Hamburg. Das Engagement des Grünen Zirkels zeigt Wirkung: Die Gruppe sammelt 2000 Unterschriften zur Rettung des alten Gebäudes.

Sie haben sich den Erhalt der historischen Kulturlandschaft Vier- und Marschlande auf die Fahne geschrieben. Aktuell setzt sich der Grüne Zirkel, eine unabhängige Interessengemeinschaft von Vierländer Bürgern, für das Gutshaus Riepenburg ein. Für den Erhalt des Kulturdenkmals hat die 20 Mitglieder starke Gruppe 2000 Unterschriften gesammelt. In dem Gebäude kann sich der 2016 gegründete Grüne Zirkel etwa die Einrichtung einer Informations- und Begegnungsstätte vorstellen. Dafür müsste jedoch grundsaniert und umgebaut werden.

Denn die Zeit arbeitet gegen die Zirkel-Mitglieder: Das 1853 errichtete Gebäude am Kraueler Hauptdeich 17, nahe dem Kirchwerder Mühlendamm, droht zu verfallen (wir berichteten). Das Gutshaus, das einzige noch erhaltene seiner Art in den Vier- und Marschlanden, gehört der Stadt. Doch die hat bisher nichts für den Erhalt des Gebäudes getan.

Denkmalschutzamt will sich mit der Liegenschaft in Verbindung setzen

„Das Haus ist seit zwei Jahren unbewohnt“, sagt Rolf Wobbe vom Grünen Zirkel. Die Interessengemeinschaft hat sich seit Sommer 2020 bereits mehrfach mit der Bitte an das Denkmalschutzamt gewandt, das Gebäude unter Schutz zu stellen. Aber erst kürzlich habe das Amt geantwortet, teilt Wobbe mit. Das Schreiben stimme den Zirkel allerdings zuversichtlich: „Das Denkmalschutzamt war mittlerweile vor Ort. Es hält das Haus für erhaltungsfähig und will seinen Erhalt empfehlen. Das Amt hat uns mitgeteilt, sich deshalb mit der Liegenschaft in Verbindung zu setzen“, sagt Wobbe.

Im neuen Lichtwark-Heft wird auch über das Gutshaus berichtet.
Im neuen Lichtwark-Heft wird auch über das Gutshaus berichtet. © Kultur- & Geschichtskontor | Kultur- & Geschichtskontor

Das rund 170 Jahre alte Verwalterhaus der früheren Domäne Riepenburg sei von historischer Bedeutung, habe laut Wobbe auch das Denkmalschutzamt bestätigt. Inwieweit das Gebäude erhalten werden kann, müsse allerdings ein Gutachten zeigen, denn es ist von Schwamm befallen. „Wir wollen zumindest das Haupthaus erhalten, am liebsten aber auch die Nebengebäude“, sagt Wobbe. Der Grüne Zirkel schlägt vor, das Haus nach einer Kernsanierung für alle zu öffnen,etwa als Kulturhof oder als Klimaschutzhaus.

Gutshaus Riepenburg in Kirchwerder: Sanierung und Umbau kostet eine Million Euro

Dort könnte die Geschichte der Riepenburg und der nahen Bracks sowie die Entwicklung der historischen Kulturlandschaft, aber auch Landwirtschaft, Gartenbau, Gewerke und Vereine vorgestellt werden. Zudem sollte dort Raum für die Darstellung der heutigen Aktivitäten von Naturschutzverbänden, Jägern, Anglern, Imkern, Landfrauen und Künstlern geboten werden. Das Haus biete auch Platz für Veranstaltungen, den Regionalausschuss und ein mobiles Kundenzentrum, argumentieren die Zirkel-Freunde. Das Problem: Sanierung und Umbau könnten schnell eine Million Euro kosten, haben die Gutshaus-Freunde errechnet. „Die Stadt kann sich allerdings um EU-Fördermittel bemühen“, sagt Rolf Wobbe.

Die Unterschriften, die der Grüne Zirkel in knapp einem halben Jahr gesammelt hat, sollen noch diesen Monat an Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank übergeben werden. Die Zirkel-Aktiven hatten laut Wobbe „auf mehr Unterschriften gehofft, aber diese Örtlichkeit kennt eben nicht jeder“. Gesammelt wurde in Geschäften und Tankstellen im Landgebiet und auch im Internet. Zudem hatte der Zirkel zahlreiche Vereine angeschrieben, um deren Mitglieder auf die Aktion aufmerksam zu machen.

Mindestens vier Gebäude sind im Laufe der Jahrhunderte abgebrannt

Das Haus hatte mehrere Vorgängergebäude, die etwa seit dem Jahr 1500 errichtet worden waren. Dort waren Landwirte mit ihren Familien und Mitarbeitern untergebracht. Sie hatten das Haus von der Stadt gepachtet. Es habe sich laut Grünem Zirkel nie in Privatbesitz befunden. „Mindestens vier Gebäude sind im Laufe der Jahrhunderte abgebrannt“, sagt Zirkel-Mitstreiter Georg Eggers. Im Gegensatz zu Ringwall und Burghügel, die unter archäologischem Denkmalschutz stehen, ist das Gutshaus jedoch nicht denkmalgeschützt.

Eggers: „Das Gutshaus ist – ebenso wie die Riepenburger Mühle und das Zollenspieker Fährhaus – eines der prägendsten Gebäude im südöstlichen Bereich von Kirchwerder.“ Die Zirkel-Mitglieder wissen von weiteren alten Bauernhäusern und Scheunen, die ebenfalls verfallen und laut Eggers ebenfalls „prägend für die Landschaft seien“. Eggers und seine Mitstreiter wollen das so nicht hinnehmen: „Wir fühlen uns für unsere Heimat verantwortlich. Die Rettung der Welt fängt vor der eigenen Haustür an“, sagt der in Kirchwerder lebende Landwirt im Altenteil

Keimzelle der Besiedlung der Vier- und Marschlande

Die mittelalterliche Festung Riepenburg war die Keimzelle der Besiedlung der Vier- und Marschlande in Richtung Westen. Von der Festung zeugen heute nur noch Teile des Ringwalls und der Burghügel. Die Überreste der um 1250 erstmals urkundlich erwähnten Burg wurden zwischen 1508 und 1512 abgerissen. Das Gutshaus befindet sich nahe dem früheren Standort der Burg. Das Gebäude errichtete der Hamburger Stadtbaumeister Johann Hermann Mack (1809-1868), bekannt vor allem als Architekt der Lombardsbrücke.

Im aktuellen Lichtwark-Heft 2021 des Bergedorfer Kultur- und Geschichtskontors (8 Euro; 120 Seiten, in allen Buchhandlungen) ist das Gutshaus ebenfalls Thema. Simone Vollstädt und Caroline Bergen widmen sich in der Zeitschrift ausführlich der Geschichte des Gebäudes.