Bergedorf. Die Handarbeitsgruppe ist im neuen Körber-Haus nicht vorgesehen. Jetzt suchen die Bergedorferinnen einen Raum.
Seit 40 Jahren existiert die Web-Gruppe im Haus im Park am Gräpelweg nun schon – fast so lange wie das 1977 erbaute Seniorenzentrum selbst. Einmal die Woche treffen die 16 Teilnehmenden sich normalerweise, um alle erdenklichen Materialien zu verweben: Viskose, Wolle, Seide, Leinen – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Von Babydecke bis Hose haben die Frauen schon alles hergestellt. Als einziger Mann will Burghardt Brozio bald auch dabei sein. 45 Euro kosten zehn Sitzungen in dem von Hilke Zühlke geleiteten Webkursus.
16 Webstühle und -rahmen benötigen viel Platz
Ob die Gruppe weitermachen kann, ist jedoch unklar: „Im neuen Körber-Haus wurden uns leider keine Räumlichkeiten zugeteilt“, sagt Hilke Zühlke. Der Grund dafür sei wohl vor allem der Platz, der für die 16 Webstühle und -rahmen benötigt werde.
„Wir können sie an die Seite räumen, aber sie immer abzubauen, ist einfach nicht möglich“, erklärt die 68-Jährige. Während viele andere Kurse vom Haus im Park im kommenden Frühjahr ein paar Straßen weiter ins Körber-Haus ziehen werden, bleiben sie auf der Strecke.
Die Webergruppe bräuchte einen 60 Quadratmeter großen Raum
„Wir wären so froh, wenn uns jemand einen Raum zur Verfügung stellen könnte“, so Hilke Zühlke. Zum Weben bräuchten sie einen 60 Quadratmeter großen Raum, zehn Quadratmeter müssten dauerhaft für die Stühle zur Verfügung stehen. Viel für eine Miete könnten sie zwar nicht bezahlen, aber einen gewissen Betrag würden sie zusammenbekommen.
Aufgeben wollen die Mitglieder die Gruppe auf keinen Fall. „Gerade für ältere Menschen ist es häufig schwierig, neue Kontakte zu knüpfen“, sagt Heidrun Fenske. Die Web-Gruppe sei nicht nur eine gute Möglichkeit, um sich „zu schulen und beweglich zu bleiben“, sondern auch, um neue Freunde zu finden.
Kaffee trinken und Klönen als Alternative zum Weben im Lockdown
Während der Pandemie sei das sowieso schon schwierig gewesen: „Wir warten schon seit Oktober darauf, wieder im Haus im Park weben zu können, seitdem war das wegen der Corona-Regeln nicht möglich“, so Hilke Zühlke. Daher träfen sie sich derzeit alle zwei Wochen zum Kaffee trinken und Klönen.
Trotzdem: das gemeinsame Ausrechnen der Stoffmengen, die Handarbeit, die Kreativität – all das fehlt den Mitgliedern. Ein weiteres Problem sei, dass die angefangenen Webarbeiten noch auf den Webstühlen im Haus im Park seien. Wenn sie die Stücke vorher nicht „abweben“ könnten, gehe alles Geschaffene verloren.
Bis zu drei Monate, bis die Arbeiten auf dem Webstuhl beendet sind
„Ich habe zum Beispiel noch Wolle aus Nepal auf dem Webstuhl“, so Monika Krützmann. Um die Arbeiten zu Ende zu bringen, bräuchten sie mit den wöchentlichen Terminen sicher noch drei Monate.
Eine besondere Beziehung zur Webkunst hat Heidrun Fenske: Mit ihrem Mann hat die 63-Jährige mehrmals an Mittelaltermärkten teilgenommen, um dort die alte Webtechnik zu zeigen. „Wir haben sogar die Wolle selbst hergestellt, bevor wir sie verwendet haben.“