Hamburg. Der 67-Jährige hat in seiner Amtszeit viel getan: von neuen Umkleiden bis zum Beachvolleyball-Feld. So ganz aber geht er nicht.

Eine einzige kleine Krähe hat an diesem sonnigen, aber sehr windigen Nachmittag auf einer Sitzbank vor dem Vereinsheim des SV Altengamme Platz genommen. Bernd Mohr, 1. Vorsitzender des Dorfvereins, erblickt sie sofort, als er die Tür zum Umkleidetrakt der Sportanlage am Gammer Weg aufschließt.

„Heute ist es nur eine. Zuletzt waren es so viele, dass man nur noch Schwarz gesehen hat“, sagt der 67-Jährige verbittert. Denn die Rabenvögel haben den Rasenplatz des Fußball-Landesligisten auf der Suche nach Würmern, Larven und Käfern in den vergangenen Wochen derart malträtiert, dass er nun uneben und voller Löcher ist. Praktisch jeder Schritt auf dem Feld bringt daher die Gefahr eines Kreuz­bandrisses mit sich.

Kurz vor dem Ende seiner 16-jährigen Amtszeit als SVA-Präsident am Freitag haben die krächzenden Krähen dem schräg gegenüber der Altengammer Sportanlage wohnenden Clubchef noch einmal Kummer bereitet. So wird er seinem Nachfolger – symbolisch gesprochen – zwar ein bestelltes Feld hinterlassen, aber leider einen ramponierten Rasen.

Bernd Mohr: Vereinsikone des SV Altengamme ist gebürtiger Curslacker

Doch Bernd Mohr wäre nicht Bernd Mohr, wenn er in seinen letzten Tagen als Vorsitzender des Vereins nicht bereits alles in die Wege geleitet hätte, um den Schaden zu beheben. „Unsere Landesliga-Mannschaft trifft sich und wird versuchen, den Platz zu begradigen. Und eine Rasenfirma habe ich auch schon kontaktiert“, erklärt der 67-Jährige.

Rund eineinhalb Dekaden hat er den SV Altengamme als stiller Macher geprägt. Unprätentiös, stets zuvorkommend und freundlich ist der in Curslack geborene Mohr („Die Hebamme hat dort gewohnt“) in dieser Zeit aufgetreten. Er ist in Altengamme aufgewachsen, lebt dort bis heute und ist tief verwurzelt in dem Stadtteil, in dem ihn die meisten nur „Bernie“ rufen.

SV Altengamme: Kein Mitgliederschwund während der Pandemie

Den rund 1100 Mitglieder zählenden SVA hat der gelernte Dreher, der sein Berufsleben bei der Hauni verbrachte, 16 Jahre lang mit ruhiger Hand geführt. Es ist auch sein Verdienst, dass der Club in diesem Zeitraum trotz des sich geänderten Freizeitverhaltens der Gesellschaft sowie der Belastung durch die Corona-Pandemie keinen Mitgliederschwund zu beklagen hatte.

Zudem kann der 67-Jährige für sich beanspruchen, eine der treibenden Kräfte bei der Erweiterung der Sportanlage am Gammer Weg gewesen zu sein. Der Umkleidetrakt wurde in Eigenarbeit vergrößert, ein Clubraum geschaffen sowie ein Beachvolleyball-Feld und eine Sprecherkabine gebaut. Weder Krähen noch andere hungrige Tiere werden also zerstören können, was Mohr geschaffen hat.

Der Zahntechniker Axel Nack steht als Nachfolger beim SV Altengamme bereit

Familie Mohr mit (v.l.) Sohn Marcel, Mutter Dagmar, Vater Bernd,  und Sohn Philipp.
Familie Mohr mit (v.l.) Sohn Marcel, Mutter Dagmar, Vater Bernd, und Sohn Philipp. © Thomas Rokos | Thomas Rokos

Nun aber zieht der Vater von Fußball-Abteilungsleiter Philipp und Ligaspieler Marcel einen Schlussstrich unter seine Zeit als SVA-Vorsitzender. „Ich möchte nicht mehr im Vordergrund stehen und finde es gut, wenn es an der Spitze der Clubs auch mal eine Veränderung gibt“, erklärt der 67-Jährige.

Als Nachfolger für Mohr kandidiert bei der Jahreshauptversammlung des Clubs Axel Nack. Der Zahntechniker und frühere Manager des Oberligisten SV Curslack-Neuengamme hat Stallgeruch. Er kickt in der 3. Senioren der Spielgemeinschaft des SV Altengamme mit dem SC Vier- und Marschlande.

Bernd Mohr bleibt Hausmeister der Anlage

Dort heißt einer seiner Mannschaftskameraden Ralf Herbrechter und bekleidet seit vielen Jahren das Amt des Fußball-Obmanns beim SVA. Auch „Herbie“, wie das Altengammer Original gerufen wird, will in Zukunft kürzer treten. Benjamin Timmann aus der 4. Herren-Mannschaft bewirbt sich um seine Nachfolge.

„Bernie“ und „Herbie“ werden sich also ab sofort die Partien ihres Herzensvereins entspannter anschauen können – wobei Mohr dem Landesligisten in anderer Funktion erhalten bleibt. „Ich werde hier auf der Anlage den Hausmeister machen“, kündigt der 67-Jährige an. Die nimmersatten krächzenden Krähen sollten sich ihrer Sache also nicht zu sicher sein...