Hamburg. Gastspiel-Manager Peter Offergelds stellt die Pläne für das Theater Haus im Park vor. Von Comedy bis Psychothriller.
Sind es die gepolsterten Klappstühle oder der samtweiche Vorhang? „Ah, ich habe diesen Theatergeruch vermisst!“, ruft Peter Offergeld begeistert, als er am Gräpelweg im großen Saal steht. Es dürstet ihn nach Kultur: Bloß zwei Vorstellungen durfte er anmoderieren, bevor der Corona-Vorhang fiel und sämtliche Aufführungen der aktuellen Spielzeit ausfallen mussten. Dabei waren immerhin 30 Produktionen an 44 Abenden vorgesehen. „Es ist schon traurig, aber immerhin konnten wir einige Termine verschieben. Dabei war es auch eine Sisyphusarbeit, die Ensembles wieder zusammenzubringen“, sagt der Gastspiel-Manager der Stäitsch.
Haus im Park: Peter Offergeld stellt das Programm vor
Gestern noch sprach er mit Till Demtrøder, der sein Stück „Vincent will Meer“ nicht in Bergedorf aufführen konnte. „Aber er war gerade in der Lüneburger Heide, wo er ein Schlittenhunderennen zugunsten der Welthungerhilfe machte“, weiß Offergeld. Weitere Darsteller haben sich als Synchronsprecher, Regisseurin oder mit der Arbeit am neuen Solo-Programm über Wasser halten können. Auch Sophia Gorgi hat die Pandemie gesund überstanden – ganz knapp aber nur: „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“, lautete der Titel, mit dem sie jetzt am 28. März auf der Bergedorfer Bühne stehen wollte. Nix ging mehr, schon gar nicht, wenn das fünfköpfige Ensemble hätte singen wollen: Sechs Meter Abstand zum Publikum wären das Mindeste gewesen. Das hieße, die ersten vier Reihen hätten frei bleiben müssen.
Die nächste Aufführung macht „glücklich in 90 Minuten“
Mit fast zwei Jahren Vorlauf planen die Schauspieler meist ihre Auftritte. „Jetzt mussten wir lernen, spontaner zu planen und kurzfristiger zu denken. Aber wir spielen alles, was irgendwie vor der Sommerpause möglich ist“, verspricht Offergeld, der auch „Glücklich in 90 Minuten“ werden kann: So heißt die musikalische Revue, die am 7. April nachgeholt werden könnte – so es die Corona-Verordnung erlaubt. Prompt klingelt wieder sein Handy: „Da gehe ich jetzt nicht ran. Das ist Mathias Richling, das dauert immer länger.“ Aber er hat noch einen Termin frei: Am 18. April will der Kabarettist an den Gräpelweg kommen. Als drittes und letztes Stück wird noch am 20. und 21. April eine Bühnenfassung des Fitzek-Psychothrillers „Die Therapie“ zu sehen sein.
Dann ist Pause von der Pause? „Nein, wir haben wirklich gut zu tun. Da werden Verträge umgeschrieben und neu verhandelt. Außerdem proben wir schon für die nächste Saison“, sagt der 52-Jährige. Am Altonaer Theater laufen etwa bald die Vorproben für das Musical „Hair“ an, das am 17. Oktober auch in Bergedorf zu sehen sein wird. Schon nächste Woche bekommen alle Abonnenten vom Theater Haus im Park Post, wird ihnen die neue Spielzeit 2021/22 vorgestellt – mit dem Angebot, dass die Kündigungsfrist um zwei Monate bis Ende Mai verschoben wird, so der Gastspiel-Manager: „Wir wollen keinen Druck machen, falls jemand keine Zeit hat. Aber ich hoffe, dass die Bergedorfer das jetzt pickepack-volle Programm so richtig ausnutzen.“
Neu im Programm "Die Reise der Verlorenen" und "Wie im Himmel"
Insgesamt sind 45 Abende auf seiner Liste schon grün markiert, etwa „Eine verhängnisvolle Affäre“ (22. Oktober), das Konzert von Stefan Gwildis (27. Oktober) und ein Comedy-Auftritt von Mirja Boes (30. Oktober). Völlig neu im Programm sind die Schauspiele „Die Reise der Verlorenen“ (4./5. November) und „Wie im Himmel“ (7. Dezember).
Zuletzt bedankte sich Offergeld auch bei jenen treuen Zuschauern, die nicht zuschauen durften und ihr Eintrittsgeld spendeten, als keine Aufführung möglich war: „So konnten wir auch mal eine Videoaufnahme machen, einen Regie-Assistenten oder einen Techniker aus der Kurzarbeit holen.“
Offergeld kennt nicht nur viele Bühnen, sondern betreut auch gern die Schauspieler
Überhaupt sei er begeistert von den Technikern: „Wir machen gut 60 Gastspiele in Hamburg, aber auch 300 auf anderen deutschen Bühnen, in Österreich und der Schweiz. Wenn unsere Ensembles auf Tournee gehen, spielen sie im barocken Stadttheater oder auch in der Schulaula, wo die Känguru-Chroniken sehr junges Publikum anziehen. Und oft sagen die Techniker wenige Stunden zuvor, das gehe überhaupt gar nicht. Doch wie durch ein kleines Wunder ist abends dann immer alles perfekt.“
Der Mann kennt nicht nur viele Bühnen, sondern liebt es auch, die Schauspieler zu betreuen: Da gilt es, den „herrlich bösen Humor“ von Liedermacher Stephan Sulke auch hinter der Bühne zu lieben. Oder er chauffiert Marie Luise Marjan von ihrer Hamburger Wohnung bis nach Bergedorf. „Es ist mir eine Ehrensache, die Gäste auch vom Bahnhof oder Flughafen abzuholen. Durch diesen Support wird mein Job rund: Ich bringe sie auf die Bühne, gern später noch an die Bar und schließlich zu ihrem Bett. Das gehört zu meinem Traumjob. Ich deale mit Künstlern“, sagt er schmunzelnd.
Große Vorfreude auf das neue Lichtwark-Theater in Bergedorf
Der nächste Deal ist längst eingefädelt. Wenn er seine 15. Spielzeit für das Theater Haus im Park über die Bühne gebracht hat, wird Peter Offergeld. . . nein, nicht aufhören. Im Gegenteil: Er freut sich auf das neue Lichtwark-Theater in Bergedorf. Es wird zwar nur 450 statt jetzt 469 Plätze haben, aber „wir wurden nach einer Wunschliste gefragt und werden ganz moderne Licht- und Soundtechnik haben. Da gibt es sogar ein Showlicht, das von der Bühne in den Raum geht“, schwärmt er vom „Highlevel, das noch ganz andere Künstler anziehen wird“.