Kirchwerder. Der Neuanfang beim Vierlanden-Triathlon litt unter der kühlen Witterung. Eine Oststeinbekerin zeigte eine ganz starke Leistung.
Ein Kuss von Ehemann Tobias im Ziel, das war der verdiente Lohn für Stefanie Mildenstein. Die dreifache Mutter aus Ochsenwerder hat am Sonntag beim 25. Vierlanden-Triathlon ihre erste Jedermann-Distanz geschafft. Das sind 500 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und fünf Kilometer Laufen. „Ich war vorher nicht sicher, ob ich das durchhalten würde“, gab sie zu. „Ich hatte alle drei Disziplinen natürlich schon absolviert, aber noch nie hintereinander.“
Ein Besuch beim Hamburger Ironman vor einem Jahr hatte den Anstoß gegeben. „Das war die Initialzündung, so etwas auch einmal zu versuchen“, erzählt sie. Ihrem Mann blieb die Rolle des Unterstützers („Einer muss sich ja um die Kinder kümmern“), während sich Stefanie Mildenstein fortan gerne mal morgens um 5 Uhr aus dem Bett warf, um vor der Arbeit Laufen, Schwimmen oder Radfahren zu gehen. Natürlich sei das nicht immer leicht gewesen, sich so früh morgens zu motivieren. „Aber hinterher fühlt man sich doch gut.“
Vierlanden-Triathlon: Insgesamt 821 Aktive traten bei der 25. Auflage an
Den Start am Sonntagvormittag bei Nieselregen erlebte noch die ganze Familie. Danach brachte Tobias Mildenstein die Kinder im Alter von sieben, fünf und drei Jahren nach Hause. „Sie waren komplett durchnässt. Jetzt sitzen sie vor dem Fernseher“, schmunzelte er. Seine Frau hatte derweil in 15:12 Minuten das Schwimmen hinter sich gebracht und legte in 47:38 Minuten trotz der nasskalten Witterung eine bärenstarke Radstrecke hin. Zusammen mit den Zeiten in den Wechselzonen (16:27) und dem Laufen (38:02) schaffte sie den Jedermann-Triathlon als 63. des Frauen-Klassements in 1:57:18 Stunden klar unter der Zwei-Stunden-Marke.
Insgesamt 821 Aktive nutzten am Sonntag die Chance, beim Vierlanden-Triathlon nach der Corona-Pause mal wieder Wettkampf-Atmosphäre zu schnuppern und schafften es erfolgreich ins Ziel. Für Hobbysportler gab es erstmals auch Wettkämpfe im „Aquabike“, eine niedrigschwellige Mischung aus Schwimmen und Radfahren, also ohne die anstrengende Laufstrecke. Eine Neuheit, die immerhin 31 Teilnehmer anzog.
Stefanie Mildenstein aus Ochsenwerder bleibt unter zwei Stunden
Für viele leistungsmäßig orientierte Sportlerinnen und Sportler ist der Vierlanden-Triathlon wegen seines frühen Termins im Jahr ein idealer Testlauf für spätere Herausforderungen in diesem Sommer. So wie für Mareike Obermann aus Oststeinbek, die in 1:15:42 Stunden Zweite beim Jedermann-Triathlon wurde. Die 32-Jährige musste sich nur der zehn Jahre jüngeren Milena Sack von TriEndurance Germany geschlagen geben (1:13:40).
Beim Ironman am 31. Juli in Dresden möchte Obermann ihre erste Halbdistanz schaffen, also 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und dann noch einen Halbmarathon hinten drauf. Dafür trainiert die Oststeinbekerin unter der Anleitung ihres Coaches Richard Westover mit bis zu 13 Einheiten pro Woche wie ein Profi. Als Kundenbetreuerin bei SAP kann sie sich ihre Zeiten im Homeoffice frei einteilen. Das hilft bei der Trainingsplanung enorm. „Ich schwimme vier Mal pro Woche“, schildert sie. „Dazu kommen mindestens zwei Einheiten auf dem Rad, drei Mal Laufen und außerdem mache ich auch noch regelmäßig Yoga und Pilates. Das ist gut für die allgemeine Beweglichkeit.“
„Ich habe fast jeden Tag trainiert, meistens morgens vor der Arbeit“
Der Jedermann-Wettbewerb der Frauen war besonders spannend, denn lange sah es nach einem klaren Erfolg der 21-jährigen Paula Marie Günther vom Schleswig-Holstein Netz Triathlon Team aus, die als Zweite aus dem Wasser stieg, dann schon in der Wechselzone die Führung übernahm und ihren Vorsprung anschließend auf dem Rad noch ausbaute. Nach gut 47 Minuten kam sie zum zweiten Wechsel, doch trotz eines guten Laufs (25:48 Minuten) musste sie auf der Laufstrecke mit Milena Sack und Mareike Obermann noch zwei Konkurrentinnen ziehen lassen, die absolut überragend unterwegs waren, und wurde schließlich in 1:16:25 Stunden Dritte.
Doch für die meisten Teilnehmer stand natürlich das Erlebnis im Vordergrund, das sie sich auch von den kühlen Temperaturen (13 Grad bei 15 Grad Wassertemperatur im Hohendeicher See) nicht vermiesen ließen. So wie der Hamburger Stéphane Orillard, der ebenfalls seinen allerersten Jedermann-Triathlon absolvierte und in 1:39:29 Stunden bei den Männer auf Platz 81 kam. Zwei Jahre lang hatte sich der Vertriebler während der Corona-Pandemie auf diese sportliche Herausforderung vorbereitet. „Ich habe fast jeden Tag trainiert, meistens morgens vor der Arbeit“, erzählt er. „Man muss halt viel Disziplin haben.“
Im Ziel wartete dann jedoch eine kleine Enttäuschung auf ihn. „Es gibt gar keine Medaillen“, wunderte er sich. „Und auch der Zieleinlauf ist ein bisschen unspektakulär.“ Dafür entschädigte ihn jedoch die Natur der Vier- und Marschlande. „Die Strecke ist für den Jedermann-Wettbewerb wirklich sehr schön“, lobt er. „Auf den längeren Distanzen wäre mir das aber zu langweilig, mehrere Runden zu drehen.“ Doch wer weiß: So mancher, der heute die ganz langen Distanzen bewältigt, hat als „Jedermann“ angefangen.