Hamburg. Die Planung gehe am Bedarf vorbei. Ein Vorwurf: “Verzögerungstaktik“ für die sechste Stadtteilschule und die neue Grundschule.
Scharfe Kritik vom Bergedorfer Kreiselternrat an der Schulplanung der Hamburger Bildungsbehörde: "Das ewige Warten auf Informationen zur Gründung der sechsten Bergedorfer Stadtteilschule in dem vorhandenen Bau der Schule Leuschnerstraße erscheint fast schon wie eine bewusste Verzögerungstaktik", sagt Bernd Schrum, ehemaliger SPD-Bezirkspolitiker und seit Jahren Mitglied in Kreis- und Bundeselternrat sowie der Hamburger Elternkammer.
"Angesichts von mehr als 1500 Viertklässlern im Bezirk Bergedorf, die in diesem Sommer auf die weiterführenden Schulen wechseln werden, brauchen wird die neue Schule schon im kommenden Schuljahr. Und nicht erst irgendwann ab 2025, wie von der Behörde vage angekündigt." Senator Ties Rabe (SPD) plane am Bedarf vorbei.
Kreiselternrat übt Kritik an Bergedorfer Schulplanung
Auslöser für die klaren Worte ist auch die völlig überraschende Präsentation der neuen Grundschule auf dem Opel-Dello-Gelände vor einer Woche im Stadtentwicklungsausschuss. "Sowas gehört eigentlich erst in den Schulausschuss. Aber Expertise oder gar Mitsprache von Fachleuten aus dem Bezirk - selbst von uns als Elternrat - ist offenbar nicht erwünscht", ärgert sich Schrum mit Blick auf die schon seit zwei Jahren vom Bezirksamt ausgesetzte Regionale Bildungskonferenz. Und auch auf die Auflösung der Deputation der Schulbehörde selbst, deren Fachleute bis zum vergangenen Sommer den Senator und seine Führungskräfte beraten hatten, aber auch Details über die Pläne der Politik in die örtlichen Gremien trugen.
So von jeglicher Information oder gar Mitsprache abgeschottet, läuft aus Sicht vom Bernd Schrum zumindest Bergedorfs Schulentwicklung am Bedarf vorbei: "Die neue Grundschule ist zwar wichtig, aber das Gelände von Dello deutlich zu klein. Schöner wäre ein anderes Areal am Schleusengraben, vielleicht im Bereich der ja vor dem Umzug an die Krapphofschleuse stehenden Bergedorfer Recyclingstation."
Lage bei weiterführenden Schulen noch dramatischer
Noch dramatischer sieht er die Lage bei den weiterführenden Schulen: Laut Schulentwicklungsplan soll bis Ende dieses Jahrzehnts das sechste Gymnasium des Bezirks wohl auf dem alten Förderschulgelände an der Billwerder Straße entstehen, die neue Stadtteilschule 2025 beim Lohbrügger Markt an der Leuschnerstraße starten. "Angesichts der Anmeldezahlen, die in unserem Bezirk schon jetzt in Richtung 60 Prozent für die Stadtteilschulen gehen, brauchen wir perspektivisch eher ein Gymnasium weniger als eines mehr", sagt Schrum. "Die neue Stadtteilschule muss aber umgehend kommen. Schlimm genug, dass es sie noch nicht zum kommenden Schuljahr gibt. Aber spätestens in der Anmelderunde für 2022 muss sie mit den Fünftklässlern starten."
Um das durchzusetzen, will der Kreiselternrat nun auf allen Ebenen Druck machen. Die Idee: Ins gerade erst renovierte, aber nur in Teilen von der Grundschule und dem Regionalen Bildung- und Beratungszentrum (ReBBz) benutze Gebäude der Schule Leuschnerstraße, zieht die neue Schule im August 2022 mit zunächst vier oder fünf fünften Klassen ein.
Aus Sicht von Bernd Schrum schafft das genug Zeit, damit das ReBBz den bereits geplanten Umzug in seinen Neubau am Reinbeker Redder schafft. "Und es ist bei Blick auf die Bergedorfer Bedarfe unübersehbar. Aber um sowas auch von Hamburg aus zu erkennen, sollte man in der Behörde wieder regelmäßig mit den Fachleuten der hiesigen Institutionen im Bildungsbereich sprechen. Sonst geht Bergedorfs Schulentwicklung weiter am Bedarf vorbei."