Hamburg. Stiftung “Children for Tomorrow“ der früheren Tenniskönigin startet Therapie-Angebote an der Grundschule Leuschnerstraße in Lohbrügge.
Warum gibt es Kriege? Warum Verfolgung, Terror, Hungersnöte und Gewalt? Das ist kaum zu begreifen, erst recht nicht für kleine Kinder, die teils monatelang auf der Flucht waren, etwa aus Uganda oder Eritrea. Sie haben schreckliche Bilder im Kopf, die sie nicht verarbeiten können. „Kinder für morgen stark machen“ lautet das Motto der gemeinnützigen Stiftung „Children for Tomorrow“, die 1998 von Tennisidol Steffi Graf ins Leben gerufen wurde – und jetzt auch in Bergedorf aktiv wird.
„HonigHelden“ gehen Kooperation mit der Schulbehörde ein
Zwar unterstützt die Stiftung längst die „Flüchtlingsambulanz für Kinder und Jugendliche“ am UKE, doch „da kommen hauptsächlich Jugendliche hin, die von Sozialpädagogen aus Unterkünften für minderjährige Flüchtlinge begleitet werden“, sagt Cordula Münstermann. Die Verhaltenstherapeutin merkte, dass Sechs- bis Zehnjährige nur selten mit ihren Eltern den Weg nach Eppendorf finden. Daher wurde das Projekt „HonigHelden“ gegründet, das in Kooperation mit der Schulbehörde direkt in die Grundschulen geht und „seelischen Wiederaufbau” leisten will.
Das vor drei Jahren an einer Grundschule in Hamm gestartete Projekt, das traumatisierten Kindern mit Fluchterfahrung Therapie-Angebote macht, wird jetzt ausgeweitet – und auch an der Leuschnerstraße in Lohbrügge angeboten, mit zunächst nur drei Plätzen. „Wir sind im Januar langsam gestartet. Zu viert bieten wir einmal wöchentlich Verhaltens- und Kunsttherapie an, zudem Tanz- und Bewegungstherapie“, erläutert Münstermann, die mit der „Fachstelle Flucht“ zusammenarbeitet, die jene Kinder auswählt, die dem Bergedorfer ReBBZ (Regionales Bildungs- und Beratungszentrum) gemeldet werden.
Schreckhaft und misstrauisch können geflüchtete Kinder sein
„Alle Grundschulen dürfen sich melden, wenn ihnen Kinder auffallen, die wir mal anschauen und eine Diagnose stellen sollten“, sagt Cordula Münstermann. Manche Grundschüler sind unkonzentriert, haben Albträume und Stress zu Hause. „Manche fallen durch ständige Prügeleien auf. Und wiederum andere schauen träumend aus dem Fenster, wirken zurückgezogen, während sich in ihrem Kopf vielleicht schlimme Szenen abspielen“, beschreibt die Projektleiterin mögliche Auffälligkeiten. Schreckhaft und misstrauisch können geflüchtete Kinder sein, „und oft haben sie große Angst vor Uniformen, etwa von Polizei und Feuerwehr“.
Ziel ist es nun, dass diese Kinder in einer Atmosphäre von Ruhe und therapeutischer Schweigepflicht die Möglichkeit erhalten, ihren Gedanken und Empfindungen Ausdruck zu verleihen, Vertrauen zu schöpfen, sich zu stärken und zu stabilisieren.
Es werden auch Dolmetscher angeboten
Wer Schreckliches erfahren hat, sich dann auch noch komplett in einer neuen sprachlichen und kulturellen Umgebung einfinden muss, hat es schwer. Diese Belastungen können soziale und psychische Folgen haben, wissen die Profis der kindlichen Trauma-Therapie. Im Gegensatz zu vielen niedergelassenen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten (mit langen Wartezeiten) können die „HonigHelden“ sogar Dolmetscher anbieten. So werden auch die Eltern eingebunden, die zum Beispiel Dari, Arabisch, Kurdisch oder afrikanische Dialekte sprechen. Nicht zuletzt, so Münstermann: „Wir arbeiten nicht mit den Krankenkassen zusammen, alle Kosten werden von der Stiftung übernommen.“