Bergedorf. AfD-Fraktion in der Bezirksversammlung Bergedorf sieht „sektenähnliches“ Verhalten bei Letzte Generation und Co. Die Reaktionen.

Die AfD-Fraktion in der Bezirksversammlung sorgt sich um die Aktivisten von „Letzter Generation“ und „Extinction Rebellion“. Vor allem junge „noch orientierungslose Anhänger“ der Klimaschützer würden von beiden Organisationen „sektenähnlich in permanente Angst und Weltuntergangspanik“ versetzt, schreibt die vierköpfige AfD-Herren-Riege um Fraktionschef Reinhard Krohn (57) in einem Antrag, der für einen heftigen Schlagabtausch mit der Fraktion der Linken sorgte.

Tatsächlich lesen sich die Forderungen der AfD wie ein Rettungsprogramm für Sektenopfer: Ihre Beschlussvorlage empfiehlt „Aussteigerprogramme für die Anhänger von ,Extinction Rebellion’ und ,Letzte Generation’ in Bergedorf zu initiieren“. Zudem solle es im Bezirk „eine Aufklärungskampagne“ geben, die „über die extremistischen Tendenzen“ der Gruppen informiere „und so Präventionsarbeit leistet“.

AfD fordert „Aussteigerprogramm“ für Klimaschützer

In der Begründung des Antrags werden beide Initiativen als „gut vernetzte und international vertretene“ Gesetzesbrecher beschrieben, die nicht etwa die Klimarettung, sondern Straftaten und die Verblendung junger Menschen zum Ziel hätten. Ausgehend von der Verärgerung vieler Autofahrer über die „Klima-Kleber“, wird auf den zwei Antragsseiten nachgelegt: Die „Letzten Generation“ sei eine „Ersatzreligion“, die „ihre Mitglieder massiv manipuliert. Die Anhänger folgen fast willenlos ihren Führern.“ Es brauche also nicht etwa Programme, um den Klimawandel zu stoppen, sondern solche, die diesen Menschen „wieder Hoffnung geben sowie die Angst vor einem Weltuntergang nehmen“.

Reinhard Krohn, AfD-Fraktion Bezirksversammlung Bergedorf
Reinhard Krohn, AfD-Fraktion Bezirksversammlung Bergedorf © AfD-Fraktion Bezirksversammlung Bergedorf | AfD-Fraktion Bezirksversammlung Bergedorf

Der Antrag fiel in der Bezirksversammlung durch, alle anderen fünf Fraktionen votierten einstimmig dagegen. Aber noch bevor es so weit war, legte AfD-Fraktionschef Reinhard Krohn am Rednerpult alle Zurückhaltung ab, sprach von „Extremisten, die Gewalt ausüben und Menschenleben gefährden“ und zudem „unersetzliche Kulturgüter beschädigen“. Sein Fazit: „Die grüne RAF ist mitten in der Entstehung.“

Robert Gruber von den Linken hielt dagegen und erntete dafür viel Applaus im voll besetzten Sitzungssaal: Er verwies darauf, dass das Bundesamt für Verfassungsschutz die AfD-Jugend „Junge Alternative“ gerade selbst als „gesichert rechtsextremistisch“ eingestuft hatte. „Das beweist wieder einmal, wie sinnfrei ihre Antragsrede war.“ Klimaschutz sei kein Vergehen.