Hamburg. Jedes dritte Kind ist psychisch auffällig. Das Bezirksamt Bergedorf meldet mehr Beratungsbedarf. Donnerstag Online-Diskussion.
Gemeinsam Sport treiben, Freunde treffen oder einfach nur täglich zum Unterricht gehen – was früher Alltag war, ist durch die Corona-Pandemie für Jugendliche und Kinder kaum noch möglich. Viele verbringen ihre Freizeit überwiegend alleine. „Manche verlassen ihr Zimmer gar nicht mehr. Ich berate gerade einen 16-Jährigen aus Vierlanden, der einerseits müde und antriebslos ist. Andererseits fühlt er sich durch die dauernden Konferenzen und Abgabetermine im Dauerdruck und ist total erschöpft“, berichtet Heribert Krönker. Der Fraktionschef der Bergedorfer Grünen arbeitet als Kinder- und Jugendpsychotherapeut in Boberg – und macht sich zunehmend Sorgen: „Die Jugend hat Zukunftsängste und zweifelt am Sinn.“
Tatsächlich fanden Forscher der Universität Hamburg in ihrer Studie „Corona und Psyche“ (COPSY) heraus, dass nach einem Jahr Pandemie fast jedes dritte Kind unter psychischen Auffälligkeiten leidet. Vier von fünf Kindern fühlen sich durch die Pandemie belastet. Sie haben mehr Streit in der Familie, vermehrt schulische Probleme und ein schlechteres Verhältnis zu ihren Freunden.
Bergedorfer Bezirksamt meldet mehr Beratungsbedarf
Und sie chatten mehr – im besten Fall mit der „JugendNotmail“, die von der AOK unterstützt wird: „Die Online-Berater tauschten zuletzt mehr als 15.000 Nachrichten aus. Eine Steigerung von 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019“, berichtet die Krankenkasse.
Mehr Beratungsbedarf meldet auch das Bergedorfer Bezirksamt. Sozialpsychiatrischer Dienst und Jugendpsychiatrischer Dienst fiel im Rahmen der Krisenintervention eine Zunahme depressiver Symptomatik auf: verstärkte lebensmüde Gedanken durch Angst- und Persönlichkeitsstörungen. In seinem aktuellen Tätigkeitsbericht meldet das Bezirksamt insbesondere für das zweite Halbjahr vermehrt Anfragen von Jugendamt, Polizei und Eltern nach „Unterstützung bei der Einschätzung von Suizidalität von Kindern und Jugendlichen“. Stabilisierende Telefonate, Rücksprachen mit Krankenhäusern und Polizei sowie die Beratung von Familien in psychische Krisen hätten die Arbeit bestimmt.
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"Generation Corona" steht im Mittelpunkt einer Online-Diskussion
Dies beschäftigt auch die Politik. Die Hamburger FDP-Abgeordnete Katja Suding warnte etwa im Bundestag: „Unsere Kinder leiden unter Angststörungen, depressiven Symptomen wie Schlaf- und Essstörungen, unter Kopf- und Bauchschmerzen.“ So sei ein „Hilfeplan für die physische und psychische Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen“ gefordert.
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Die „Generation Corona“ steht an diesem Donnerstag, 20. Mai, auch im Mittelpunkt einer Online-Diskussion, zu der die Bergedorfer Grünen einladen: Zwischen 17.30 und 19 Uhr sprechen Gabriela Krüll (Delegierte der Psychotherapeutenkammer Hamburg) und Anja Ramackers, eine an der Alten Holstenstraße niedergelassene Kinder- und Jugendpsychotherapeutin, unter anderem darüber, ob die Versorgung der Jugendlichen im Bezirk gut ausgerichtet ist. „Wir haben dazu auch Leitungen aus Bergedorfer Schulen eingeladen“, sagt Moderator Krönker.
Wer sich kostenlos zur Diskussion einwählen möchte, geht ins Netz: https://gruenlink.de/2143.