Hamburg. Der langjährige Kapitän des SV Altengamme gibt am Sonnabend mit dem Spiel gegen den SVNA seine Abschiedsvorstellung am Gammer Weg.
Es herrscht Verwunderung an diesem 7. August 2011 in der Kabine des SV Altengamme. Trainer Michael Wille hat seinen Fußballern die Aufstellung für das erste Heimspiel der neuen Kreisliga-Saison gegen Wentorf mitgeteilt und dabei Dominik Scheu die Rolle des Spielgestalters zugewiesen. In der Mittelfeldzentrale soll der Mann, der zuvor als „Sechser“ eher fürs Grobe zuständig war, für spielerische Glanzpunkte sorgen. Er versucht, die ungewohnte Rolle bestmöglich auszufüllen. Aber er ist eben eher ein Malocher denn ein Zauberfuß. „Da hat er mich nie wieder hingestellt. Danach ging es für mich immer weiter nach hinten“, erinnert sich Scheu.
Dominic Scheu gilt als tadelloser Sportsmann
Als Regisseur wird der 36-Jährige am Gammer Weg nicht in Erinnerung bleiben, wohl aber als langjähriger Abwehrchef, Kapitän und stets tadelloser Sportsmann. Nach zwei Aufstiegen, acht Landesliga-Spielzeiten und elf Jahren im Trikot der Vierländer hängt „Scheune“, wie er von seinen Teamkameraden gerufen wird, seine Fußballschuhe nach dem Derby am Sonnabend (15 Uhr) gegen den SV Nettelnburg/Allermöhe an den berühmten Nagel.
„Der Körper macht mir hier und da schon zu schaffen“, gibt der Defensiv-Spezialist zu, der knapp 200 Pflichtspiele für den Vierländer Dorfverein absolviert hat. „Er wird eine Riesenlücke hinterlassen. Er hat die Mannschaft mit seiner ruhigen Art geprägt. Wenn er etwas gesagt hat, hatte es immer Hand und Fuß“, sagt Altengammes Sportlicher Leiter Philipp Mohr über „Mister Zuverlässig“, wie er Scheu wegen dessen konstanten Leistungen und seiner Trainingsbeteiligung von „110 Prozent“ (Mohr) nennt.
2011 begann er beim SV Altengamme
Dass der als Controller bei einem industriellen Agrarkonzern tätige Abwehrspieler über eine Dekade das SVA-Trikot tragen würde, war nicht abzusehen, als er 2011 an den Gammer Weg wechselte. Wegen eines Knorpelschadens hatte er eine Odyssee durch Arztpraxen hinter sich. „Die ersten Ärzte rieten mir, mit dem Fußballspielen aufzuhören. Irgendwann hat dann einer gesagt, was ich hören wollte“, berichtet Scheu. Der Mediziner hatte ihm grünes Licht für eine Fortsetzung seiner Laufbahn gegeben.
Nach fünf Jahren beim SV Börnsen hieß seine neue Heimat nun Altengamme. Und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. Scheu war an den Gammer Weg gezogen, wohnte nun nur noch eine Minute vom Platz entfernt. Zudem leistete Ralf Herbrechter, damals SVA-Ligaobmann und neuer Nachbar von Scheu, letzte Überzeugungsarbeit für den Wechsel.
Mit dem Verein in die Landesliga
Zu Beginn seiner Altengammer Zeit war der Defensivmann nicht immer gesetzt. In der Innenverteidigung hatte er Matthias Wulff und Marco Wyrwinski vor sich. Doch wenn er auflief, war auf Scheu stets Verlass. Beispielsweise am 14. April 2012, als der SVA mit einem 1:0-Erfolg im Spitzenspiel beim TSV Glinde vorzeitig den Bezirksliga-Aufstieg perfekt machte. Der Torschütze: Dominik Scheu.
In der Saison darauf gelang der Durchmarsch in die Landesliga. Mit dem Sprung in Hamburgs zweithöchste Spielklasse wuchsen die Anforderungen an den Verein, doch der SV Altengamme lehnt es bis heute strikt ab, Gelder an Fußballer zu zahlen. „Kameradschaft statt Kohle“ lautet das Motto. Trotzdem hielt der Club die Klasse, obwohl die Aufstiegshelden von einst nach und nach aufhörten.
Abschiedsspiel am Gammer Weg
„Dass wir den Umbruch hinbekommen haben und diese Entwicklung genommen haben, ist überragend. Für mich war es ein Privileg, das begleiten zu dürfen“, sagt Scheu. Dass er selbst eine Säule dieser Erfolgsgeschichte war, verschweigt der bescheidene Teamplayer. Dabei war sein Wert für die Mannschaft riesig, wie Mohr betont: „Er hat sie ruhig, klar und sachlich geführt.“
Nun folgt Scheus Abschiedsvorstellung am Gammer Weg. „Ich würde mich freuen, wenn noch einmal viele Leute kommen, die ich in den vergangenen Jahren kennengelernt habe, um danach über das Spiel zu fachsimpeln“, sagt der 36-Jährige vor dem Duell mit dem SVNA, der von seinem früheren Coach Daniel Andrade gecoacht wird.
Weiterhin sportliche Pläne
Aus der Welt sein wird er nach seinem Karriere-Ende in Altengamme nicht. „Ich würde gerne etwas um die Mannschaft herum machen. In welcher Form, müssen wir noch sehen. Ich habe da einige Vorstellungen“, erklärt der Abwehrchef. Und vorher unbedingt noch kommende Woche das traditionelle Trainingsspiel „Alt gegen Jung“ gewinnen. „Darauf werde ich mein Team einnorden“, kündigt Scheu an. Und er selbst wird natürlich vorangehen, so wie Scheu es in den elf Jahren immer getan hat.