Bergedorf. Als Ersatzmann für den Achter muss sich der 22-Jährige vom RC Bergedorf in Geduld üben. Das fällt ihm nicht leicht. Doch es gibt Trost.

Es ist heiß in Plovdiv: 38 Grad, gefühlt wie 48. Die werden es auch am Sonntag wieder sein, wenn bei den Junioren-Weltmeisterschaften im Rudern in der Altersklasse U23 das Finale im Achter gestartet wird. Zur Mittagszeit um 11.32 Uhr, wenn es am heißesten ist. Leon Braatz vom Ruder-Club Bergedorf wird seine Teamkollegen dann wieder vom Ufer aus die Daumen drücken. Der 22-Jährige ist als Ersatzmann mit zur WM gereist. Eine undankbare Rolle.

„Naja, vielleicht fällt bei der Hitze bis Sonntag ja noch einer um“, scherzt Braatz. Natürlich würde er das keinem seiner Teamkollegen wünschen. Doch angesichts der Bedingungen in Plodiv ist es ein realistisches Szenario. Der Bergedorfer ist ein sogenannter „Backborder“, das heißt, er ist ein Spezialist für die Riemen, die in Fahrtrichtung links aus dem Boot ragen. Fiele einer der vier Backborder im Achter aus, wäre Braatz am Zug. Fällt ein Steuerborder aus, käme der zweite Ersatzmann, Julian Garth aus Krefeld, zum Einsatz.

Als Ersatzmann muss sich Leon Braatz in Geduld üben

Neben Weltmeister Großbritannien gilt der deutsche Nachwuchs-Achter als Gold-Kandidat. Diese beiden Boote waren es dann auch, die die beiden Vorläufe gewannen und so den direkten Einzug ins Finale schafften, ohne den Umweg über den Hoffnungslauf gehen zu müssen. Eine bedeutende Kraftersparnis bei dieser Hitze.

Sollte es am Sonntag die erhoffte Medaille für das Team des Deutschen Ruderverbands geben, wäre Braatz ein wichtiger Baustein dieses Erfolgs, auch wenn er selbst wohl nicht im Finale mitwirken darf. Denn die gesamte Vorbereitung in München hat er mit dem Team bestritten. „Es war aber schon schwer, sich zu motivieren, wenn die anderen zum Trainieren ablegen und man selbst bleibt zurück“, gibt er zu. „Oder wenn man dann doch mal mit im Boot sitzt und genau weiß, dass man wieder weichen muss, wenn der andere fit ist.“

Eine WM-Goldmedaille hat der Bergedorfer schon gewonnen

Der 22-Jährige hat seine Rolle angenommen. Dabei hilft es natürlich, dass er schon eine WM-Goldmedaille zu Hause hat. 2019 gewann er mit dem deutschen U19-Achter in Tokio. Von der damaligen Besatzung hat es nur einer in den U23-Achter von Plovdiv geschafft. Doch Braatz ist immer noch dabei. Schon das ist eine Leistung. So könnten die Erfahrungen von Bulgarien für ihn in Zukunft noch wertvoll sein.