Bergedorf. Die fünf Marken wurden vor 160 Jahren entworfen. Am Sonntag, 24. Oktober, treffen sich die Sammler zum Großtauschtag.
Fünf kleine Papierstücke, die Bergedorf in aller Welt bekannt machten, feiern am 1. November ihren 160. Geburtstag: Im Jahr 1861 begann der Bergedorfer Postmeister Franz Wilhelm Ludwig Paalzow (1816-1899) damit, fünf Briefmarken zu entwerfen. Sie waren nur in Bergedorf, den Vierlanden und Geesthacht zu haben, dem damals von Lübeck und Hamburg regierten „Amt Bergedorf“. Sie genügten aber, um von hier aus Post in die ganze Welt zu verschicken.
So löste Postmeister Paalzow, dessen Namen heute eine kleine Wohnstraße zwischen Wentorfer Straße und Schulenbrooksweg trägt, ein Problem seines „beiderstädtischen“ Postamts: Weil Bergedorf abwechselnd von Hamburg und Lübeck regiert wurde, durften für Briefe weder die Hamburger noch die Lübecker Marken verwendet werden.
Bergedorf lag an einer der wichtigsten Handelsstraßen
Dabei erfreuten sich die Bergedorfer dank ihrer Lage an einer der wichtigsten Handelsstraßen Norddeutschlands einer sehr guten Postanbindung. Gleich mehrere Post-Expeditionen waren hier vertreten, darunter die Braunschweig-Hannoversche sowie die von Thurn und Taxis, bei der auch Paalzow angestellt war.
Also entwarf er eigene Briefmarken. Es gibt sie nur in fünf Werten zwischen einem halben bis hinauf zu vier Schillingen. Lange blieben die Bergedorfer Briefmarken indes nicht gültig. Schon am 31. Dezember 1867 wurden sie wieder abgeschafft – quasi als Relikt der deutschen Kleinstaaterei. Denn mit dem Jahreswechsel vor 153 Jahren hatte Lübeck seinen Anteil an Bergedorf verkauft.
Ein Jahr nach der Gründung des Deutschen Reichs entstand die Reichspost
Die kleine Stadt wurde so zum Bestandteil des Landes Hamburg, und Paalzows „beiderstädtisches“ Postamt ging im Norddeutschen Postbezirk auf, dessen Marken nun hier galten. Auch der verschwand, als ein Jahr nach Gründung des Deutschen Reiches 1872 die Reichspost entstand.
Überlebt haben die Bergedorfer Briefmarken in einigen Sammlungen, unter anderem in der des zweiten Vorsitzenden vom „Briefmarkensammler-Verein Bergedorf und Umgebung von 1911“, Peter von Essen. Natürlich haben gut erhaltene Stücke heute einen nicht unerheblichen Wert: Laut Katalog bringen es ungestempelte Stücke auf bis zu 330 Euro. Wer abgestempelte Marken, gern auch im kompletten Satz aller fünf Werte hat, kann mit Glück sogar 16.000 Euro erzielen.
Großtauschtag im Bürgerhaus Allermöhe von 9 bis 14 Uhr
Der runde Geburtstag dürfte auch am Sonntag, 24. Oktober, für Gesprächsstoff sorgen, wenn der Bergedorfer Briefmarkensammler-Verein zum Großtauschtag lädt. Von 9 bis 14 Uhr wird im Bürgerhaus Allermöhe am Ebner-Eschenbach-Weg 1 unter 2G-Bedingungen getauscht. Organisiert vom Vorsitzender Werner Heitmann und Vereinskamerad Gernod Schmidt erhalten also nur Geimpfte und Genesene mit Nachweis Zutritt.