Lohbrügge. Einst war er ein Nachwuchs-Talent bei Werder Bremen. Jetzt hat Lohbrügges Stürmer Marcel Walter den Fußball frustriert aufgegeben.

Als die Oberliga-Fußballer des VfL Lohbrügge Ende August das Hinrunden-Duell beim WTSV Concordia bestritten, lief sich Marcel Walter die Lunge aus dem Hals. Als einzige Spitze der Gäste sorgte der 24-Jährige nicht nur für Entlastung gegen die drückend überlegenen Jenfelder, sondern arbeitete auch viel nach hinten. Nach 68 Minuten wurde Walter entkräftet ausgewechselt und sah von der Bank aus, wie der frühere Dassendorfer Ian-Prescott Claus kurz darauf per Traumtor die 0:1-Pleite seines VfL besiegelte. Eine Woche später im Heimspiel gegen Barmbek-Uhlenhorst (3:0) wurde Walter wieder ausgewechselt. Diesmal verletzungsbedingt. Was damals niemand ahnte: Es sollte der letzte Einsatz des früheren U19-Bundesliga-Angreifers von Werder Bremen für den VfL Lohbrügge gewesen sein.

In Bremen spielte Walter zusammen mit späteren Bundesliga-Profis

Von seiner schweren Außenbandverletzung, die er sich gegen BU in einem Zweikampf zugezogen hatte, hat sich Walter nicht mehr erholt. „Er hat sich bis zur Winterpause nicht wieder berappelt“, bedauert Sven Schneppel, der den VfL gemeinsam mit Elvis Nikolic coacht. Vor einigen Wochen zog der Stürmer daher einen Schlussstrich unter seine Zeit am Binnenfeldredder. „Er hat uns verlassen“, verrät Schneppel und weint seinem Stürmer schon einige Tränen nach: „Wenn er topfit ist, kann er gegen jeden Gegner Tore schießen. Außerdem ist er ein feiner Kerl.“

Die berufliche Ausbildung hat für Walter jetzt Vorrang

Bei Werder Bremen spielte Walter in der A-Junioren-Mannschaft einst mit den heutigen Profis Johannes Eggestein und Niklas Schmidt zusammen. Vom PSV Neumünster kam er dann 2019 zu den „Wild Boyz“, wurde aber in seiner Lohbrügger Zeit immer wieder von langwierigen Verletzungen zurückgeworfen. Zudem nimmt seine handwerkliche Ausbildung viel Zeit und Kraft in Anspruch, sodass er sich entschieden hat, seine Zelte am „Binner“ abzubrechen – jedenfalls vorerst. Schneppel: „Er hat gesagt, dass wir uns ja noch mal unterhalten können, wenn seine Ausbildung beendet ist.“

Durch Walters Abgang waren die ohnehin spärlichen Offensiv-Optionen für das Lohbrügger Trainer-Duo noch einmal geschrumpft. Folgerichtig wurden in der Winterpause mit Rückkehrer Erdogan Pini sowie Christian Degener zwei neue Angreifer geholt. Zudem konnte Verteidiger Clifford Aniteye verpflichtet werden, der gleich bei seinem zweiten Einsatz für den VfL am Sonnabend (14 Uhr, Binnenfeldredder) auf einen vormaligen Club Concordia trifft.

Dreierkette? Viererkette? – Experimente in der Abwehr

Der 27-jährige Aniteye (Schneppel: „Er und Degener helfen uns richtig weiter“) wird gegen den Regionalliga-Aspiranten dringend benötigt, denn mit den verletzten An­dreas Metzler, Franklin Weber und Robert Pallasch sowie dem gelbgesperrten Jonas Holz fällt die komplette Stamm-Abwehrkette der Hinrunde aus. An die Seite von Aniteye in der Innenverteidigung könnte so Tim Santelmann rücken, der eigentlich auf der linken Seite beheimatet ist. „Vielleicht spielen wir aber auch mit einer Dreierkette“, sagt Schneppel. In diesem Fall würde wohl der monatelang wegen eines Kniebruchs ausgefallene Sandjar Ahmadi rechts, Aniteye zentral und Santelmann links verteidigen.

Concordia kommt mit einer furiosen Offensive

Mit einer völlig neuen Abwehrformation gegen die zuletzt sehr torhungrigen Concorden – 18 Treffer in den vergangenen vier Partien – antreten zu müssen, ist fraglos riskant. Da sich die Wege beider Teams anschließend trennen, weil Concordia in der Aufstiegsrunde und der VfL in der Abstiegsrunde spielen werden, ist die Partie sportlich bedeutungslos. Doch das will Schneppel nicht als Ausrede gelten lassen. „Für mich ist das trotzdem kein Freundschaftsspiel“, stellt er klar. „Wir werden mit unserer bestmöglichen Mannschaft auf den Platz gehen und versuchen, 100 Prozent zu geben.“