Curslack. 29 Paare in Hamburg zogen in diesem Jahr 77 Küken auf. Und es hätten sogar noch mehr sein können.

Hamburgs Störche haben in diesem Jahr einen Rekord geknackt: 29 Brutpaare zogen insgesamt 77 Jungtiere groß. Damit wurde die bisherige Rekordmarke von 73 Jungstörchen aus dem Jahr 2014 übertroffen. Storchenvater Jürgen Pelch aus Kirchwerder, der sich seit 45 Jahren ehrenamtlich für den Naturschutzbund (Nabu) Hamburg engagiert, freut sich über das tolle Ergebnis, allerdings nicht ohne Wermutstropfen: Schließlich hatten sich in Hamburg in diesem Jahr insgesamt sogar 40 Brutpaare zusammengefunden, von denen elf jedoch keinen Bruterfolg hatten: „Bei besseren Wetterbedingungen hätten es sogar 80 Jungvögel werden können“, sagte Jürgen Pelch bei der Brutbilanz, die am Montag vom Nabu auf dem Hof von Renate und Ingo Grundmann am Achterschlag in Curslack vorgestellt wurde.

Und die Vier- und Marschlande bleiben ganz klar Hamburgs Storchenhochburg: 26 von den insgesamt 29 erfolgreichen Paaren zogen ihren Nachwuchs – 71 Küken – im Landgebiet groß. „Das zeigt, dass Hamburg als Heimat für Störche weiter gute Bedingungen bietet – trotz Klimawandel und Insektensterben“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen), in diesem Jahr Ehrengast bei der Präsentation der Nabu-Bilanz.

Vertrag zu „Hamburgs Grün erhalten“ wird Dienstag unterzeichnet

In der Einigung mit der Volksinitiative „Hamburgs Grün erhalten“ verpflichte sich die Stadt Hamburg, den Anteil der Naturschutzgebiete auf zehn Prozent der Landesfläche zu erhöhen. „Wir werden auch weitere wertvolle Flächen in den Kirchwerder Wiesen unter Schutz stellen, dies ist einen der wichtigen Gebiete für die Hamburger Störche“, so Kerstan. Das größte Hamburger Naturschutzgebiet soll so um rund ein Fünftel wachsen – und dürfte dann fast doppelt so groß werden wie die Außenalster. „Das extensiv genutzte Grünland ist ein wertvoller Lebensraum auch für Insekten, aber insbesondere für Wiesenvögel wie Bekassine, Kiebitz, Feldlerche, Feldschwirl – und natürlich den Weißstorch“, sagte Jens Kerstan, der eine Vertragsunterzeichnung mit der Volksinitiative für Dienstag ankündigte.

Storchenvater Jürgen Pelch, Schirmherrin Ombeni Stickdorn-Ngonyani, Nabu-Landesvorsitzender Malte Siegert und Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen, von links).
Storchenvater Jürgen Pelch, Schirmherrin Ombeni Stickdorn-Ngonyani, Nabu-Landesvorsitzender Malte Siegert und Umweltsenator Jens Kerstan (Die Grünen, von links). © Unbekannt | Lena Diekmann

Ohne ehrenamtliches Engagement gäbe es deutlich weniger Weißstörche

Diese Information nahm Malte Siegert, seit September 2020 Landesvorsitzender des Nabu Hamburg, erfreut zur Kenntnis. „Die außergewöhnlich hohe Zahl an Störchen in der Großstadt Hamburg kommt nicht von ungefähr. Der Nabu engagiert sich seit Jahrzehnten für den Storchenschutz. Wir leisten praktische Naturschutzarbeit vor Ort und setzen uns auf politischer Ebene für den Erhalt der wertvollen Feuchtwiesen ein, den Lebensraum der Weißstörche. Ohne dieses Engagement, das oft ehrenamtlich ist, gäbe es sicherlich deutlich weniger Weißstörche in unserer Stadt“, so Siegert Er bekam zur ersten Brutbilanz, die er mit vorstellte, von Ombeni Stickdorn-Ngonyani, seit drei Jahren Schirmherrin der Störche, ein Bild geschenkt: das gold-umrahmte schwarz-weiße Herz solle die gute Zusammenarbeit für die gemeinsame Sache – die Zukunft der Störche – symbolisieren, erklärte die Schirmherrin.

Nasskaltes Wetter und späte Rückkehr dämpfen den Bruterfolg

Nach ihr ist auch einer der zwölf Störche benannt, die der Nabu in den vergangenen zwei Jahren mit Sendern ausgestattet hat. So lässt sich ihr Flug in den Süden, aber vor allem ihre Nahrungssuche im Norden nachvollziehen. „Ombeni“ hatte es in diesem Jahr allerdings nicht leicht. Denn er zählte zu den ostziehenden Störchen, die erst Anfang Mai in Norddeutschland angekommen waren. Das angestammte Nest war bei der späten Rückkehr allerdings schon besetzt, was dort und auch andernorts zu kräftezehrenden Revierkämpfen um die Nester führte. Ebenso machte den Störchen das außergewöhnlich kalte und nasse Wetter bis Ende Mai zu schaffen: Starkregen, Hagelschauer und Stürme erschwerten das Brutgeschäft.

Vier Küken am Achterschlag lassen sich per Webcam beobachten

Noch bis Ende Juli/Anfang August bleiben die imposanten Vögel in Hamburg, bevor sie sich auf die Reise machen ins Winterquartier in Spanien, Portugal oder Afrika. Bis es soweit ist, kann der Nachwuchs von „Erna“ und „Fiete“ in ihrem Nest am Achterschlag weiterhin per Webcam beobachtet werden (www.nabu-hamburg.de/storchen webcam).

Vier Küken sind dort in diesem Jahr geschlüpft. Das Ehepaar Grundmann engagiert sich seit zwei Jahrzehnten für ihre geflügelten Untermieter. „Ohne ein solches Engagement wie das der Grundmanns und der vielen weiteren Menschen, die auf ihren Grundstücken Nester für Störche zur Verfügung stellen, wäre das alles nicht möglich“, betonte Jürgen Pelch.