Bergedorf. Viel Personal, motivierte Mitarbeiter: Bezirksamtsleiter zieht im Tätigkeitsbericht ein positives Zwischenfazit.
Ein Thema dominiert den Tätigkeitsbericht 2020 des Bezirksamts. Es überrascht nicht, dass Bergedorfs demnächst scheidender Verwaltungschef Arne Dornquast speziell die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Arbeit seiner Behörde ins Zentrum seines Referats stellte. Zudem gab es in der Bezirksversammlung Zoff zwischen den Abgeordneten in der Aktuellen Stunde, die sich mit der Impfentwicklung im Bezirk befasste.
76 Menschenleben hat die Pandemie bisher im Bezirk Bergedorf gekostet. Ein eher geringer Wert im Vergleich zu anderen Standorten, „doch sind das auch 76 Tote zu viel für mich“, betonte Arne Dornquast seine Anteilnahme.
Dornquast sieht den Bezirk gut aufgestellt
Generell jedoch sei Bergedorf, was Bekämpfung und Eindämmung der Pandemie angehe, gut aufgestellt. Dornquast wies insbesondere auf die erfreuliche Personallage des örtlichen Gesundheitsamtes hin: Liege der Stellenschlüssel normalerweise bei 27, „ist der Personalzuwachs während Corona um 154 Prozent gestiegen“, sagte Bergedorfs Bezirksamtsleiter stolz – und ergänzte: „Wir haben, was das Verhältnis von Corona-Betroffenen zu Mitarbeitern des Gesundheitsamts angeht, von allen Bezirken die beste Personalausstattung.“
Denn viele der unlängst rekrutierten Mitarbeiter des Gesundheitsamts, exakt 43 Arbeitskräfte, sind noch mindestens bis Ende des Jahres im Bergedorfer Kontaktnachverfolgungszentrum (KNZ) an der Stuhlrohrstraße engagiert. Überhaupt das KNZ: Bergedorf verfügt als einziger der sieben Bezirke über eine eigenständige Kontaktnachverfolgung und benötigt insofern keine Hilfe von Hamburgs Zentraler Unterstützung Kontaktverfolgung (ZUK) am Friedrich-Ebert-Damm 160.
Lobende Worte fand der Noch-Bezirksamtsleiter auch für die 720 Mitarbeiter seines Hauses, das sich seit Mitte März 2020 neu sortieren musste unter dieser Prämisse: „Gebäude geschlossen, Dienstleistung ja.“ Dornquast mochte keine Abteilung gesondert herausheben, aber: Alle Abteilungen und Fachbereiche mit Publikumsverkehr hätten gezeigt, dass in schwierigen Zeiten viele Bürgerwünsche sowohl online als auch telefonisch, aber eben auch teilweise nach Terminvereinbarung unter Einhaltung der Hygienestandards möglich blieben: „Es ging auch anders. Unsere Kunden haben wunderbar mitgespielt.“
Im Ziel vereint, in der Sache nicht unbedingt
Vor dem Tätigkeitsbericht hatte Heribert Krönker von Bergedorfs Grünen-Fraktion die Aktuelle Stunde „Impfen in Bergedorf: Was wird dafür getan?“ angemeldet. Krönker stellte dabei drei Säulen als Erfolgsfaktoren der rot-grünen Senatspolitik heraus: das Bergedorfer Impfzentrum Bethesda als Alternative zum Impfzentrum in den Messehalle, die Unterstützung durch Hausärzte und die Entscheidung für vermehrte Impfdosenzuteilung an sozial schwächere Stadtteile.
Dabei redete Krönker nicht alles schön, wies beispielsweise „auf die teilweise am Rand der Belastbarkeit“ stehenden Arztpraxen durch die durchaus zeit- und ressourcenintensiven Impfprozesse hin. Hingegen gute Entscheidungen seien die Einrichtung des Bergedorfer Impfzentrums und ebenfalls, „belasteten, raumbeengten Stadtteilen“ mehr Impfdosen zur Verfügung zu stellen, so wie im Falle von Lohbrügge. „Wir müssen die Impfkampagne verstärken, vor allem dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben“, sagte Heribert Krönker.
Fehlender Impfstoff wird bemängelt
Krönkers Ausführungen jedoch irritierten so manchen Kollegen. So empfand Julian Emrich (CDU) die Darstellung Krönkers zwar als guten Überblick, doch: „Ich bin etwas verwundert über das Thema. Wir sind in der Sache ja einig, aber ich hoffe, dass sie die Impferfolge nicht alle für sich proklamieren.“ Beispiel Bergedorfer Impfzentrum: Ein solches habe die Union schon länger angeregt, bevor das Bergedorfer Krankenhaus Ende April von der Sozialbehörde mit entsprechender Aufgabe belegt wurde.
Maria Westberg (Die Linke) bemängelte vor allem die Quantität der zur Verfügung stehenden Impfstoffmenge. Und noch etwas fehle: „Wir haben immer noch zu viele Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen. Viele müssen noch überzeugt werden.“ Westberg sieht bei dieser Aufgabe vor allem das Bezirksamt in der Pflicht, das beispielsweise über verschiedene Medien vielsprachiger aufklären und informieren müsse. „Wenn Ihr Appell, Herr Krönker, in die Richtung gemeint ist, dass wir möglichst viele impfen müssen, stimmen wir ihnen zu.“