Hamburg. Pflanzen und Grünflächen werden bald mit Regenwasser versorgt. Die neue Anlage steht kurz vor dem Einbau – wenn das Wetter passt.
Das großangelegte Regenwasser-Projekt auf dem Bergedorfer Friedhof an der August-Bebel-Straße schreitet voran. Die Hansestadt Hamburg investiert hier 350.000 Euro in eine Anlage, welche die Brunnen-Zapfstellen zur Gräberbewässerung statt wie bisher mit Trinkwasser mit gefiltertem Regenwasser speist. Herzstück der Anlage ist ein bereits auf dem Friedhof vorhandenes Regenrückhaltebecken nahe dem Grenzweg in Wentorf, das bereits vergrößert wurde und demnächst fünf Sammelbehältern mit jeweils 37,5 Kubikmetern Fassungsvermögen Platz bieten soll. „Wir warten mit dem Einbau nur noch auf besseres Wetter“, erklärt Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles. Es sollte dafür den ganzen Tag nicht regnen und wärmer als 5 Grad sein.
Bergedorf: Trinkwasser ist ein kostbares Gut
Rund drei Millionen Liter Trinkwasser fließen Jahr für Jahr auf dem Bergedorfer Friedhof in die Bewässerung der Gräber und Grünflächen. Ökologisch und ökonomisch gesehen ist das nicht gerade sinnvoll, wenn man stattdessen auch Regenwasser verwenden kann.
„Besonders in den Sommermonaten ist Trinkwasser wegen des Klimawandels ein wertvolles Gut in Hamburg geworden“, sagt Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann. Daher werden nun die vorhandenen Brunnen vom Trinkwassernetz getrennt und mit der neuen Regenwasseranlage verbunden.
Regenwasser von der Straße wird doppelt gefiltert
Laut Projektleiter Siegfried Ruwe von der Firma Energie Consult wird das Regenwasser weiterhin von den Straßen und Wegen des Areals durch die Gullys in unterirdische Kanäle laufen, von dort dann in den Übergabeschacht und in die fünf Sammelbehälter. Anschließend wird das Regenwasser gefiltert und auf einer kanalisierten „Beruhigungsstrecke’“ von Sedimenten befreit.
- Friedhof Bergedorf: Marode Kapelle wird endlich saniert
- Kita auf Friedhof: Dafür ziehen Eltern sogar nach Bergedorf
In einem nächsten Schritt fließt das Wasser durch einen Feinfilter, wo weitere Partikel hängenbleiben. „So eine gründliche Reinigung ist vonnöten, weil das Regenwasser nicht wie bei anderen Anlagen von Dächern, sondern von der Straße kommt“, erklärt Ruwe. Das für die Pflanzenbewässerung tauglich gemachte Wasser wird dann mit Unterwasser-Tauchpumpen zu den Brunnen-Zapfstellen auf dem 53 Hektar großen Gelände befördert.
Besserer Schutz auch vor Starkregen
Etwa vier Wochen lang soll die Anlage ohne frischen Regen auskommen. So lange reicht schätzungsweise das Wasser in den Tanks. Für den Fall einer längeren Trockenperiode wird eine Notspeisung aus dem Trinkwassernetz in das Konzept integriert.
Auch vor Starkregen soll der Friedhof künftig besser geschützt sein, da ein Teil des Regenwassers zunächst in die insgesamt 190 Kubikmeter großen Tanks fließt, bevor es in das städtische Abwassersystem gelangt. So wird eine Überlastung der Kanäle zumindest eine Zeit lang verzögert.