Hamburg. Die meisten Bewohner der kleinen Gasse mit ihren Gründerzeithäusern setzen auf Nachhaltigkeit. Autos passen nicht in das Konzept.
Ein Jahr nach ihrer Premiere erobern die Lastenräder der Klimaretter von „Bergedorf im Wandel“ nun auch den Reetwerder. „Das war längst überfällig“, sagt Rainer Schäferkordt, der im Verein das Projekt „Lastlos“ organisiert. „Eigentlich wäre diese Straße mit ihrem kunterbunten Mix an kleinen, alternativen Läden schon für unsere Premiere der perfekte Ort gewesen.“
Aber damals fehlte dort der Platz, um eines der kostenlos zu leihenden Lastenräder dauerhaft abzustellen. Das soll sich jetzt ändern: In dieser Woche gibt es einen Ortstermin mit dem Bezirksamt Bergedorf, um zumindest einen der Parkplätze den Autofahrern streitig zu machen. Direkt vor dem Laden „Onkel Emma“, der fast alle seiner Waren unverpackt anbietet, soll das Lastenrad „Neptun“ stehen, gern unter einem noch zu bauenden kleinen Dach vor der Witterung geschützt.
Klimaschutz: Es ist das vierte Lastenrad des Vereins „Bergedorf im Wandel“
Schlüssel und Akku dieses vierten Lastenrads in der Flotte von „Bergedorf im Wandel“ werden beim „Onkel Emma“-Team um Florian Giese deponiert. Wer das Lastenrad nutzen will, meldet sich zuvor im Internet unter lastlos.bike an und reserviert das robuste E-Bike. Kosten entstehen dabei keine.
Das gleiche Prozedere ist erforderlich, um eines der drei anderen, ebenfalls kostenfreien Lastenräder zu buchen. „Kermit“ und „Zora“ stehen in der Radstation am Bahnhof Bergedorf, „Emma“ am Café Chrysander im Schlosspark direkt an der Chrysanderstraße 61.
„Das Angebot ist sehr gefragt, alle Räder werden täglich mehrmals ausgeliehen. Sogar bei Schmuddelwetter“, sagt Rainer Schäferkordt. „Genutzt werden sie für den Großeinkauf im Supermarkt, sogar für Umzüge und besonders gern auch für Ausflüge mit der ganzen Familie. Denn ,Neptun’ und ,Zora’ sind jeweils mit einer Kabine für zwei Kinder ausgerüstet.“
Ein Auftakt für mehr Radfahrer- und Fußgängerfreundlichkeit in Bergedorf?
Die Lastenrad-Premiere im Reetwerder könnte der Anfang von mehr Radfahrer- und Fußgängerfreundlichkeit in der kleinen Gasse mit ihren vielen Gründerzeithäusern werden: „Es wäre großartig, wenn wir vor unserem Geschäft mehr Platz für meine Kunden hätte“, sagt Florian Giese.
„Heute parken die Autos fast direkt an der Eingangstür. Dabei kommt kaum einer meiner Kunden mit dem Pkw. Doch den Radfahrern bleibt kaum noch Platz, ihre Räder irgendwo abzustellen. Es ist schon sehr, sehr eng.“
„Eigentlich sind die Autos ebenso wie die verdoppelte Zahl der Pflanzkübel eher Fremdkörper in dieser Straße, deren Geschäfte und Bewohner in der großen Mehrzahl auf Nachhaltigkeit setzen“, sagt Rainer Schäferkordt. „Der Bezirk täte gut daran, in diesem einzigartigen Straßenzug über ein neues Miteinander der Verkehrsteilnehmer nachzudenken. Denn die vielen parkenden Pkw nehmen dem Reetwerder sehr viel von seinem Charme.“