Curslack. Als Zuschauer betrat Torsten Henke am Sonnabend den Sportplatz am Gramkowweg und verließ ihn als neuer SVCN-Interimstrainer.
Ahnungslos betrat Torsten Henke, der langjährige Trainer des Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme, am Sonnabend die altvertraute Sportanlage am Gramkowweg. „Ich hatte morgens bei der B-Jugend mitgecoacht, wo ich unterstützend ein bisschen helfe, und wollte mir nun eigentlich nur ganz entspannt das Spiel der Herrenmannschaft gegen Niendorf ansehen“, schilderte Henke. „Da kamen der Vorsitzende Hartmut Helmke und Manager Oliver Schubert auf mich zu und fragten, ob ich mir vorstellen könnte, das Team als Interimscoach für den Rest der Saison zu betreuen.“ Henke bat sich etwas Bedenkzeit aus. „Mitte der ersten Halbzeit habe ich dann oben auf der Tribüne zugesagt.“ Bereits am Dienstag im Heimspiel gegen Buchholz 08 wird die Vereins-Ikone erstmals wieder an der Seitenlinie stehen.
Die 1:4-Heimniederlage des Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme gegen den Niendorfer TSV wurde angesichts der Personalrochade am Sonnabendnachmittag schnell zur Nebensache. Denn nun müssen sich die Vierländer für die kommende Saison sportlich völlig neu aufstellen. Trainer Christian Woike, der bereits für die kommende Spielzeit zugesagt hatte, hatte den Verein aus beruflichen Gründen gebeten, ihn aus dieser Zusage zu entlassen. SVCN-Manager Oliver Schubert willigte ein.
Christian Woike schafft den Sprung in den Profi-Fußball
Hintergrund ist, dass Woike seit einer Woche beim Vermarkter Sportfive für Hannover 96 zuständig ist. „Für Crille geht damit ein Traum in Erfüllung“, schildert Schubert. „Er wollte sich immer im Profi-Fußball etablieren und hätte das ohne seine Verletzung sicher damals als Spieler schon geschafft.“ Schon nach wenigen Tagen im neuen Job war klar, dass der Trainerposten in Curslack nebenher nicht mehr zu stemmen wäre. Bei einem gemeinsamen Frühstück beratschlagten Woike und Henke am Sonnabend gemeinsam, wie es weitergehen könnte, und kamen dabei schnell auf einen Namen: Torsten Henke.
Das Vierländer Urgestein hatte die Mannschaft 2002 nach dem Ende seiner aktiven Karriere in der Bezirksliga übernommen und in die Oberliga geführt. 16 Jahre lang war Henke der SVCN-Coach. Aus einem Dorfclub machte er in dieser Zeit eine der führenden Adressen im Hamburger Amateurfußball, auch weil das Umfeld beim SVCN stimmte. Mit großer Energie setzte der Club ambitionierte Projekte wie den Bau des Kunstrasens und der Tribüne um.
Einmal coachen Henke und Woike noch gemeinsam
Unter Woike wollten die Vierländer in dieser Saison nun sogar um die Oberliga-Meisterschaft mitspielen. Das misslang bekanntlich, weil das prominent besetzte Team sein Potenzial nicht ausschöpfte. „Dadurch das Torsten die Mannschaft als Interimscoach übernimmt, haben wir jetzt Zeit, einen neuen Trainer für die kommende Saison zu suchen. Das wird Zeit brauchen“, sagt Schubert. „Dafür bin ich Torsten sehr dankbar.“ Für Woike, der nur noch an Wochenenden Zeit hat, gibt es am Sonnabend in einer Woche beim Auswärtsspiel in Niendorf noch ein Wiedersehen mit seine Mannschaft. Dann nimmt er seinen Abschied und coacht bei dieser Partie das Team gemeinsam mit Henke.
Auf Henke wartet viel Arbeit, denn zum Saisonfinale müssen die Vierländer sieben Partien in 15 Tagen bestreiten. Schubert hatte vergeblich auf eine Verlängerung der Saison gedrängt. Wegen der prekären Personalsituation soll dabei auch auf Spieler aus der Alten Herren, den Senioren und der 2. Mannschaft zurückgegriffen werden. „Wir müssen jetzt alle zusammenrücken“, betont der Manager. „Wir wollen die Saison mit Spaß zu Ende bringen und versuchen, wenigstens noch ein oder zwei Spiele zu gewinnen.“
Keeper Gianluca Babuschkin sorgt für Wirbel als Stürmer
Gegen Niendorf, das ja noch mit der TuS Dassendorf um den Meistertitel kämpft, liefen die Curslacker aber komplett mit Spielern aus der 1. Herren auf und lieferten eine anständige Leistung ab. Selbst von der frühen Gäste-Führung durch Amir Ahmadi (6.) ließ sich der SVCN nicht irritieren. Tim Schmidt glich postwendend zum 1:1 aus (13.). Doch schon zur Pause setzte sich Niendorf durch Tore von Lennart Merkle (32.) und erneut Ahmadi (35.) auf 3:1 ab. Als dann Merkle nach dem Seitenwechsel auf 4:1 erhöhte, war die Begegnung entschieden.
Um wenigstens fünfmal wechseln zu können und die Belastung für die einzelnen Spieler möglichst gering zu halten, wechselte Woike schließlich auch noch Torwart Gianluca Babuschkin als Stürmer ein. „Er hatte sich bereit erklärt, im Feld zu spielen, und Leon Giese dafür den Vortritt im Tor gelassen“, betont Schubert. Und dann hätte Babuschkin das Spiel sogar noch einmal etwas spannender machen können, als er gleich mit einer ersten Ballberührung zu einer Kopfballchance kam, diese jedoch vergab (80.). So blieb es bei der 1:4-Niederlage.
Buchholz 08 war 2018 Henkes letzter Gegner und ist jetzt der erste
Nach Spielschluss erfuhr die Mannschaft in der Kabine von der Trainer-Rochade. Am Dienstag im Spiel gegen Buchholz (19 Uhr, Gramkowweg) wird Babuschkin wieder ins Tor zurückkehren, da Giese beruflich verhindert ist. Angst, sich in den kommenden Wochen seinen guten Ruf zu ruinieren, weil die Corona-geschwächte und personell ausgedünnte Mannschaft kaum noch konkurrenzfähig sein kann, hat Interimscoach Henke („Das ist jetzt nicht wichtig“) nicht. Und wer weiß: Vielleicht ist der Gegner für seine erste Bewährungsprobe ja ein gutes Omen. Denn gegen Buchholz 08 bestritt Henke am 26. Mai 2018 nach 16 Jahren sein letztes Spiel als SVCN-Trainer. Damals gab es einen 2:1-Erfolg für Curslack.
SVCN: Giese – Schlufter (46. Bulut), Spiewak, Doege, Wilhelm – Rogge (78. Babuschkin), Mohr (58. Mankumbani) – Schmidt (58. El-Nemr), Janelt (58. Behrens), Kühn – Mokhlis