Lohbrügge. Die Gebäude sind veraltet. Doch auf dem großen Gelände eröffnet sich ein wahres Natur-Paradies mit Gehölzarten aus aller Welt.
Es ist ein kleines Paradies, das viele Lohbrügger kaum kennen: Das Thünen-Institut an der Leuschnerstraße 91 verbirgt hinter seiner formellen Zufahrt ein zehn Hektar großes Areal von beeindruckender Vielfalt. Im großen Park („Arboretum“) wachsen 1500 seltene Gehölzarten aus aller Welt, recken teils riesige Bäume ihre Äste in den Himmel. Andere exotische Pflanzen gedeihen im 14 Meter hohen Gewächshaus. Doch der Standort muss sich jetzt neu erfinden: Denn die alten, wissenschaftlichen Gebäude aus den 1960er-Jahren sind alle marode, teilweise schon geräumt. Und in den kommenden Jahren müssen Millionen Euro investiert werden, damit die Holzforscher des Thünen-Instituts (etwa 180 Mitarbeiter und 150 Studierende) in Lohbrügge bleiben können.
Erwünscht wäre ein hoher, Neubau aus Holz mit Café für alle
Für Professor Andreas Krause – seit anderthalb Jahren neuer Leiter des Instituts für Holzforschung in Lohbrügge – eine große Chance. Denn ein Umzug komme schon wegen des großen Arboretums und seiner Bäume „nicht infrage“, meint er: „Unser Arboretum ist ja eine grandiose Schönheit, die Bäume stehen teilweise schon seit 50 Jahren auf dem Gelände“. Also müsse am Standort etwas geschehen.
Und da ist Träumen erlaubt: Geht es nach Krause, würde sich das Thünen-Institut (siehe Kasten) mittelfristig mehr zum Stadtteil öffnen. Es könnte ein neues, hohes Hauptgebäude entstehen, eine Art hölzerner Leuchtturmbau, der durch seine ungewöhnliche Bauweise interessant für Führungen ist. Auch ein Café könnte es darin geben. All das müsse aber „politisch gewollt sein“.
Die Gebäude aus den 1960er und -70er-Jahren sind veraltet
Tatsache ist: Der Handlungsbedarf ist akut und erkannt. Die in den 1960er- und 70er-Jahren errichteten Gebäude entsprächen nicht mehr „vollumfänglich dem Stand der Technik“, bestätigt Thorsten Grützner, Sprecher der für das Gelände zuständigen Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn. Weil sich die Anforderungen an die Forschung verändert hätten, werde derzeit mit allen Beteiligten ein Konzept für die „Neugestaltung und Entwicklung des Gesamtgeländes erarbeitet“. Das Landwirtschafts- und das Finanzministerium seien über die „Bedarfe“ informiert.
Teuer wird es wohl werden. Denn die Gebäude sind ausnahmslos alle veraltet. „Die Holzchemie ist bereits eine Ruine und steht leer“, stellt Professor Andreas Krause fest. 2018 wurde das Haus aufgegeben, die Forscher zogen nach Barsbüttel um. Die Arbeitssicherheit konnte nicht mehr gewährleistet werden, das Aufrüsten für moderne Forschung war nicht möglich.
Auch der Brandschutz ist in die Jahre gekommen
Ähnlich katastrophal sieht es derzeit im Hauptgebäude (drei Etagen plus Keller) aus. „Etage eins bis drei werden vermutlich ab 2022 nicht mehr genutzt“, so Krause. Der Brandschutz ist in die Jahre gekommen – doch eine Sanierung wurde wegen des zu großen Aufwands unterbrochen. Nun hängen seit langer Zeit Kabel aus den Decken.
Die Mitarbeiter sollen schon bald in Container umziehen, die auf dem Parkplatz gleich an der Zufahrt des Geländes aufgestellt werden. Die Brandschutzsanierung solle dann fortgesetzt werden, heißt es aus der Bundesanstalt für Immobilien. Professor Andreas Krause hofft etwas anderes: Womöglich wird es am Ende ja doch der erhoffte Neubau. Schließlich könne der durch innovative Bauweise mit verschiedenen Holzarten auch wissenschaftlich interessant sein.
Im Gebäude der Holzbiologie ist Laborarbeit kaum noch möglich
Eine weitere Baustelle wird dann das Gebäude der Holzbiologie sein. Auch hier sind die Labore nicht auf dem neuesten Stand. Deshalb soll es wohl ein Labor-Interimsgebäude auf der Wiese nebenan geben.
Das Gelände solle insgesamt „zukunftsfähig und nachhaltig gestaltet werden“, verspricht Thorsten Grützner, Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Bonn. Deren Vorstandssprecher könnte daran auch ein Interesse haben – ist es doch der einstige Bergedorfer Bezirksamtsleiter, Dr. Christoph Krupp aus Lohbrügge.