Norderstedt. Aberglaube, Familientradition, Sympathiebekundung für das Idol – Sportler aus der Region verraten, wie sie auf ihre Rückennummer kamen.
Nein, früher war ganz bestimmt nicht alles besser. Aber manchmal doch ein bisschen einfacher als heute. Ein Beispiel gefällig? Bis zum Ende der Saison 1994/1995 gab es in den deutschen Fußball-Spielklassen keine festen Rückennummern. In der Startformation einer Mannschaft waren demzufolge stets nur die Zahlen eins bis elf vertreten.
Das war nicht nur übersichtlicher, sondern gleichzeitig auch noch ein willkommener Service für die Fans auf den Sportplätzen oder in den Stadien. Denn die Nummern gaben Auskunft über die Position des betreffenden Akteurs auf dem Feld: 1 Torhüter, 2 rechter Verteidiger, 3 linker Verteidiger, 4 Vorstopper,
5 Libero, 6 und 8 Mittelfeldspieler,
7 Rechtsaußen, 9 Mittelstürmer,
10 Spielmacher, 11 Linksaußen.
Im Lauf der Zeit hat sich diese Struktur so frappierend verändert wie die Preise für die Eintrittskarte oder die Bratwurst in der Halbzeitpause. Mittlerweile hat jeder Kicker ein eigenes Trikot, mit einer nur ihm zugeordneten Nummer, in höheren Klassen sogar mit dem Namen auf der Spielkleidung. Doch was verbirgt sich denn nun eigentlich hinter den Zahlen? Das Hamburger Abendblatt hat sich unter Mannschaftsportlern und -sportlerinnen aus der Region umgehört.
FUSSBALL
Eintracht Norderstedt
Evans Nyarko (Nummer 13): „Als ich im Januar 2019 nach Norderstedt gekommen bin, war mir klar: Ich möchte unbedingt die 13 haben, weil sie mein Lieblingsspieler Michael Ballack bei Bayer 04 Leverkusen, beim FC Bayern München und in der Nationalmannschaft getragen hat. Also musste ich meinen neuen Teamkollegen Philipp Koch davon überzeugen, sie mir zu überlassen – was er dann dankenswerterweise ja auch getan hat.“
Philipp Koch (Nummer 24): „Das war für mich kein Problem, die 13 war für mich ohne Bedeutung. Ich habe sie beim Wechsel vom A-Junioren- in den Erwachsenenbereich bekommen, damals sind die Nummern alphabetisch verteilt worden. Als Evans mich gefragt hat, waren die einstelligen Zahlen schon komplett vergeben. Also bin auch auf die
24 umgestiegen, weil ich am 24. November Geburtstag habe.“
Jordan Brown (Nummer 23): „Ich hatte schon immer ein Faible für den Basketballer Michael ,Air‘ Jordan, was mit meinem Vornamen übrigens nichts zu tun hat. Er war ein Super-Sportsmann und ist bei den Chicago Bulls mit der 23 zur Legende geworden.“
Johann von Knebel (Nummer 28): „Ich bin mit der 28 schon beim FC Voran Ohe aufgelaufen und wollte sie gern auch bei der Eintracht tragen, weil ich am 28. August Geburtstag habe. Da die Nummer damals Deran Toksöz gehörte, musste ich mich hinten anstellen und zunächst mit der 15 spielen – das hat sich inzwischen geändert, weil Deran 2019 den Verein verlassen hat.“
Hamburger SV III
Torben Wacker (Nummer 14): „Ich bin am 14. Dezember 2013 mit meiner Frau Svenja zusammengekommen und habe ihr am 14. Dezember 2017 den Heiratsantrag gemacht.“
Dominik Jordan (Nummer 23): „Ich trage die 23 wegen meines Nachnamens in Anlehnung an den Basketballer Michael Jordan – und weil Rafael van der Vaart mein Lieblingsspieler bei den Profis des Hamburger SV war.“
Maximilian Danzer (Nummer 7): „Die Rückennummer ist gleichzeitig meine Lieblingszahl – außerdem habe ich am
7. Oktober Geburtstag.“
TuRa Harksheide
Pascal Ehrenberg (Nummer 30): „Mein mein vier Jahre älterer Mitspieler Stefan Süß war mein Mentor in meinem ersten Herrenjahr bei Dynamo Dresden II. Er nahm mich an die Hand und half mir enorm. Wir wurden und sind bis heute dicke Freunde. Seine Rückennummer war die 30, die ich ihm zu Ehren trage.“
Yannick Fischer (Nummer 13): „Meine Mutter war Leistungssportlerin und trug die 13, meine Schwester Antonia spielt bei den HSV-Frauen in der Regionalliga Nord mit der 13. Das hat in unserer Familie also Tradition.“
Glashütter SV
Tom Schlichenmaier (Nummer 18): „Ich bin ein großer Fan von Eintracht Frankfurt und habe in meiner Jugend Stürmer Ioannis Amanatidis verehrt. Heute bin ich Abwehrspieler, aber selbst als Torwart beim FFC Nordlichter habe ich mir extra ein Torwarttrikot mit der Nummer 18 anfertigen lassen. Amanatidis zerriss sich in jedem Spiel, er gab immer alles, ärgerte sich über jede vergebene Torchance. So müssen Fußballer sein, das fand ich geil. Bitter nur für mich: Im Rahmen einer Fan-Telefon-Aktion des „Kicker“ durfte ich mit meinem Idol sprechen. Auf meine Frage, was er denn mit der 18 verbindet, antwortete er mir: ,Eigentlich nichts! Die Nummer war halt frei.‘ Das tat weh. Aber ich trage sie trotzdem noch.“
Malte Wittmann (Nummer 25): „Bernd Schneider, der auch der „weiße Brasilianer“ genannt wurde, hatte die 25 auf dem Rücken. Ich verehrte ihn als Junge wegen seiner überragenden Technik und wegen seines Spruchs vor Beginn der WM 2002: ,Es bereitet mir am meisten Kopfzerbrechen, dass es in Japan keinen Anschluss für meine Playstation gibt.‘ Das fand ich sehr cool.“
HANDBALL
HT Norderstedt
Madlin Rieboldt (Nummer 6): „Ich trage die 6, seit ich mich erinnern kann, sowohl beim HTN als auch beim Altrahlstedter MTV. Ohne diese Nummer fühle ich mich auf dem Feld nicht wohl, sie gehört für mich zum Spiel dazu wie der Ball. Ich würde sagen, bei mir ist schon ein wenig Aberglaube mit dabei.“
SV Sülfeld
Sophie Frank (Nummer 11): „Ich bin sportlich beim Berliner SC groß geworden. Irgendwann hat es mich durch eine Wette zusammen mit Lara Zube und Trixy Rohlfs dann nach Sülfeld getrieben. Die 11 trage ich seit dem ersten Tag beim SVS, sie ist schließlich unsere Familiennummer. Meine Großeltern, meine Eltern und meine Schwestern haben ebenfalls mit der 11 Handball gespielt. Nur in einer Auswahlmannschaft des Landesverbandes musste ich ausweichen, ansonsten kam für mich nie etwas anderes infrage. Ich habe mir die 11 übrigens auch noch auf den Mittelfinger meiner linken Hand stechen lassen – was zufällig mein elftes Tattoo war.“