Bergedorf/Tokio. Daumen drücken für den „Kleenen“ heißt es in der Nacht zum Freitag bei Familie Johannesen in Neuallermöhe.

Viermal Olympiasieger. Zwölfmal Weltmeister. Der Deutschland-Achter ist das Paradeboot des Deutschen Ruder-Verbandes. Am Freitag um 3.25 Uhr deutscher Zeit wollen Hamburgs dreimaliger „Sportler des Jahres“, Torben Johannesen, und seine Teamkollegen im Achter-Finale erneut Ruder-Geschichte schreiben. Auf dem Sea Forest Waterway im Hafen von Tokio heißen die Konkurrenten dann Großbritannien (der Olympiasieger von Rio 2016) sowie die USA, Niederlande, Neuseeland und Australien.

Dann gilt es für den „Kleenen“, wie Torben Johannesen von seiner Mutter Doris trotz seiner 1,90 Meter Körpergröße noch immer genannt wird. In der Nacht zum Freitag ist Familienversammlung bei Johannesens in Neuallermöhe. Dann wird auch Torbens älterer Bruder Eric, der 2012 in London Olympia-Gold und 2016 in Rio Silber mit dem Achter gewann, mit seiner Familie bei den Eltern Doris und Thomas Johannesen zu Besuch sein und die Daumen drücken. „Nicht auszudenken, wenn auch Torben gewinnen sollte“, hofft Doris Johannesen, die von allen die Aufgeregteste sein wird. „Zwei Bergedorfer Olympiasieger aus einer Familie, wann hat es das schon mal gegeben?“ Noch nie!

Eine Freundin schickte Johannesen gesammelte Video-Grüße

Entsprechend groß ist die Anspannung – außer offenbar bei Torben Johannesen selbst. Der 26-Jährige fand am Mittwoch trotz aller Vorbereitung noch Zeit, zu Hause anzurufen. „Er ist so konzentriert und fokussiert wie ein Rennpferd, einfach unglaublich“, schildert die Mama. Auch im fernen Tokio spürt der Ruderer von Favorite Hammonia den Rückhalt aus der Heimat. „Eine Freundin hat ihm ein Video-Zusammenschnitt mit Grüßen von Freunden nach Tokio geschickt. Da war er ganz gerührt“, weiß Doris Johannesen zu berichten.

Für den Bergedorfer sowie seine Mitstreiter Johannes Weißenfeld (Herdecke), Laurits Follert (Duisburg), Olaf Roggensack (Berlin), Jakob Schneider (Essen), Malte Jakschik (Castrop-Rauxel), Richard Schmidt (Trier), Hannes Ocik (Schwerin) und Steuermann Martin Sauer (Berlin) bildet der Endlauf am Freitag den Abschluss einer jahrelangen Vorbereitung, Die größte Herausforderung in Tokio ist die Hitze. Weil das schwülheiße Klima mit einer Luftfeuchtigkeit von bis zu 98 Prozent den Organismus zusätzlich belastet, musste die Mannschaft eine Trinkroutine lernen. „Drei bis vier Liter Wasser plus ein Liter Elektrolytgetränke pro Tag sind Pflicht“, schildert Torben Johannesen. „So eine Menge muss der Körper erst einmal lernen aufzunehmen.“ Am Freitag wird sich nun zeigen, ob sich die jahrelangen Entbehrungen gelohnt haben. „Die Vorfreude überlagert bei mir die Anspannung“, versichert der Bergedorfer. „Ich bin bereit!“