Hamburg. Die Nachfolger der Bäckerei Kaul, Nazila und Pejman Tabasi, bekommen keine Genehmigung. Jetzt haben sie andere Pläne.

Andere hätten längst das Handtuch geschmissen, doch aufgeben liegt nicht in der Natur von Pejman Tabasi. Der 46-Jährige wollte vor mehr als einem Jahr in den Räumen der früheren Bäckerei Heinrich Kaul am Ochsenwerder Elbdeich 347 – neben Backshop und Kiosk – auch eine Pizzeria eröffnen, die Öfen hatte er bereits gekauft und eingebaut, Wasser- und Stromleitungen neu verlegt und den Gastraum in Tag- und Nachtschichten eingerichtet. Dann erfuhr er von Pizza-Anbietern in der Nähe und schwenkte auf Croques um. Doch nun machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung. Möglich ist nur Außer-Haus-Verkauf. Den will Tabasi nun möglichst schnell starten. Ein neuer Ofen soll im April im „Deichhus“ installiert werden.

Beim Außer-Haus-Verkauf und Lieferservice wird es vermutlich längere Zeit bleiben, der Gastraum darf nämlich – unabhängig von Corona – nicht genutzt werden: Tabasi hat keine Schankgenehmigung. Zwischen den Stühlen und Tischen und vor dem langen Tresen würden seine beiden Kinder spielen, berichtet der Perser. „Ich darf dort keine Gäste bewirten.“ Er habe „eine Nutzungsänderung zwecks Ausschankgenehmigung für Bistro und Café mit Hinweis auf Bestandsschutz gestellt“, sagt der 46-Jährige. Doch die Behörden würden ihm den Betrieb von Bar und Café verwehren.

"Dat Deichhus" setzt neben Kiosk und Backshop auf Croques

Bestandsschutz verlangt der Perser, weil sich in dem Gebäude nicht nur lange die Bäckerei Kaul befand, sondern einst auch eine Gastwirtschaft. Dies beweisen alte Fotografien. „Viele ältere Menschen aus der Nachbarschaft können sich noch gut daran erinnern. Außerdem gibt es Zeitungsartikel“, sagt Wilfried Kaul. Seine Familie hatte das Haus 1893 gekauft. „Dort betrieb sie mindestens 30 Jahre lang, bis 1980, auch eine Gastwirtschaft – vermutlich auch schon in früheren Jahrzehnten“, sagt der 67-Jährige und zückt eine alte Postkarte. Sie stammt vermutlich aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) und zeigt Gäste, die mit Getränken an einem Tisch vor dem Gebäude sitzen. „Gastwirtschaft und Bäckerei von H. Kaul“, steht am oberen Bildrand gedruckt. 1980 verlagerte die Familie die Gastronomie in den nahe gelegenen Seepavillon, den sie noch heute als Event-Location betreibt.

Im Bezirksamt weiß man von dem früheren Gaststättenbetrieb am Ochsenwerder Elbdeich 347 nichts: „Darüber findet sich nichts in unseren Archiven – und die zuständige Kollegin hat lange gesucht“, sagt Sprecherin Gabriele Günter und fügt hinzu: „Herr Tabasi muss einen ordentlichen Antrag stellen, dann wird sein Anliegen geprüft.“ Grundsätzlich gelte ein Antrag als zurückgenommen, wenn nachgeforderte Unterlagen nicht eingereicht würden, betont sie.

Trotz zweitem Standbein Kredit aufgenommen

Tabasi geht davon aus, dass diese nachgeforderten Unterlagen sein Budget übersteigen: „Für Nachweise zu Lärm, Brandschutz, Umwelt, Statik und sanitären Anlagen muss ich einen Architekten beauftragen. Vielleicht sind aufwendige bauliche Veränderungen erforderlich.“ Leisten könne er sich „Dat Deichhus“ mit hohen laufenden Kosten bisher nur, weil er ein weiteres Standbein hat, betont Tabasi: Zusammen mit drei Mitarbeitern vertreibt er Produkte des bundesweit arbeitenden Energieunternehmens Stadtwerke Ahrensburg. Neben dem Backshop befindet sich sein Büro. „Einen Kredit musste ich für ,Dat Deichhus’ trotzdem aufnehmen“, sagt er.

Voraussichtlich ab Ende April werden im „Deichhus“ Croques, Crêpes und Wraps zubereitet. „Den Bistro-Raum werden wir als Produktionsstätte nutzen.“ Eine Speisekarte liegt bereits vor. „Wir liefern dann auch die Artikel aus unserem Laden-Sortiment mit aus“, sagt Pejman Tabasi. „Welcher Lieferdienst sonst bietet so eine Auswahl an?“