie da.

Obwohl sich nicht vor Jahresende entscheidet, ob Andrea eine Stammzellenspende braucht, war Petra Böhm klar: „Wir dürfen keine Zeit verlieren!“ Sie hat mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) die Aktion „Wir zusammen für Andrea“ gestartet. Es geht darum, mehr Stammzellenspender zu werben. Sie können Leben retten, wenn der Krebs das Knochenmark eines erkrankten Menschen angreift. Die DKMS sammelt die HLA-Merkmale, also die „Fingerabdrücke“ der Zellen, die so ähnlich wie möglich sein sollten.

Viele müssen sich registrieren, damit Leukämiekranke passende Spende erhalte

Damit jeder Leukämiekranke eine passende Spende erhalten kann, müssen sich so viele Menschen wie möglich registrieren lassen. Bei der Aktion „Wir zusammen für Andrea“ kann man sich online anmelden, bekommt das Test-Kit per Post und kann den Wangenabstrich bequem zu Hause machen. „Selbst wenn wir niemanden für mich finden, hätte es sich schon gelohnt, wenn wir einen Spender für jemand anderen finden“, sagt die erkrankte Andrea.

Tatkräftige Unterstützung versprechen auch alle Bethesda-Azubis. Sie wollen an ihren Berufsschulen fleißig Flyer und Plakate verteilen. Denn alle kennen Andrea, die offiziell ihre Ansprechpartnerin im Krankenhaus ist. Den angehenden anästhesietechnischen Assistenten hat sie den richtigen Umgang mit Medikamenten, Patienten und den Ärzten im OP beigebracht. Jetzt bangen sie um ihre Ausbilderin und helfen bei der Suche nach einem Stammzellenspender.

Auch interessant

Kollegin Petra Böhm setzt große Hoffnung in die Registrierungsaktion: „Ich wünsche mir, dass wir Andreas ‚Zwilling‘ finden, der helfen kann, falls sie eine Spende benötigt.“ Aktuell erträgt Andrea ihre zweite Chemotherapie – und hofft, dass sie bald wieder ganz viel Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen kann.