Bergedorf. DGB-Stadtverband lädt zu Kundgebung und Marsch gegen den Krieg und für soziale Gerechtigkeit.
Zwei Jahre war es am 1. Mai eher ruhig in Bergedorf. Aber das soll sich jetzt ändern: Gut 600 Teilnehmer erwartet Bergedorfs DGB-Stadtverband für Sonntag um 10 Uhr zur Demo ab Lohbrügger Markt durch Bergedorf – und anschließend ab 11 Uhr zur großen Kundgebung im Rathauspark am Schulenbrooksweg. Das Motto: „GeMAInsam Zukunft gestalten“.
Bergedorfs Gewerkschaftschef Ernst Heilmann kündigt auch thematisch ein vielseitiges Programm an: „Natürlich wird Putins Krieg in der Ukraine mit allen seinen Auswirkungen Thema sein. Aber gleichzeitig geht es um die nicht weniger wichtige ökologisch-soziale Transformation unserer Gesellschaft.“ Denn Heilmann fürchtet, dass Klimaschutz, wachsende Armut und der Kampf um soziale Gerechtigkeit buchstäblich unter die Ketten der neuen Aufrüstung geraten.
Demonstration beginnt um 10 Uhr am Lohbrügger Markt
„Angesichts der gut 50 Milliarden Euro, die Deutschland bisher schon Jahr für Jahr in die Bundeswehr investiert, frage ich mich, wieso wir dafür keine funktionsfähige Verteidigungsarmee bekommen haben“, erinnert der DGB-Chef daran, dass selbst Russland sich sein Militär bisher „nur“ 66 Milliarden Euro pro Jahr hat kosten lassen. „Viel besser, als in noch mehr Rüstungsausgaben, wären Deutschlands nun beschlossene zusätzliche Milliarden in eine neue Friedensarchitektur Europas investiert. Und in die ökologisch-soziale Wende.“
Mit großer Sorge betrachtet man beim Bergedorfer DGB schon seit Jahren die Veränderungen des Alltags durch Klimawandel, Digitalisierung und Globalisierung. Ein Gefühl mache sich breit, dass wenige einflussreiche Menschen und Firmen bestimmen, wohin die Reise geht, sagt Marit Pufahl, Mitglied im Vorstand des DGB-Stadtverbandes Bergedorf. „Es ist an der Zeit, bei diesen entscheidenden Themen wieder eine starke Mitbestimmung aller Menschen einzufordern. Und wirtschaftlich einen hohen Grad an Tarifbindung, damit der Wohlstand in Deutschland nicht nur einigen wenigen vorbehalten bleibt.“
Der Sozialkonsens in Deutschland gilt nicht mehr
Genau das bildet neben der Ukraine den zweiten Schwerpunkt des 1. Mai in Bergedorf: Es geht um die betriebliche Mitbestimmung und die simple Frage: Wozu brauchen wir Personal- und Betriebsräte?
„Viele der jungen Generation sehen in ihnen heute bloß Bremser des Fortschritts. Das ist gefährlich, denn sie sind das genaue Gegenteil“, sagt Ernst Heilmann. „Nur mit ihnen und starken Gewerkschaften gelingt es, alle am Wohlstand teilhaben zu lassen.“ Wer glaube, dass es reiche, jeden einzelnen für sich kämpfen zu lassen, nehme in Kauf, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter öffne. „Genau das ist in den beiden vergangenen Corona-Jahren noch stärker geschehen als zuvor. Der mit Gründung der Bundesrepublik eingeführte Sozialkonsens gilt nicht mehr. Er muss neu erkämpft werden.“
Dazu werden neben Ernst Heilmann am 1. Mai im Rathauspark auch die beiden Betriebsräte Michael Petersen und Jörn von Seth vom Glinder Bremsbelag-Hersteller Federal Mogul sprechen. Als vierte Rednerin tritt Bergedorfs Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann (SPD) ans Mikrofon.