Oststeinbek. Oststeinbeker SV geht im Nachbarschaftsduell auf eigenem Platz leer aus. Warum das für Trainer Martin Sobczyk gar nicht so schlimm ist.

Plötzlich sank er einfach hin, dieser Kerl wie ein Baum. Nun lag Oliver Franz mit dem Rücken auf dem Sportplatz des Kunstrasenplatzes am Meessen und signalisierte sofort, dass es für ihn nicht weitergehen würde. Nach gerade einmal 27 Minuten war das Derby in der Fußball-Landesliga beim Oststeinbeker SV für den Aushilfsstürmer des FC Voran Ohe beendet.

Frustriert humpelte der etatmäßige Verteidiger einen Tag nach seinem 31. Geburtstag vom Plastikgrün. „Ich bin umgeknickt“, berichtete Franz, der nun wohl ein, zwei Wochen ausfallen wird. „Damit haben wir ein Thema – ein Problem“, sagte Ohes Coach Matthias Wulff. Die Verletzung des Routiniers trübte seine Freude über den „insgesamt sehr glücklichen“ 2:1-Erfolg seines Teams im Derby.

Verletzung trübt Oher Freude über den Derbysieg

Denn welchen Wert der Oberliga-erfahrene Allrounder für die Reinbeker hat, zeigte sich insbesondere im zweiten Abschnitt des Duells mit dem OSV, als Voran gegen ständig anrennende Hausherren bei seinen wenigen Entlastungsangriffen fast immer schnell das Spielgerät verlor.

Oststeinbeks Trainer Martin Sobczyk (r.) tröstet Desmond Mensah nach dessen Auswechslung.
Oststeinbeks Trainer Martin Sobczyk (r.) tröstet Desmond Mensah nach dessen Auswechslung. © Hanno Bode | Hanno Bode

„Man hat es deutlich gemerkt, als ‚Olli‘ raus war. Seine Körperlichkeit und Technik, mit der er die Bälle festmacht, hat uns danach gefehlt. Es war sicherlich unglücklich, dass wir so früh wechseln mussten und heute auch nichts auf der Bank hatten, um im Zentrum nachzulegen“, erklärte Wulff.

Ohes Verteidiger Oliver Franz agierte als „Zielspieler“ im Sturmzentrum

Weil der eigentlich für die Mittelstürmer-Position vorgesehene Ibrahim Özalp kurzfristig aus privaten Gründen hatte absagen müssen und Ruben Schulze Spielpraxis in der zweiten Oher Mannschaft sammeln sollte, stand dem Trainer für die Partie in Oststeinbek kein klassischer „Zielspieler“ mehr zur Verfügung.

Also musste wie in der vergangenen Saison so häufig wieder einmal Franz in vorderster Front agieren. So lange der als Finanzberater tätige 31-Jährige auf dem Feld war, standen die Aktien auf einen souveränen Erfolg des Dritten der Vorsaison sehr gut.

Fehler von Keeper Ahmadi besiegelt die Oststeinbeker Niederlage

Muizz Saqib brachte die Reinbeker früh mit einem Handelfmeter, den Jeff Pierre verursacht hatte, mit 1:0 in Führung (10.). Danach hatten die Gäste das Geschehen gegen im letzten Drittel des Feldes harmlose Oststeinbeker weitgehend im Griff. „Nicht schön, aber klar“, habe seine Elf gespielt, resümierte Wulff, während OSV-Coach Martin Sobczyk beklagte: „Wir haben zwar mehr Ballbesitz gehabt, sind aber nicht in die gefährliche Zone gekommen.“

Vorans Pausenführung war verdient, weil das Wulff-Team insgesamt etwas präsenter in den Zweikämpfen war und zielstrebiger nach vorne spielte. Als Oststeinbeks Keeper Shahin Ahmadi dann kurz nach dem Seitenwechsel einen Ball gegen Oguzhan Acar vertändelte und dem Offensivmann so den Treffer zum 2:0 ermöglichte (56.), deutete alles auf einen ungefährdeten Sieg des Aufstiegsanwärters hin.

Oststeinbeker Treffer wegen Abseitsstellung aberkannt

Ein klarer Fall von „Denkste“! Denn nur 120 Sekunden später profitierte Youssef Ban Sbou von einem Ballverlust der Oher und ihrer anschließend miserablen Arbeit gegen den Ball. Der Anschlusstreffer des dreifachen Torschützen aus der Vorwoche gegen den Ahrensburger TSV (3:2) läutete eine über 30-minütige Oststeinbeker Druckphase ein.

Es war beeindruckend, mit welcher Moral und Leidenschaft der OSV seine Angriffe initiierte. Das große Manko blieb jedoch der Abschluss. Hinzu kam ein wenig Pech, dass Schiedsrichter Maurits Weigand (TSV Buchholz 08) den Gastgebern einen Treffer wegen angeblicher Abseitsstellung aberkannte. Bei Voran waren dies allerdings gleich zwei, sodass die Begegnung vor der stimmungsvollen Kulisse von über 250 Zuschauern auch mit 4:2 für Ohe hätte ausgehen können.

Die Schlussphase gibt Voran-Trainer Matthias Wulff Rätsel auf

Oststeinbeks Trainer Sobczyk schob unmittelbar nach dem Schlusspfiff zwar Frust, versuchte dann aber sofort, die positiven Dinge aus dem Auftritt zu ziehen: „Wir haben gut gespielt. Wir wachsen zusammen. Wir sind enttäuscht, aber trotzdem positiv gestimmt. Die Leute kommen auch wieder zu uns auf den Sportplatz. Das sind alles Indikatoren, dass es in die richtige Richtung geht.“

Während der langjährige Oberliga-Verteidiger Entwicklungsschritte bei seinem Team ausmachte, war Voran-Trainer Wulff ob der Vorstellung der Seinen in den letzten 30 Minuten ratlos. Natürlich habe das Drittrundenspiel im Lotto-Pokal drei Tage zuvor gegen den ETSV Hamburg (0:2) eine Rolle gespielt, so der Coach: „Aber auch wenn man schwere Beine und dadurch vielleicht einen schweren Kopf hat, darf es uns nicht passieren, dass wir so die Kontrolle verlieren.“

Die drei Punkte kosten den FC Voran Ohe einen hohen Preis

Das Beste am Stormarn-Derby war für die Reinbeker fraglos das Ergebnis, auch wenn sie den Sieg durch den Franz-Ausfall teuer bezahlen mussten.

Oststeinbeker SV: Ahmadi – Mensah (55. Lauppe), Pierre, Köksal, Asante (64. Ikponmwosa) – Fehlandt, Indulto, Gyimah (64. Zenker), Miry (90. Ayim), Kochsiek – Youssef Sbou.
FC Voran Ohe
: El Kahil – Feldpausch, Walek, Ohl (75. Reimers), Gläser (75. Dieckmeyer) – Tautz, Damaschke, Schmidt, M. Saqib (75. Schweißing), Acar (56. Beldzik) – Franz (27. Brüning
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