Hamburg. Langfristig soll ein Entwicklungskonzept entstehen – nach den Planungen von Oberbillwerder. Was das für die Anwohner bedeutet.
Mit 8,1 Kilometern zählt der Billwerder Billdeich zu den längsten Straßen Hamburgs und macht Billwerder damit zum längsten Straßendorf der Stadt. Die Bille, die Kirche St. Nikolai, viel Natur und auch Gewerbe, Bauern- und Pferdehöfe sind kennzeichnend für die kurvige Deichstraße. Doch auch die Justizvollzugsanstalt Billwerder, die derzeit um ein Jugendgefängnis erweitert wird, sowie der geplante Stadtteil Oberbillwerder sind in unmittelbarer Nähe des Billwerder Billdeichs zu finden.
Um in diesem Spannungsfeld den dörflichen Charakter mit seiner historisch gewachsenen Siedlungsstruktur, das Landschaftsbild und die Eigenart der Kulturlandschaft trotz der geplanten städtebaulichen Entwicklung Oberbillwerders zu erhalten, beauftragte der Stadtentwicklungsausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung die Verwaltung bereits im Jahr 2017 mit einer städtebaulichen und freiraumplanerischen Untersuchung. Die Ergebnisse stellte Stadtplaner Axel Schneede aus dem Bergedorfer Bezirksamt am Mittwochabend im Stadtentwicklungsausschuss vor.
Stadtplanung sieht langfristiges Entwicklungskonzept vor
Dabei handelt es sich nur um einen ersten Schritt eines langfristig angelegten Entwicklungskonzepts, betonte Axel Schneede Dabei wurden der Bestand analysiert und der Billwerder Billdeich und seine Umgebung im Radius von 200 Metern im Bereich zwischen der Brücke über die A1 und Bergedorf-West untersucht. Sowohl Eigentumsverhältnisse mit überwiegend städtischen Flächen als auch Bevölkerungszahlen und Altersstruktur, ebenso wie das Ortsbild und der Verkehr flossen in die Untersuchung mit ein, erläuterte Axel Schneede.
Dabei wurden Stärken als auch Schwächen und letztlich vier Handlungsfelder herausgearbeitet: Zum einen gelte es, das bestehende Orts- und Landschaftsbild zu erhalten. Vor allem die für den Billwerder Billdeich prägenden Landschaftsfenster, die an 15 Stellen zwischen der Bebauung und den Siedlungsinseln den Blick in die Landschaft freigeben, gelte es freizuhalten, so Schneede. Entsprechende planungsrechtliche und naturschutzrechtliche Instrumentarien könnten dies unterstützen, wozu im weiteren Verfahren Überlegungen angestellt werden sollten, heißt es im Bericht der Stadtplaner.
Bebauung trotz Landschaftsschutzgebiet?
Auf einigen Hofstellen bestehe ein Nachverdichtungspotenzial. Eine bauliche Weiterentwicklung müsse jedoch behutsam erfolgen und sich in das bestehende Ortsbild und die Siedlungsstruktur einfügen, so die Planer. Die Christdemokraten Jörg Froh und Bernd Capeletti fragten nach, ob eine solche Entwicklung auch trotz des Landschaftsschutzgebiets Billwerder Kulturlandschaft, das die Umweltbehörde (Bukea) südlich des Billwerder Billdeichs plane, noch möglich sei.
Das Bezirksamt befinde sich dazu in Abstimmung mit der Bukea und sei bestrebt, dass man zu einer „gütlichen Einigung kommen werde“, so Schneede. Trotz Landschaftsschutzgebiet könne es nicht heißen, dass im Hinblick auf eine bauliche Entwicklung „nichts mehr gehe“, so der Stadtplaner.
Beteiligung von Bürgern soll zu späterem Zeitpunkt erfolgen
Auch der Verkehr auf dem Billwerder Billdeich war in der Untersuchung im Fokus: Insbesondere in Hinblick auf Oberbillwerder müssten verkehrliche und gestalterische Lösungen entwickelt werden, um den Mobilitätsanforderungen gerecht werden zu können. Vor allem das vorhandene Wege-, Radwege- und Reitwegenetz sollte optimiert und weiter in der Nachbarschaft vernetzt werden.
Der nächste Schritt sieht die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern vor, um Ziele und Zukunftsvisionen für den Billwerder Billdeich zu erarbeiten. Eine Stadtwerkstatt, wie in den vergangenen Jahren in Ochsenwerder oder in Moorfleet, habe sich dabei bewährt, konstatiert Axel Schneede. Allerdings schlägt das Bezirksamt vor, damit noch zu warten: „Es gibt keinen unmittelbaren Handlungsbedarf“, stellt Axel Schneede fest. Viel mehr sollte der Fortgang der weiteren Planungen von Oberbillwerder abgewartet werden.
Der Stadtentwicklungsausschuss nahm die vorgestellten Ergebnisse zustimmend zur Kenntnis und folgte der Einschätzung des Bezirksamtes: Das Verfahren mit aufbauendem Beteiligungsprozesses soll zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetzt werden.