Bergedorf. Sekte tritt getarnt als Drogenhilfsorganisation mit Infostand in Erscheinung. Warum sogar die ausgelegten Flyer gefährlich sein sollen.
Der Hamburger Verfassungsschutz warnt vor einem Infostand auf dem Bergedorfer Markt im Zuge der Einkaufsstraße Sachsentor: Für Sonnabend, 26. August, hat die Initiative „Sag Nein zu Drogen, sag Ja zum Leben“ von 12.30 bis 15.30 Uhr eine Fläche auf dem zentralen Platz reserviert. Die Genehmigung wurde vom Bezirksamt erteilt, auch wenn es sich nach Erkenntnissen des Landesamtes für Verfassungsschutz um eine Tarnorganisation der Scientology-Kirche handelt.
„Die Organisation genießt in Deutschland ein nicht gerade hohes Ansehen, weshalb sie vor allem das gesellschaftlich breit akzeptierte Engagement gegen Drogenmissbrauch instrumentalisiert“, sagt Marco Haase, Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz. „Ziel ist es, so mit Bürgern, aber auch mit anderen sozialen Einrichtungen ins Gespräch zu kommen.“
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Nach Informationen unserer Redaktion wird der Infostand von einer Bergedorferin organisiert, die in der Vergangenheit bereits mehrfach Initiativen ähnlicher Art im Sinne von Scientology im Bezirk umgesetzt hat. Regelmäßig hat der Verfassungsschutz gewarnt, weil es nicht um etwa Aufklärung über Drogenmissbrauch oder um den Kontakt zu professioneller Hilfe bei Abhängigkeit gehe, sondern das Werben neuer Mitglieder.
Erklärtes Ziel der seit 1997 bundesweit vom Verfassungsschutz beobachteten Scientology-Kirche ist die Errichtung einer totalitären, in sich geschlossenen Gesellschaftsstruktur mit Führerkult, rigidem Dogmatismus und totaler Unterordnung der Mitglieder. Die „scientologische Zivilisation“ ist laut Verfassungsschutz mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung unvereinbar.
Ausdrückliche Warnung auch vor den ausliegenden dunkelgrünen Flyern
Gewarnt wird beim bevorstehenden Infostand in Bergedorf ausdrücklich auch vor dem typischen dunkelgrünen Flyer mit dem Titel „Fakten über Drogen“, der den Weg zu Scientology ebnet, ohne dass die Organisation sich hier namentlich zu erkennen gibt. „Wenn die Scientologen am Sonnabend in Bergedorf ihren Infostand veranstalten sollten, lassen Sie ihn einfach links liegen“, rät Verfassungsschutz-Sprecher Haase. „Wer tatsächlich Beratungsbedarf hat, sollte sich an eine der zahlreichen professionellen Hamburger Drogenberatungsstellen wenden.“
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Falls die Flyer nicht nur am Stand der Initiative „Sag Nein zu Drogen, sag Ja zum Leben“ ausliegen, sondern auch in Geschäften der Fußgängerzone, rät Marco Haase, die Geschäftsführung zu informieren. „Es handelt sich nicht um harmlose Heftchen, sondern um die Publikationen einer verfassungsfeindlichen Organisation. Mein Rat: Ab damit in die Papiertonne.“