Hamburg. Feuchte Wände, defekte Toiletten: Die Wohnunterkunft am Curslacker Neuen Deich ist für die Bewohner nicht mehr zumutbar.
Die Böden sind wellig, die Wände feucht, und manche Toilette ist defekt: Es kostet schon ein bisschen Überwindung, in der Flüchtlingsunterkunft am Curslacker Neuen Deich 57 zu wohnen. Denn die Containergebäude, errichtet 2013 und 2015, waren bloß als Notunterkunft gedacht und sollten weniger als fünf Jahre stehen bleiben. Nun aber ist die Nutzungsdauer um zwei Jahre verlängert worden – und es muss dringend saniert werden.
„Die Verlängerung ist ungünstig, denn die Gemeinschaftsküchen und -toiletten sind für die Bewohner nicht mehr zumutbar, einfach gruselig“, schrieb Maria Westberg von Bergedorfs Linken-Fraktion in ihrem Auskunftsersuchen, das die Sozialbehörde nun beantwortete. Man erwarte „erhöhte Zugänge von Geflüchteten“ und wolle kurzfristig Platzkapazitäten schaffen. Aktuell sind es vorwiegend Afghanen und Syrer, die in den Containerhäusern leben, doch Sorge bereitet die Lage in der Ukraine.
Abschnittsweise Sanierungsarbeiten in der Flüchtlingsunterkunft
Deshalb sind nun abschnittsweise Sanierungsarbeiten geplant: Die Unterkonstruktion von beschädigten Fußböden wird entfernt und erneuert. Hinter den Waschbecken werden feuchte Wandteile ausgetauscht, Duschzellen repariert und neue Toiletten aufgestellt. Weiterhin will die Sozialbehörde einer dringlichen Forderung in Pandemie-Zeiten nachkommen, nicht nur auf Internet-Hotspots zu setzen: „Wir möchten WLAN-Empfang bis in die Zimmer einrichten.“
Maria Westberg ist zufrieden – wenn auch kein Start und keine Summe für die Sanierung genannt wurde: „Es geht hier schlichtweg um Menschenwürde, da ist jede schnellstmögliche Investition gerechtfertigt.“
2023 ist die Schließung der Flüchtlingsunterkunft in Bergedorf geplant
Es bleiben schwierige Kalkulationen: Während am Mittleren Landweg gerade gemäß der Bürgerverträge Plätze in öffentlicher Unterbringung abgebaut werden, soll das Containerdorf am Curslacker Neuen Deich 57 noch mal modernisiert werden. Aktuellen Planungen zufolge ist eine endgültige Schließung für Ende September 2023 geplant.
Dann spätestens müssen für die 262 Bewohner Alternativen gefunden sein – wegen der Anbindung zu Kindergärten und Grundschulen möglichst in der Nähe. Derzeit wohnen 146 Familien in der Notunterkunft, davon 33 Familien sogar schon länger als drei Jahre. Zwar werden die Menschen von der Bergedorfer Fachstelle für Wohnungsnotfälle betreut, aber bekanntlich fehlt es an Sozialwohnungen.
Mangel an Sozialwohnungen in Bergedorf
2020 gab es rund 731.000 Mietwohnungen in Hamburg. Gut 37 Prozent von ihnen wurden durch Genossenschaften und die Saga vergeben, deren durchschnittliche Mieten bei 7,09 bis 7,19 Euro pro Quadratmeter liegen. Zugleich aber fallen andere Wohnungen aus der Sozialbindung: Ende 2011 etwa gab es in Bergedorf noch 1775 geförderte Sozialwohnungen, 2021 waren es nur noch 822. Ein ähnliches Bild zeichnet sich für Lohbrügge ab: 2011 waren es 2369, heute nur noch 1433 Sozialwohnungen.
„In Bergedorf wurden in den vergangenen zehn Jahren gerade mal 18 Prozent an Sozialwohnungen gebaut, die Situation ist katastrophal“, meint Linken-Politikerin Westberg und weist darauf hin, dass es vor allem an großen Fünf-Zimmerwohnungen für Familien fehlt.
Information: Wer bekommt einen Wohnberechtigungsschein?
Das sind die Kriterien für einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein in Hamburg: Für Alleinstehende liegt die Grenze im ersten Förderweg bei 12.000 Euro netto im Jahr. Für einen Zweipersonenhaushalt steigt die Grenze um 6000 Euro auf 18.000 Euro netto. Für jede weitere erwachsene Person erhöht sich das Einkommen um 4100 Euro. Ein weiterer Freibetrag über 1000 Euro wird für jedes Kind im Haushalt gewährt.