Curslack. Die 1. Fußball-D-Jugend ist in die Leistungsklasse aufgestiegen. Doch wohin mit den Spielern, für die es nun nicht mehr reicht?
Es war das Spiel ihres Lebens, und die D-Jugend-Fußballer des SV Curslack-Neuengamme legten los wie die Feuerwehr. Schon nach zehn Minuten köpfte SVCN-Stürmer Seyhan Cuhaci im Viertelfinale der Hamburger Meisterschaft eine Ecke zur 1:0-Führung gegen den Hamburger SV ein. Plötzlich waren die Vierländer ganz dicht dran an der Überraschung. Normalerweise ist im Jugendbereich gegen die Teams des HSV und FC St. Pauli kaum etwas zu machen, denn dort ballen sich die größten Fußball-Talente der Stadt. Um diese zu fordern, spielt der Profi-Nachwuchs eine Altersklasse höher. Und so ist gegen die Leistungszentren eben doch manchmal etwas drin.
Aber nicht dieses Mal: Je länger die Begegnung läuft, desto mehr dominieren die Gäste. „Die sind schon wahnsinnig gut“, staunte Torsten Wegener, Spielervater und Mitbegründer des SVCN-Teams. Am Ende siegt der HSV mit 3:1 und zieht in das Halbfinale ein. Doch schon das Erreichen dieses Spiels ist ein großer Erfolg für den SVCN, ebenso wie der Aufstieg in die Landesliga, in der die Jungs nach den Sommerferien dann als C-Jugendliche spielen werden.
„Das Umdenken muss schon bei der Sprache im Trainingsbetrieb beginnen“
Nach der B-Jugend sind sie erst das zweite Leistungsklasse-Team im Verein, doch das erste, das nicht von außen hinzugeholt wurde, sondern im SVCN gewachsen ist. Im August 2014 hatte Wegener das Team der damals sechs- bis siebenjährigen Jungs gegründet: die „blau-weißen Delfine“. Schnell waren erste Erfolge in Form von Staffelmeisterschaften da. Für das Konzept gab es den „Stern des Sports“ in Silber und Bronze. „Heute zählt das Team zu den Top Ten der Stadt und nimmt in Hamburgs Osten eine Führungsrolle ein“, sagt Wegener stolz.
Doch mit dem sportlichen Erfolg beginnen die Probleme. Wohin mit den Jugendlichen, bei denen es künftig leistungsmäßig nicht mehr reicht? „Wir sind ein Dorfverein“, erinnert Wegener an die soziale Verantwortung des Clubs. „Wir müssen mit Gemeinschaftssinn gegen den absoluten Leistungsgedanken angehen.“ Ein neues Konzept soll das möglich machen. Danach wird die künftige C-Jugend in einer Gruppe von 30 Jugendlichen trainieren, die zwei Mannschaften bedient. „So wollen wir jedem die passende Spielmöglichkeit bieten“, erläutert Wegener. „Das Umdenken muss schon bei der Sprache im Trainingsbetrieb beginnen“, fordert er. „Wir wollen nicht mehr von 1. und 2. Mannschaft, sondern nur noch von LL und BL reden.“
In 18 Jugendmannschaften spielen beim SVCN über junge 220 Kicker
Fantasie ist schon heute gefragt. Im SV Curslack-Neuengamme spielen 18 Jugendmannschaften mit über 220 Spielerinnen und Spielern. „Für den Trainingsbetrieb all dieser Mannschaften wird der eine Platz, den wir haben, bald nicht mehr ausreichen“, ahnt Wegener. Schon bliebe oft nur ein Viertel des Feldes zum Üben. Ob die Gemeinschaft in einer größeren Gruppe reicht, um die Jugendlichen künftig bei Stange zu halten, wird sich ab Herbst zeigen müssen. Doch Wegener ist nicht bange. „Seyhan Cuhaci ist das beste Beispiel“, erinnert er an den Torschützen gegen den HSV. „Der hat vorher bei drei anderen Vereinen gespielt, doch erst bei uns fühlt er sich so richtig wohl.“