Hamburg. Vor 50 Jahren im bescheidenen Rahmen gegründet, gehört die Firma Gert Bestier heute zu den etablierten Familienbetrieben im Bezirk.

Ein zum Büro umfunktioniertes Zimmer im Wohnhaus, eine Garage und zwei alte Autos – damit startete Gert Bestier 1971 am Ochsenwerder Landscheideweg 198 in die Selbstständigkeit. Den Klempner hatte seine Arbeit im Gaswerk nicht mehr zufriedengestellt.

Also kündigte er und baute gefolgt von zwei Kollegen und mit Unterstützung von Ehefrau Ingrid seine eigene Firma für Sanitärinstallation, Bauklempnerei und Gas-Heizungsbau in Ochsenwerder auf. In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist daraus ein moderner Familienbetrieb für Heizungs- und Sanitärinstallation geworden, der am 1. Juli ein Jubiläum begeht. Die Firma besteht seit 50 Jahren.

Die dritte Generation engagiert sich im Betrieb

Als Klempner werde zwar umgangssprachlich auch heute noch oft der Gas- und Wasserinstallateur bezeichnet, erklärt Guido Bestier (59), der 1981 in die Firma seines Vaters eingestiegen und dort seit 1986 auch als Geschäftsführer tätig ist. Von der klassischen Klempnerei sei man allerdings schon lange weit entfernt: „Darunter fallen Handwerker, die Bleche bearbeiten“ sagt er.

Heute lautet die offizielle Bezeichnung ihres Berufs „Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik“. Nils Bestier (31) ist seit 2013 Meister im Installateur- und Heizungsbauer-Handwerk und seit 2010 als dritte Generation Teil des Familienbetriebs.

Ladengeschäft in der Bergedorfer City war ein beliebter Treffpunkt

Nachdem die Firma an ihrem Stammsitz in Ochsenwerder schon zwei Jahre nach Firmengründung eine Werkstatt und ein Bürogebäude anbaute, gab es ab Mitte der 1970er-Jahre auch ein Ladengeschäft in der Bergedorfer City an der Alten Holstenstraße, das von Ingrid Bestier geführt wurde. Neben Beratung konnten dort auch Kleinteile gekauft werden. Es hatte zwar nur 15 Quadratmeter, doch wurde es zu einem beliebten Treffpunkt für Kunden, die dort auch gern mal nach einem Marktbummel auf einen Plausch vorbeikamen, erinnert sich Guido Bestier.

Als das Gebäude dann Anfang der 1990er Jahre umgebaut wurde, gab es dort für die Firma Gert Bestier jedoch keinen Platz mehr. „Von selbst hätten wir den Standort nie aufgegeben“, sagt Guido Bestier, dessen Frau Kirsten den Betrieb im Büro am Ochsenwerder Landscheideweg unterstützt.

Häufig kommen Neukunden auf Empfehlung

Von dort rücken die beiden Meister und drei Gesellen zu ihren Aufträgen aus, die vielfach in den Vier- und Marschlanden und Bergedorf, aber auch in Schleswig-Holstein und der Hamburger Innenstadt liegen. Zu den Kunden des Familienbetriebs zählen viele Privathaushalte, aber auch größeres Gewerbe oder Betriebe in öffentlicher Hand.

Ihre Einsätze bei Badinstallationen und -reparaturen sowie im Heizungsbau halten sich die Waage und reichen von der Beratung, über den Einbau bis zum Notdienst. Häufig würden neue Kunden auf Empfehlung den Weg zu ihnen finden.

Engagement bei den Betriebsjunioren und der Bezirkshandwerkerschaft

„Wenn die Vertrauensbasis stimmt, freut uns das sehr“, betont Guido Bestier. Ebenso wie sein Sohn schätzt er es sehr an seinem Beruf, viel unterwegs zu sein und dabei ständig in Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen zu kommen.

Auch wenn einige mit ihrem Job das Klischee verbinden, dass man häufig mit Fäkalien in Kontakt komme, weiß Nils Bestier es besser: „Es ist ein technischer Beruf, der viel Feingefühl erfordert“, sagt der 31-Jährige, der sich auch bei den Betriebsjunioren Bergedorf und im Beirat der Bezirkshandwerksmeister für das Handwerk stark macht.

Der Film „Werner – Beinhart“ gab ihrer Branche einen richtigen Push

Trotzdem sei es schwer, Mitarbeiter zu finden. Nur in den 1990er-Jahren, als der Film „Werner – Beinhart!“ um Lehrling Werner, Geselle Eckat und Meister Röhrich zum Kultstreifen aufstieg, erlebte ihre Branche einen richtigen „Push“, erinnert sich Guido Bestier. „Damals waren wir bei den Azubis sogar noch beliebter als die Kfz-Branche“, sagt der 59-Jährige.

Heute sei es gar nicht mal so schwer, Auszubildende zu finden, zum August wird wieder ein neuer Lehrling im Betrieb anfangen. Viel mehr fehle es an Gesellen. „Wir könnten gut Verstärkung gebrauchen und mindestens noch einen Mitarbeiter einstellen“, sagt Nils Bestier, der noch in diesem Jahr in die Geschäftsleitung mit einsteigen wird.

Unsichere Coronalage machte Jubiläumsplanungen zunichte

Und nicht nur das ist neu im Betrieb: Zum 50. Geburtstag gibt es quasi eine Frischekur. Das Logo wird neu und modern gestaltet, ebenso der Internetauftritt überarbeitet. Zudem ist die Firma nun auch bei Facebook und Instagram präsent. Eins wird aber auch zukünftig bleiben: Die roten Polohemden und auch die roten Fahrzeuge, die sind längst zu ihrem Markenzeichen geworden.

Auch wenn ihnen zum 50. Geburtstag schon nach feiern zumute wäre, haben sie in diesem Jahr nichts geplant. Aufgrund der Corona-Lage war an eine Planung mit etwa 100 Gästen nicht zu denken. Eine Feier soll nachgeholt werden, wenn es die Situation wieder zulässt. Und mit den Mitarbeitern wird in jedem Fall auf den runden Geburtstag angestoßen.

50-jähriges Bestehen soll trotzdem gefeiert werden, wenn auch später

Dann soll es aber schon mehr sein, als ein gemütlicher Grillabend. Denn: „Hier geht es sehr familiär zu“, betont Guido Bestier. Und da ist es keine Seltenheit, dass am Freitag nach Dienstschluss gemeinsam ein Stück Fleisch oder eine Wurst aufs Rost gelegt wird. Zum Jubiläum soll es daher schon etwas Besonderes sein: „Wahrscheinlich gehen wir mal richtig schön gemeinsam auswärts essen“, sagt Nils Bestier.