Lohbrügge. Das „Hamburger Klassenhaus“ bleibt trotz deutlich zu kleiner Sanitärbereiche Planungsgrundlage für den Neubau der Grundschule.
Ab heute könnten an der Grundschule Mendelstraße die Bagger anrücken. Denn für März 2021 hat die Bildungsbehörde den Start der Bauarbeiten angekündigt, die den betagten Komplex aus den 1960er-Jahren zu einer modernen Schule machen sollen.
Vier Millionen Euro sind eingeplant, mit denen ein modernes Entree samt Verwaltungssitz und vor allem die beiden neuen Unterrichtsgebäude finanziert werden. Sie entstehen nach den Plänen des „Hamburger Klassenhauses“, das neuerdings bei fast allen Schulbauten in der Stadt Standard ist. In Bergedorf sind die Grundschulen Mendelstraße und Max-Eichholz-Ring die ersten.
Behörde lobt Neubau-Standard als funktionale und hochflexibel
Doch was die Behörde als funktional, hochflexibel und angesichts der wachsenden Schülerzahl vor allem als schnell realisierbar lobt, hat einen gravierenden Mangel: Die Sanitärbereiche sind viel zu klein. So müssen sich knapp 60 Schüler ein Waschbecken teilen, mindestens 20 eine Toilette.
Das hat der Elternrat der Schule Mendelstraße ausgerechnet und – wie berichtet – bei Schulbehörde und Politik Alarm geschlagen. Einziger Erfolg: Die Behörde genehmigt ein zusätzliches Waschbecken je Etage, aber nur für die Mendelstraße. Eine generelle Überarbeitung des „Hamburger Klassenhauses“ gibt es nicht.
CDU-Antrag zur Unterstützung des Elternrats fällt durch
„So darf das nicht bleiben. Die Eltern brauchen dringend ein klares politisches Votum als Rückenstärkung, damit sich die Schulbehörde endlich bewegt. Sonst läuft für alle Schüler in Hamburg etwas mächtig schief“, warb CDU-Bauexperte Julian Emrich am Donnerstag in der Bezirksversammlung für einen Antrag seiner Fraktion, der Nachbesserungen in der „Leistungsbeschreibung Bau“ der Klassenhäuser fordert.
Doch damit prallte er an der Koalition aus SPD, Grünen und FDP ab. „Inhaltlich kann ich dem zustimmen. Aber das ist ein Thema für die Bürgerschaft. Ein Bergedorfer Alleingang würde nichts bewirken“, sagte Claudia Schindler (Grüne) für die Koalition, die das CDU-Papier dann mit ihrer 8:7-Stimmen-Mehrheit durchfallen ließ.
Julian Emrich: „Das macht mich richtig wütend“
„Das macht mich richtig wütend“, sagte Emrich gestern in einem Gespräch mit unserer Zeitung. „So darf Bergedorfs Politik diese engagierten Eltern nicht im Regen stehen lassen. Unser Votum hätte zumindest ein wichtiges Zeichen gesetzt. Jetzt ist die Wirkung eher umgekehrt.“
Zahlen der Schulbehörde werfen weitere Fragen auf
So sieht es auch Mendelschul-Elternrat Manuel Mrochem: „Die wollten der SPD-geführten Schulbehörde offenbar nicht in den Rücken fallen.“ Er hätte die Unterstützung durch einen Beschluss sehr begrüßt, nicht zuletzt, weil es noch einige offene Fragen gebe. Unter anderem beim Blick auf die Zahlen der Behörde: „Sie geht bei sechs Klassenzimmern je Etage nur von 76 Schülern aus, das wären kaum 13 Schüler je Raum. Tatsächlich sind es aber mindestens 19, insgesamt also 114, wahrscheinlich sogar mehr. Dass die Schulbehörde ihnen allen trotz der Erfahrung von Corona nur drei direkt nebeneinanderliegende Waschbecken zum regelmäßig Händewaschen zur Verfügung stellt, ist unverantwortlich.“