Hamburg. Auf Eggers Gemüsehof in Ochsenwerder leuchtet zum Sonnenaufgang und -untergang oranges Licht. Doch was ist der Grund dafür?

Aus der Ferne sieht es aus wie ein überdimensioniertes Goldnugget. Oder auch, als wäre ein großes rechteckiges Ufo in Ochsenwerder nahe der Elbe gelandet. Doch es ist das Tomaten-Gewächshaus von Arne Eggers, das den umgebenen Morgen- und Abendhimmel in ein leuchtendes Orange taucht und erstaunte Blicke aus der Umgebung auf sich zieht.

Von morgens an, etwa zum Sonnenaufgang, bis zum Sonnenuntergang, leuchtet das Gewächshaus nun in Orange. Immer dann, wenn der Klima-PC es entscheidet und das Umgebungslicht am Tage nicht genügend Kraft entwickelt: „Die Sonnenkraft reicht, vor allem im Winter und Herbst, nicht mehr aus. Wir haben keine langen kalten Winter mehr, dafür aber dunkle. So müssen wir ein wenig nachhelfen und Tempo ins Gewächshaus bringen“, erklärt Arne Eggers.

Hof Eggers: Ertrag an Tomaten soll um zehn Tonnen gesteigert werden

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. © Florian Büh | Büh, Florian Florian Büh

Mehrere Sensoren messen Sonnenstrahlung, Temperatur, Uhrzeit und viele weitere Parameter und zeichnen sie auf. „Ich sitze dann schon manchmal mehrere Stunden am Computer und stelle alles optimal ein“, sagt Arne Eggers. Etwa 5000 Quadratmeter Anbaufläche, verteilt auf drei Gewächshäuser, bewirtschaftet Eggers mit seiner Familie. Seine Tomaten, die zu den Nachtschattengewächsen gehören, benötigen die Dunkelheit der Nacht, um Kraft zu tanken.

„Genau wie bei uns Menschen. Wenn wir es nachts warm und dunkel machen, dann reagieren die Pflanzen darauf positiv“, erklärt Eggers. Das könne man auch gut sehen: „Die Blätter hängen zum Abend richtig herunter, sind morgens wieder frisch und hoch.“ Durch die neue Beleuchtung soll noch mehr „Kraft in die Frucht gelangen“, hofft Arne Eggers.

Die ganze Familie hält zusammen - alles in Eigenleistung erbracht

„Wir haben alles in Eigenleistung vorbereitet, durchgeführt und der Elektrikermeister hat es am Ende dann nur noch einmal kontrollieren müssen“, freut sich der 38-Jährige über den Erfolg dank des Zusammenhaltes der gesamten Familie.

„Wir haben Anfang des Jahres eine Netzstation bauen lassen, Kosten etwa 100.000 Euro“, erzählt der Gärtner und zeigt das mit Tomaten verzierte, bunte „Trafohäuschen“. In der zweiten Januarwoche wurden seine überdachten Anbauflächen daran angeschlossen. Erst seitdem hat er die nötige Energie für die in den Glashäusern im vergangenen Jahr verbauten Glühlampen. Diese haben nicht nur eine ungewöhnliche Farbe, sie benötigen auch eine höhere Spannung (600 Volt). Ihre Leistungsaufnahme liegt bei 400 Watt pro Lampe. 360 Stück sind in zwei der Gewächshäuser verbaut.

Glück spielt bei der Investition auch eine Rolle

„Assimilationsbeleuchtung, so lautet der Fachbegriff. Das Licht soll mehr Ertrag bringen, da die Lichtfarbe genau an das Spektrum angeglichen ist, das meine Pflanzen für ein optimales Wachstum benötigen.“ Und das bedeutet: oranges Licht für die Marschlande. Und hoffentlich zehn Tonnen mehr Ertrag für den Gemüsehof Eggers pro Jahr.

Ein wenig Glück spielt bei den Investitionen auch eine Rolle. Denn hätte nicht gerade ein Gartenbaubetrieb am Niederrhein aufgegeben, hätte Arne Eggers vermutlich die Lampen nicht so günstig beschaffen können. „Ja, die sind alle gebraucht. Aber das stört mich nicht.“

Nun müsse sich das Ganze am Ende nur wirtschaftlich rechnen: „Das geht nur durch mehr Ertrag. Wir hoffen, dass wir zu Ostern die erste Ernte unserer Tomaten über die Super- und Wochenmärkte anbieten können“, sagt Eggers. Mehr Ertrag aus der Region würde bedeuten, dass weniger importiert werden muss. Das wiederum bedeutet, dass weniger Transporte benötigt würden. So hätte auch die Umwelt etwas von der Investition des Gärtners aus dem Landgebiet.

Gemüsehof hofft auf Quereinsteiger, die bei der Ernte unterstützen

Mehr Ertrag würde aber auch bedeuten, dass Eggers mehr Unterstützung bei der Ernte benötigt: „Das ist unser größtes Problem. Wir finden schon jetzt keine Mitarbeiter. Es ist halt eine Saisonarbeit und viele Menschen haben ein anderes Grundverständnis entwickelt, als es hier möglich ist.“ Gerade im Sommer liegt die Arbeit an, erst deutlich später im Jahr kann daher Urlaub angetreten werden. „Daher würden wir uns auch über Quereinsteiger freuen, aber es muss klar sein, was die Arbeit auf dem Land bedeutet. Mir bringt es sehr viel Spaß und ich möchte es nicht missen. Aber jeder ist da eben anders.“

  • Geschichte des Gemüsehofs Eggers in Ochsenwerder:

Seit 1886 gibt es den „Eggers Gemüsehof“ am Ochsenwerder Elbdeich 133. Arne Eggers leitet seit acht Jahren die Geschicke des traditionsreichen Familienbetriebes, der sich nun in der sechsten Generation befindet. Neben Tomaten, mit etwa 100.000 Tonnen Ertrag das meistangebaute Gemüse, können Kunden auch Staudensellerie, Salate und Kräuter für die heimische oder professionelle Küche direkt über die Wochenmärkte oder einige Supermärkte beziehen.

Durch die neue Beleuchtung sollen etwa zehn Tonnen Tomaten mehr geerntet werden können. Schon jetzt liegt laut einer Auswertung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft das vorrangig rote Gemüse bei den Deutschen mit einem Konsum von 26 Kilogramm pro Jahr auf Platz eins. Auf Platz zwei stehen Karotten mit neun Kilogramm. Es verwundert nicht, dass beim Obst der Apfel vorn liegt. Doch auch er kommt nicht an die Tomate heran. Sein Verbrauch liegt bei 22 Kilogramm. Was viele Konsumenten nicht wissen: Tomatenfrüchte gehören, botanisch gesehen, zu den Beeren. Zu dieser Gattung gehören auch Bananen und Gurken.

Der Gemüsehof Eggers im Internet: www.gaertnerei-eggers.de.