Bergedorf. Die Sternwarte und die Montessori-Schule kooperieren bei der Produktion von Solarstrom. Sie wollen gemeinsam energieautark werden.
In den Forscherbüchern von Piet (6) und Karla (7) ist alles schon genau beschrieben – oder zumindest gemalt: Die angehenden Zweitklässler der Montessori-Schule und alle ihre Klassenkameraden planen, die Energie der Sonne zu nutzen, um Strom für ihre Schule zu erzeugen. „Das geht ganz einfach“, sagt Piet. „Und ganz ohne das Klima kaputt zu machen“, ergänzt Karla.
Was nach Begeisterung aus dem Sachunterricht und viel Kinder-Fantasie klingt, ist in diesem Fall sehr real. Denn die Nachwuchsforscher haben nicht nur Schul-Geschäftsführerin Christine Wulf-Ramm auf ihrer Seite, sondern auch den Sternwarten-Direktor Prof. Dr. Robi Banerjee und sein Team.
Kindern das unkonkrete Thema Nachhaltigkeit greifbar machen
Tatsächlich hat das Projekt längst Fahrt aufgenommen: Im Herbst werden auf den Dächern der Schulpavillons Photovoltaikanlagen aufgestellt, während die Sternwarte den dazugehörigen Wasserstoff-Stromspeicher in einem ihrer Gebäude installiert. Spätestens im Sommer 2022 soll die Anlage dann die Schule mit Strom versorgen – und später sogar die gesamte Sternwarte unabhängig von externer Stromversorgung machen.
„Wir versuchen, das wichtige, aber für Schüler oft zu unkonkrete Thema Klimaschutz greifbar zu machen“, sagt Christine Wulf-Ramm. „Unser Motto: Große und kleine Forscher arbeiten gemeinsam für die Erhaltung unserer Umwelt.“
Ohne Förderer geht es nicht. Projekt ist ein finanzieller Kraftakt
Ein Projekt, das für die Schule finanziell ein Kraftakt wird: 80.000 Euro kosten die Sonnenkollektoren samt Dachkonstruktion. Förderer sind also sehr willkommen. Bisher unterstützt die Buhck-Stiftung das Vorhaben mit 5000 Euro, die Stiftung für Bergedorf gibt 2500 Euro.
Ebenfalls mit bis zu 80.000 Euro beziffert Prof. Banerjee die Kosten aufseiten der Sternwarte, die für die Speicher- und Regeltechnik zuständig ist. Finanzierungsanträge bei Universität und Wissenschaftsbehörde sind gestellt. Ziel der Sternwarte ist es, ein Speichersystem zu entwickeln, das mit leicht zu beschaffenden Komponenten arbeitet, also Vorbild für andere Immobilien oder Firmen sein kann.
Das Sternwarteteam entwickelt die Steuermodule samt anwenderfreundlicher Software
„Aus dem überschüssigen Sonnenstrom wird mit handelsüblichen Elektrolyse-Modulen aus Wasser Wasserstoff hergestellt und in Standard-Gasdruckflaschen gespeichert. Scheint die Sonne länger nicht, verwandeln Brennstoffzellen den Wasserstoff wieder zu Strom“, beschreibt der Professor.
Sein Team werde die Steuermodule samt anwenderfreundlicher Software entwickeln. Sie sollen in der Lage sein, Wetterdaten und Verbrauchsvorhersagen einzubeziehen.
Auch geplanten Seminar- und Laborgebäudes mit Photovoltaikzellen aufrüsten
„Wasserstoff ist das häufigste Element im Universum und der beste Energiespeicher, denn bei seiner Umwandlung reagiert es mit Sauerstoff zu Wasser“, schwärmt der Astrophysiker. „Gleichzeitig sind die Elektrolyse und die Brennstoffzelle lange bewährte Techniken, die wir nur wieder neu zum Einsatz bringen“, sagt Banerjee, der darauf setzt, auch das Dach des geplanten Seminar- und Laborgebäudes der Sternwarte mit Photovoltaikzellen auszurüsten. „Dann produzieren wir unseren gesamten Strom selbst.“