Ochsenwerder. In den Gewächshäusern der Demeter Gärtnerei Sannmann in Ochsenwerder wird mit neuen Tomatensorten experimentiert. Der Geschmack zählt.
In der Demeter Gärtnerei Sannmann wurde jedes Jahr Ende Juli das beliebte Tomatenfest gefeiert. Mehr als 1500 Gäste besuchten Gewächshäuser und Felder zur Tomaten-Selbsternte. Beim Geschmackstest konnten alle Sorten der Gärtnerei probiert und gekürt werden.
Die beliebtesten Sorten im Ranking waren meist die herzförmige Ruth und die Vierländer Platte. Seit 2020 musste das Tomatenfest coronabedingt pausieren. Aber in den Gewächshäusern wird bereits die neue Saison vorbereitet: Schon seit Jahren experimentieren die Sannmann-Gärtner mit verschiedenen Tomatenpflanzen, um neue Sorten zu kreieren und samenfeste Linien zu gewinnen.
Auf den Geschmack kommt es an bei neuen Tomatensorten
Eine Tomatensorte wird „samenfest“ genannt, wenn sich aus ihren Samen wieder Pflanzen mit den gleichen Eigenschaften und dem gleichen Aussehen entwickeln. Dieser Prozess dauert viele Jahre.
„Die Tomate ist bei unserer biologisch-dynamischen Anbauweise eine sehr arbeitsaufwendige Kultur: je 1000 Quadratmeter Anbaufläche kalkulieren wir mit einer Arbeitszeit von knapp 800 Arbeitsstunden, das sind bei einer Gesamt-Anbaufläche von 4790 Quadratmeter etwa 3832 Arbeitsstunden. Bei Vollzeit wären das für eine Person 22 Monate Arbeit“, erklärt Markus Walkusch-Eylandt, Leiter der Erzeugung.
Sorten werden per Hand vermehrt und dem Standort angepasst
Gerade reifen neun Versuchssorten in den Gewächshäusern heran: die goldgelbe Gudrun stammt von einer Gärtnerin gleichen Namens aus dem Spadenland. Diese Cocktailtomate schmeckt süß mit milder Säure. Auch die knackige Zebra Datteltomate stammt von Gärtnerin Gudrun. Beide Sorten werden seit zwei Jahren per Hand selbst vermehrt.
Vier Sorten kommen von den „Tomatenrettern“ aus Reitbrook, die seit Jahren mit vielen Helfern eine große Saatgut-Börse der Tomatenvielfalt aufbauen: die runde grün-braun gestreifte Tomate „Weinberg“, die rosa Fleischtomate, die wie ein Herz aussieht, die dunkle „Negra Azteka“ und die „Siberian Tiger“, eine lilafarbene Tomate, die rot ausreift.
Geschmack, Ertrag und Krankheitsresistenz sind wichtig bei der Züchtung
Das riesige „Ochsenherz“ hat der Gärtnerei-Chef vor zwei Jahren im Allgäu auf einem Markt gekauft und seither jährlich in der Gärtnerei vermehrt und dem Standort angepasst. Zwei Variationen der Hausmarke „Sannmann-Strauch-Tomate“ werden seit drei Jahren vermehrt, eine Linie kommt von der Züchterin Christina Henatsch von der Wulfsdorfer Saatzucht.
Im Versuchsanbau wird festgestellt, wie eine Sorte mit dem Standort in der Demeter Gärtnerei Sannmann zurechtkommt, ob sie viel Ertrag bringt, widerstandsfähig, vital und gesund bleibt. Und auch das allerwichtigste Kriterium wird getestet: der optimale Tomaten-Geschmack. „Geschmack, Ertrag und Krankheitsresistenz sind sehr wichtige Kriterien für die Auswahl einer Sorte“, sagt Walkusch-Eylandt.
33.000 Kilo Tomaten werden bei Sannmanns jährlich geerntet
Grundsätzlich stelle sich immer die Frage, für welchen Verwendungszweck die Tomate erzeugt wird. Es gibt kleine süße Tomaten zum Naschen, schnittfeste für Salate und andere zum Kochen und Backen. „Große Tomaten wie die Vierländer Platte und das Ochsenherz eignen sich großartig als Ofengemüse - in dicke Scheiben geschnitten, mit Öl, Salz und Knoblauch bestrichen und kurz im Ofen überbacken schmecken sie köstlich“, empfiehlt der Gärtnermeister.
Für ihn und sein Team in den Tomatenhäusern ist wichtig, jedes Jahr neu zu schauen, welche Tomatensorten zur Gärtnerei passen und für die Kunden attraktiv sind. Jährlich werden bei Sannmanns von Mai bis Ende September etwa 33.000 Kilo Tomaten geerntet.
Kunden wechseln immer mehr zu regionalen Sorten
Alle Tomatensorten der Gärtnerei sind gefragt, auch steigt der Kunden-Wunsch nach regionalen, besonderen Sorten stetig. So kann der Bedarf nach der Vierländer Platte kaum noch gedeckt werden.
Die Versuchstomaten „Gudrun“ und Co. könnten schon nächstes Jahr das Tomaten-Sortiment der Gärtnerei Sannmann bereichern. Denn dann soll auch das Tomatenfest wieder gefeiert werden.
Tipps für die Tomaten-Zucht Zuhause
Standort: Im Garten den sonnigsten Standort wählen. Topf sollte groß genug (40 bis 50 cm Durchmesser) und vor Regen geschützt stehen. Ohne Regenschutz hält sich die dafür gezüchtete Sorte Philovita am besten.
Pflanzen: Die Tomatenjungpflanze etwas tiefer in gute Erde einsetzen (Rollkragen), dann bildet sie zusätzliche Wurzeln am Stamm und wächst stabiler. Ab einer Höhe von 40 Zentimetern einen Stab/Stock als Stütze einstecken und festbinden. Tomaten nicht zu dicht pflanzen (60 Zentimeter Pflanzabstand), um eine Durchlüftung zu ermöglichen. Draußen erst nach den Eisheiligen Mitte Mai pflanzen.
Düngen: Tomaten sind Starkzehrer und brauchen viel Dünger wie Kompost oder Brennnesseljauche um gut zu wachsen und Früchte zu tragen.
Pflege: Die Tomate muss jede Woche ausgegeizt werden, d. h. die Seitentriebe in den Blattachsen werden rausgebrochen. So entsteht der Rhythmus zwischen Blattwerk und Rispenbildung. Ab und zu sollten die Blätter entfernt werden, die vor den Rispen liegen, damit sie Sonne bekommen.
Bewässern: Die Wasserversorgung muss ausgewogen sein, bei zu viel Wasser können die Wurzeln faulen oder die Tomaten platzen. Gewässert wird am besten früh morgens.
Schlechte Nachbarn meiden: Tomatenpflanzen sollten im Freiland nicht mit Gurken, Kartoffeln, Rote Bete, Erbsen oder Fenchel zusammen gepflanzt werden.