Hamburg/Toulouse. Der 17-jährige Bergedorfer fuhr in Monte Carlo im Formel-3-Renner über den berühmtesten Stadtkurs der Welt. Was er dabei erlebte.
Am Tag nach dem großen Rennen erwischt unsere Sportredaktion Tim Tramnitz in Toulouse. Der Bergedorfer ist zu Besuch bei seinem Hauptsponsor Groupe Gazechim. Der Grund ist ein ganz typischer in diesem verrückten Jahr. „Wegen der Formel 1 wären die Rückflüge aus Monaco viel zu teuer gewesen, sodass es sich angeboten hat, in Frankreich zu bleiben“, erzählt der 17-Jährige. Bereits am kommenden Wochenende stehen dort in Le Castellet die nächsten Rennen an.
Zum ersten Mal in seiner Motorsport-Karriere auf dem Rennkurs in Monte Carlo
Das große Erlebnis Monaco ist bei dem Telefonat gerade erst 24 Stunden her. Zum ersten Mal in seiner Karriere durfte der Bergedorfer auf dem berühmten Rennkurs von Monaco Gas geben. In der Formula Regional European Championship by Alpine kämpfte Tramnitz in seinem 275 Kilometer pro Stunde schnellen Formel-3-Rennwagen im Rahmenprogramm der Formel 1 um Punkte.
„Mein Ziel für diese Saison ist es, als bester Neuling die Rookie-Wertung zu gewinnen“, sagt er. Monte Carlo war in dieser Beziehung kein Schritt nach vorn. Nach Getriebe-Problemen im Qualifying landet Tramnitz mit seinem Trident-Team im ersten Rennen auf Platz 16, im zweiten fällt er ganz aus. Nach den Plätzen 11 und 12 zum Saisonauftakt in Monza sowie den Rängen 9 und 7 in Imola sind dies seine schwächsten Resultate.
Sportlich wenig erfolgreich, aber ein großes Erlebnis
Doch was bleibt, ist das Erlebnis. „Monaco ist wirklich cool. Es war eine Mega-Erfahrung“, schwärmt der Bergedorfer. „Wenn man das sonst nur vom Simulator oder aus dem Fernsehen kennt, macht man sich kein Bild davon, wie es wirklich ist. Wie groß und wie nah die Wände sind. Ich habe am Rennwochenende gleich dreimal die Bande geküsst. Es gibt keinerlei Spielraum für Fehler. Ich hatte mir das alles viel leichter vorgestellt.“
Schon als Kind bei einem Monaco-Besuch mit der Familie vor zehn Jahren hatte Tramnitz darauf bestanden, die berühmte Strecke zu Fuß abzugehen. „Schon damals habe ich mir gewünscht, hier einmal selbst zu fahren“, erinnert er sich. Das Schwimmbad, der Tunnel, die Rascasse-Kurve, Beau Rivage und das Casino, das sind Streckenabschnitte, die jeder Rennsport-Fan kennt.
Überholmanöver in der Haarnadelkurve am Grand Hotel
Für seine Überholmanöver hatte er sich in beiden Rennen jedoch die allerunwahrscheinlichste Stelle ausgesucht: die weltberühmte Haarnadelkurve am Grand Hotel, wo die Fahrzeuge einen Bogen von mehr als 180 Grad beschreiben. Gleich mehrfach drängte sich Tramnitz – nach Getriebe-Problemen ohnehin unter ferner liefen unterwegs – rotzfrech innen an den Konkurrenten vorbei. „Ich hatte ja nichts zu verlieren. Ich dachte mir, wenn’s knallt, dann knallt’s.“
So stand am Ende zwar ein sportlich unbefriedigendes Ergebnis, aber die Genugtuung, in Monaco mal überholt zu haben. Dort, wo es eigentlich gar nicht geht. Und auch die Unwägbarkeiten eines Formel-1-Rahmenprogramms hatte der 17-Jährige bewältigt. „Das zweite Rennen wurde morgens um 8.45 Uhr gestartet. Ich musste um halb sechs aufstehen“, klagt er. Zumindest das wird ihm am nächsten Wochenende in Le Castellet erspart bleiben.