Hamburg/Escheburg. Weil sie von Ukraine-Flüchtlingen überrannt wird, muss die Tafel Bergedorf viele Kunden der Ausgabe St. Petri und Pauli wegschicken.

Das hat es in der 24-jährigen Geschichte der Tafel Bergedorf noch nie gegeben: Aufgrund stark ansteigender Kundenzahlen durch die vielen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine musste die Führungsriege um den 1. Vorsitzenden Peter Kuczora einen Aufnahmestopp für die wohl bekannteste der vier Ausgabestellen verhängen.

An der Ausgabestelle Bergedorfer Suppentopf, St. Petri und Pauli, können derzeit nur 120 Stammkunden und 40 aus der Ukraine stammende Menschen Lebensmittel bekommen. Dieser Stopp könnte nach Angaben von Ulrike Eckert-Rieke, stellvertretende Vereinsvorsitzende und Verantwortliche für die Ausgabestellen, demnächst auch bei einer weiteren Ausgabestelle drohen.

Tafel Bergedorf: Nachfrage übersteigt das Angebot

Eckert-Rieke schildert Zustände, welche die der Flüchtlingskrise von 2015 übersteige: „Wir werden zurzeit von ukrainischen Flüchtlingen überrannt Wir wollen niemanden wegschicken, müssen die Bedürftigen aber umleiten auf andere Ausgaben.“ So zum Beispiel an die Riehlstraße zur St. Christopherus-Kirche – aber auch dort droht die Nachfrage das Angebot zu übersteigen.

Und für Ulrike Eckert-Rieke ist auch noch etwas wichtig: die Gesundheit der insgesamt 150 Tafel-Mitarbeiter: „Unsere Ehrenamt­lichen sind an der Grenze. Wenn die nicht mehr können, bricht unser System zusammen.“ Allein 70 Personen sind mit der Ausgabe von Lebensmitteln beschäftigt.

Spende für die Tafel kam genau zur richtigen Zeit

Das heißt konkret: Derzeit können an der Ausgabestelle St. Petri und Pauli nur diejenigen bedient werden, die ordnungsgemäß registriert und über einen Tafelausweis verfügen. Der berechtigt zur regelmäßigen Lebensmittel-Unterstützung in den Ausgabestellen. In so einer Situation tut dieser unverhoffte Geld­segen richtig gut: Rund 60 Golfspieler folgten dem Aufruf des Führungsduos des GC Escheburg, Otto Ahlers (1. Vorsitzender) und Thomas Nowak (2. Vorsitzender), zum Benefizturnier für die Tafel Bergedorf.

Ulrike Eckert-Rieke von der Tafel Bergedorf nimmt den Scheck von Otto Ahlers (l.) und Thomas Nowak vom Golf-Club Escheburg entgegen.
Ulrike Eckert-Rieke von der Tafel Bergedorf nimmt den Scheck von Otto Ahlers (l.) und Thomas Nowak vom Golf-Club Escheburg entgegen. © BGDZ | Jan Schubert

Für das Turnier wurde nicht wie üblicherweise eine Startgebühr entrichtet, die Spieler sollten stattdessen eine Spende für die Tafel leisten: „Jeder konnte selbst entscheiden, was es ihm wert ist“, erklärt Clubpräsident Ahlers. Und seine Mitglieder wissen den Einsatz der Tafel Bergedorf offenbar zu würdigen: 6930 Euro kamen zusammen. „Der Großzügigste hat fast 500 Euro gegeben“, freut sich Vize Nowak.

Spende nicht für Lebensmittel gedacht

Mit den fast 7000 Euro soll nach Angaben von Tafel-Chef Kuczora der „erhöhten Ausgabensituation“ Rechnung getragen werden, unter anderem bei Benzin und anderen Betriebsausgaben. Obwohl es wohl diskutiert wurde, kauft die Tafel von dem Geld keine Lebensmittel hinzu. „Generell planen wir das nicht“, sagt Peter Kuczora.

Ein einziges Mal im Frühjahr 2020 war der Zukauf notwendig, als die Lieferketten im ersten Corona-Lockdown erschwert wurden und die Tafel Bergedorf dennoch ihre Kunden bedienen wollte. Dies geschah damals in organisatorisch höchst aufwendigen Freiluftausgaben auf dem Lohbrügger Markt sowie vor der Kirche St. Petri und Pauli.

2500 Menschen werden pro Jahr beliefert

Die Tafel Bergedorf gleiche mittlerweile „einem mittelständischen Unternehmen“, befand Eckert-Rieke in ihrer Dankesrede in der Clubgastronomie. Die Tafel-Belegschaft stemmt sechs Termine wöchentlich in vier Ausgabestellen.

Vier Autos gehören zum Fuhrpark der Tafel, sie fahren zweimal wöchentlich St. Petri und Pauli und St. Christopherus an, einmal pro Woche führt der Weg ins Pinkhaus in Bergedorf-West sowie nach Neuschönningstedt. 2500 Menschen werden so jährlich mit umgerechnet 700 Tonnen an Lebensmitteln beliefert.